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Presse-Information fünf, Februar 2008 Doppelte Krise? - art meeting über Kunstkritik und Akademien

Katerstimmung im Kunstsystem? Das Geschehen abseits der Märkte erweckt derzeit den Eindruck von Orientierungslosigkeit: Gibt's noch Qualität und Gehalt in der zeitgenössischen Kunst? Dabei ist sie mitten in der Gesellschaft angekommen. Museumsbesucher sind vor den Fußballfans erstmals in der Überzahl. Es geht aber ein Gespenst in der Szene um: Sinnverlust. Symptome zeigen vor allem die Künstlerausbildung und die Kunstkritik. Daher ist das art meeting, die Diskussionsplattform der art KARLSRUHE 2008, diesen zwei Reizthemen gewidmet. Sechs Experten aus beiden Bereichen sprechen Klartext. Es moderiert die Kunstkritikerin Dorothee Baer-Bogenschütz.

Am 28. Februar, von 14 Uhr an, untersuchen Prof. Anke Doberauer, Künstlerin und Lehrerin an der Akademie der Bildenden Künste München, Prof. Dr. Daniel Birnbaum, Rektor der Städelschule in Frankfurt am Main, sowie Prof. Dr. Wolfgang Ullrich von der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe die Situation an den Kunsthochschulen. Heutzutage muss laut EU-Verordnung – Stichwort "Bologna-Prozess" – vielerorts wie in der Schule "gepaukt" werden. Vorbei die Tradition der Erziehung zur Freiheit? Außerdem wecken die immensen Preise der Werke mancher Künstler den Wunsch, selbst Superstar zu werden. Doch programmiert sind Traumkarrieren keineswegs. Ein Blick auf die soziale Lage genügt: Nur fünf Prozent der Absolventen eines künstlerischen Studiengangs können von ihren Arbeiten leben. Was also sind die wirklichen Ziele einer fundierten Ausbildung heute? Und wo bleiben dabei die Studierenden?

Nicht minder heikel scheint es um die Kunstkritik bestellt zu sein. Am 29. Februar, von 14 Uhr an, steht sie zur Debatte. Prof. Klaus Honnef (freier Autor, Bonn), Hans-Joachim Müller (freier Autor, Freiburg im Brsg.) und Dr. Susanne Schreiber (Redaktionsleiterin Kunst und Kunstmarkt, "Handelsblatt", Düsseldorf) bestreiten die Kontroverse. Ist der Kritiker vom unterhaltsamen TV-Talk abgelöst worden? So viel ist klar: Kritik hat ihren Biss verloren. Zudem kann sie aufgrund der Vielzahl von Tendenzen und Positionen keine Kunstrichtung gegen die andere ausspielen. Wird sie folglich nicht mehr gebraucht, wie Hans-Joachim Müller provokant behauptet? Er vermutet ihre Funktion eher in einer Kultur der Unterscheidung und der Formulierung von Widersprüchen. Liegt dort der Sinn einer neuen, anderen und vor allem besseren Kunstkritik?

Beide Veranstaltungen finden in der dm-arena der Messe Karlsruhe statt und sind für jeden Messebesucher kostenlos. Mitdiskutieren ist erwünscht.

Übrigens: Mit F. W. Bernstein alias Fritz Weigle steht der erste Preisträger des Hans Platschek-Preises für Kunst und Schrift fest. Am 28. Februar, 13 Uhr, wird er in der dm-arena an den 1938 geborenen Grafiker, Lyriker und Satiriker verliehen.

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5. art Karlsruhe 2008