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Der 1977 im Schwarzwald geborene und in Berlin lebende Lohmüller gilt als einer der vielversprechendsten Künstler seiner Generation: 2009 zählte er zu den Stipendiaten des Berliner Senats, auf der 6. Berlin Biennale und in der Temporären Kunsthalle Berlin hatte er vielbeachtete Auftritte. Nun zeigt Adrian Lohmüller in der Städtischen Galerie Nordhorn unter dem Titel "The False-Self System" ("Das Scheinselbst-System") vom 25. Juni bis 21. August 2011 eine komplexe Rauminstallation sowie verschiedene Objekte und Videofilme.

Für seine Rauminstallation in der Städtischen Galerie Nordhorn verschließt Lohmüller Fenster und Türen des Ausstellungspavillons geradezu hermetisch. Nur durch die Löcher eines in der Außenwand installierten Gullideckels kann der Besucher von außen in den hell erleuchteten Ausstellungspavillon hineinschauen oder den Raum durch einen schmalen Eingang betreten. Im Mittelpunkt ist eine Installation aus einem an der Decke befestigten Tank und Rohren aufgebaut. Aus den beiden Rohren tropft Wasser auf einen Stapel Gipsplatten und einen Gipshaufen. In einem fortlaufenden Prozess verändern sich diese Materialien, erhalten Risse, brechen gar oder verklumpen.

Mit großer Vorliebe arbeitet Lohmüller auch mit anderen Flüssigkeiten wie beispielsweise Schmutzwasser, Seife oder auch mit Abwässern. So zeigt die Installation "Klärwerk" von 2007 zahlreiche Gläser, in denen das Schmutzwasser der Kleidung aufbewahrt ist, die Lohmüller in seinem eigenen kleinen "Klärwerk" gereinigt hat und in dem Videofilm "Trivialität und Trauma" von 2008, der in einem abgetrennten Raum zu sehen ist, kann Lohmüller bei der peniblen Reinigung eines Wiener Gullideckels beobachtet werden.

Lohmüllers Interesse an Transformationsprozessen, an der Sichtbarmachung des Inneren, des Verborgenen demonstriert auch eine weitere raumgreifende Installation: Quer durch den Pavillon ist eine rote Schnur gespannt, an deren einem Ende ein Zementzylinder hängt – das Ergebnis einer Kernlochbohrung. Neben offensichtlichen Elementen der Poesie und der Schönheit weisen die meisten Arbeiten Lohmüllers immer auch einen subtilen Aspekt der Beunruhigung auf. Wie z.B. die Stange, die an einer Ecke des Raumes angebracht ist und über einer mit Dämmung und Fliesen versehenen Palette ihren Dienst als Handtuchhalter versieht. Dieses Objekt erinnert an Lohmüllers bekannte Installation “Good morning Mr. Laing” – einen elektrischen Handtuchwärmer, der auf einem ebensolchen Badezimmerbodenausschnitt steht. Lohmüller bezieht sich bei diesem Werk auf das Buch “The Divided Self” des Analytikers Laing und einen seiner Patienten mit Waschzwang. Dessen Psychose mündete schließlich in eine schwere Paranoia und einer ständigen Flucht vor sich selbst – doch der Geruch seines Körpers konfrontierte ihn immer wieder mit sich selbst.

Mit seinen minimalistischen, symbolischen Arbeiten überführt Lohmüller die Architektur in einen psychisch aufgeladenen Raum, stülpt das Innere nach Aussen und gibt sich nie zufrieden mit dem Sichtbaren.

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Adrian Lohmüller
The False-Self System