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Jedes Jahr wird eine Ausstellung mit Arbeiten aus der eigenen Sammlung gezeigt. Diesmal sind es cirka fünfzig Werke von 26 Künstlern aus einem Sammlungsbereich mit 365 Arbeiten von ungefähr 150 Künstlern. Die Zeitspanne 1980 bis 2005 betrifft sowohl den totalen Zusammenbruch der sozialistischen Diktatur auf deutschem Boden als auch die Installation eines neoliberalen Kapitalismus. Es steht die Frage buchstäblich im Raum, wie darauf die Künstler reagieren und wie die Sammlung trotz finanzieller Einschränkungen wesentliche Positionen dokumentieren kann. Selbstverständlich können nur Einblicke in den heutigen babylonischen Kunst-Diskurs gegeben werden. Ein Thema ist zwar nicht anvisiert, dennoch lassen sich wesentliche ästhetische Zielrichtungen benennen: Die vielfache Umschreibung der Figur, eine soziale Recherche sowie die Hinterfragung unserer Alltagswahrnehmung, individuelle Mythologien und biografische Spurensuche, Art brut, Konkrete Kunst sowie deren Dekonstruktion und die Faszination der banalen Dinge. Dadurch ergeben sich in der Spätrenaissancehalle innerhalb dieser konzeptionellen Vielgestaltigkeit Dialoge oder Monologe, formale Brüche, Übergänge, Gemeinsamkeiten und konträren Haltungen. So hielt das Leben samt seiner krassen Widersprüchlichkeit Einzug in die Sammlung. Die unterschiedlichsten Sichtweisen auf die menschliche Figur finden wir zum Beispiel in der dramatisch existenziellen „Kreuzigung“ von Frank Seidel (Berlin) und in der unaufgeregten Männergestalt von Stephan Balkenhol aus Karlsruhe. In die Tradition der konkreten Kunst stellen sich die farbkräftigen Stahlskulpturen von Helmut Senf (Sassnitz). Seine geometrischen Harmonien werden umgehend in den Türmen der Berlinerin Eva-Marie Wilde konterkariert: rechtwinklige Architekturmuster brechen sich flirrend in imaginären Fassaden. „Der große Observator“ vom umtriebigen Wahrnehmungsstörer Kurt Buchwald (Berlin), hinterlässt eine bizarre Ahnung vom Überwachungsstaat. Ebenfalls zwischen Kunst und dem realen Leben sind die Schriftbanner sowie Fragebögen von Judith Siegmund (Berlin) angesiedelt. Sie erzählen von ihrer länderübergreifenden Kunstaktion „Soziale Geräusche III“ im Jahr 2000. Es ist eine politische Arbeit, die im schroffen Kontrast zur privaten, biografisch intendierten Schrankinstallation von Erika Stürmer- Alex aus Lietzen steht. Die Künstlerin füllt die Küchen- und Kleiderschränke mit Dingen aus dem Leben ihres Vaters und der Großmutter an. Die tollkühn philosophierenden Papageien, Nilpferde und Kühe in den poppigen Assemblagen des postmodernen Universalkünstlers BALAVAT aus Stokum-Püschen lassen Entdecker- und Fabulierlust aufblühen. Noch einen Schritt weiter in Richtung „Schöne jetzige Spielzeugwelt“ geht der vergnüglich schräge Bollerwagen mit der Giraffe „Nita“ von Horst Krüger aus Nauen. Er wird als würdiger Vertreter der Art brut vorgestellt. Die cool designte „Schatulle: Raumschiff“ des Berliners M.K. Kähne gleicht allein einem irritierenden Fremdkörper im sinnlichen Da-Sein. Verena Kyselka (Erfurt) holt seine surreale Alltagsgegenständlichkeit auf den Boden der geheimnisumwehten Realbanalität zurück. Ihre Videoinstallation bringt Licht in das weibliche Mysterium der Handtaschen. Text/Kurator: Armin Hauer

Balavat (E.Böttrich), (1937); S. Balkenhol (1957); J. Bartl (1956); R. Biebl (1951); K. Buchwald (1953); R. Burkart (1950); Rainer Görß (1960); K. Hack (1966); F. Heinze (1950); J. Herold (1965); M.K. Kähne (1963); Kaeseberg (d.i. T. Fröbel) (1964); U. Kowski (1964); H. Krüger (1936); V. Kyselka ; V. Lewandowsky (1963); F. Maasdorf (1950); M. Mayer (1959); O. Nicolai (1962); U. Puder (1958); U. Richter (1964); F. Seidel (1959); H. Senf (1933); J. Siegmund (1965) E. Stürmer-Alex (1938); E.- M. Wilde (1972)

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1980 bis 2005 - Objekte, Skulpturen, Installationen aus der Sammlung
Kurator: Armin Hauer

Künstler: Balavat , Stephan Balkenhol, Johanna Bartl, Rolf Biebl, Kurt Buchwald, Richard K. H. Burkart, Rainer Görss, Klaus Hack, Frieder Heinze, Jörg Herold, MK Kaehne, Kaeseberg, Uwe Kowski, Horst Krüger, Verena Kyselka, Via Lewandowsky, Maix Mayer, Olaf Nicolai, Ulf Puder, Ute Richter, Hans Scheib, Frank Seidel, Helmut Senf, Judith Siegmund, Erika Stürmer-Alex, Eva-Maria Wilde