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Umfassende Überblicksschau zu zeitgenössischer figurativer Malerei in Villa Merkel und Bahnwärterhaus. Über 50 Werke von 13 Malerinnen und Malern, gewähren Einblicke in aktuelle Unterströmungen der Malerei.

Die Moderne sollte längst schon erledigt sein. Der Titel der Ausstellung allerdings droht nahezu ewiges Leben mit moderner Kunst an (… zumindest weitere gut 4900 Jahre!). Er lässt sich als ironische Kapitulation vor der Geschichte der Malerei lesen. Der Nachsatz, Painting, Smoking, Eating, zitiert den Titel eines legendären Bilds aus dem Jahr 1973 von Philip Guston. Er vollzieht Ende der 1960er Jahre einen überraschend radikalen Wandel von abstrakter hin zu figurativer Malerei. Das damalige Kunstestablishment ist entsetzt. Nicht nur der Vordenker der abstrakten Expressionisten, Clement Greenberg, stellt den Maler in die Ecke. Philip Gustons erste Ausstellung der neuen Bilder gerät zum Fiasko. Rund vierzig Jahre später hat sich die Situation fundamental geändert: Einer Vielzahl junger Malerinnen und Malern gilt Philip Guston nun als Vorbild.

5000 JAHRE MODERNE KUNST - Painting, Smoking, Eating zeigt in der Villa Merkel und dem Bahnwärterhaus gut fünfzig Bilder von dreizehn Malerinnen und Malern aus Europa und den USA. Darunter sind nicht nur Künstlerinnen und Künstler, die von Globalplayer-Galerien vertreten werden. Viele ihrer Arbeiten sind eigens für die Ausstellung entstanden, wie die drei Rauminszenierungen von Hanna-Mari Blencke, Lutz Braun und Sebastian Hammwöhner. Die Ausstellenden setzen sich mit ihrer Arbeit vom herrschenden Mainstream in der Malerei ab. Sie verbindet eine Lust am Fabulieren, die Hinwendung zur malerischen Handschrift und eine Vorliebe für die Groteske, etwa in der Vermischung von Trivial- und Hochkultur. Ihre hybriden Werke geben Hinweis auf eine Unterströmung in der zeitgenössischen Kunst. Die Galerien der Stadt Esslingen am Neckar präsentieren diese erstmals in einer Übersichtsausstellung.

Painting, Smoking, Eating – Malen als geistige Tätigkeit, Rauchen als reiner Genuss, Essen als lebenserhaltende Maßnahme – ganz so existenzialistisch geht es in der Ausstellung nicht zu. Die Zeit der Welterklärungsmodelle ist passé und die Ausstellung ein Markstein auf den verschlungenen Wegen der Malerei. Der Berliner Kritiker Christoph Bannat attestiert den Bildern von Michael Bauer, Matthias Dornfeld, Stefan Ettlinger oder Djordje Ozbolt eine Aufladung mit geisterhafter Innerlichkeit. Er empfindet sie als typisch für diese heimliche Szene. Als gesellschaftskritische Grotesken erscheinen die Bilder von Georganne Deen, Nicole Eisenman, Richard Hawkins, Dana Schutz, Peter Stauss oder Marcus Weber. Sie bieten Trivialmythen eine ideale Bühne. Karikatur, Comic und Volkskunst verbacken zu Bilderwelten, die komplexe Geflechte von Querbezügen sowie humorvolle und kuriose Inhalte etablieren.

Die Auswahl von Malerinnen und Malern, welche diesen „New Spirit in Painting“ vertreten, bietet in der Villa Merkel und im Bahnwärterhaus wunderbare Möglichkeiten, über die Zukunft der Malerei zu rätseln. Auf ganz profaner Ebene kann die Esslinger Ausstellung als Weiterführung der Berliner Schau „Bonjour Monsieur Ensor“ betrachtet werden, die Marcus Weber 2007 für den Ausstellungsraum Gmür zusammengestellt hat.

Kuratoren: Marcus Weber und Andreas Baur

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5000 Jahre Moderne Kunst -
Painting, Smoking, Eating

Kuratoren: Marcus Weber, Andreas Baur

mit Michael Bauer, Hanna-Mari Blencke, Lutz Braun, Georganne Deen, Matthias Dornfeld, Nicole Eisenman, Stefan Ettlinger, Sebastian Hammwöhner, Richard Hawkins, Djordje Ozbolt, Dana Schutz, Peter Stauss, Marcus Weber