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KEITH BOADWEE & AA BRONSON
PLAID
Ausstellung: 26.2. - 9.4. 2016
Eröffnung: 25.2., 19:00 – 21:00

„Der Künstler steht nicht vor dem Bild, er ist vielmehr im Bild“
Otto Mühl

Vor allem war die Ausstellung „PLAID“ eine Einladung: Eine Einladung von AA Bronson an Keith Boadwee einige Arbeiten, die sich für Boadwee schon längst erledigt hatten, wieder aufzunehmen und sie nun als gemeinsames Projekt erneut auszuführen. Die Zusammenarbeit scheint auf fast selbstverständliche Weise naheliegend: Bronsons Arbeit als Heiler konzentriert sich bekanntermaßen auf den Anus; sowohl Bronson wie auch Boadwee teilen eine Geschichte des kollaborativen Arbeitens, in der sie immer wieder großzügig jüngere Künstler eingeladen haben, eine Rolle in ihrem Werk zu spielen. Und genau das ist auch hier passiert. Bronson, der Ältere, hat den jüngeren Boadwee auf sein Spielfeld in den Salzburger Kunstverein eingeladen, um einige von Boadwees wichtigsten Arbeiten wieder aufzuführen.

Österreich ist natürlich reich an kunsthistorischen Traditionslinien, die die zentrale Position des Körpers und der Körperlichkeit anerkennen. Die Wiener Aktionisten stellen sicherlich einen Schlüsselmoment in diesem historischen Narrativ dar. Ihre frühen, zukunftsweisenden Performances nahmen das theoretische Gerüst von Freud und Jung auf, um es in körperlicher Form in den öffentlichen Raum zu schleudern. Boadwee und Bronson entschieden sich, das performative Erbe des Aktionismus und sein bekanntes Verhältnis zur Malerei unmittelbar zu adressieren. Die Substanzen des Körpers werden auf die Leinwand gespien. Blutrot, giftgrün, scheißbraun: ein triefender Strom ineinander verwobener Körpersäfte durchkreuzt die Leinwand. Zwei Arschlöcher, die ein dichtes Gewebe entstehen lassen, das zwar vom Körper kommt, diesen aber transzendiert; ein Feuerwerk analer Hingabe. Zwei Arschlöcher sind besser als eins.

Der Wiener Fotograf Georg Petermichl hat den komischen, merkwürdigen, ungelenken und zärtlichen Prozess der Klistier-Kollaboration in einer die Malereien begleitenden Publikation dokumentiert. Diese als Buch und Einladung präsentierten Fotografien von Boadwees und Bronsons bärtigem, schwulen Janus fungieren als das offenbarende Supplement der Malereien – an- und abwesend zugleich, das figurative Geheimnis, das die Bedeutung der abstrakten Oberflächen enthüllt.

Justin Lieberman