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Erstmals in Deutschland präsentiert die Kunst- und Ausstellungshalle den legendären Nationalschatz Afghanistans, der wie durch ein Wunder Jahre des Bürgerkriegs und der Zerstörung überdauerte.

Die spektakulären Gold-, Silber- und Elfenbeingegenstände sind Zeugen des Königreichs Baktrien, einer Zivilisation, die sich im antiken Afghanistan an den Schnittstellen der Kulturen entlang der Seidenstraße entfaltete und so zum Schmelztiegel der unterschiedlichsten kulturellen Strömungen aus Ost und West wurde. Infolge des Alexanderfeldzugs um 330 v. Chr. zogen mehr und mehr Griechen und Makedonier in die antike Kulturlandschaft, wo sie die baktrische Hochkultur mitbegründeten. In der Ausstellung ist die Synthese der Kulturen sofort erkennbar. Bei den gezeigten Exponaten verschmelzen griechische, persische und indische Motive. So findet sich z. B. eine detailreich gearbeitete Aphrodite mit Engelsflügeln und indischem Bindi (Stirnpunkt) neben einem auf einem Delphin reitenden Eros. Aus dem bronzezeitlichen Tepe Fullol im antiken Baktrien (ca. 2000 v. Chr.) stammen filigran gearbeitete Gold- und Silberobjekte – die ältesten Stücke der Ausstellung. Die Goldvasen zeigen eine raffinierte Ästhetik und unterstreichen die fundamentale Bedeutung, die Baktrien im Austausch zwischen dem Nahen Osten und Indien spielte.

Aus Ai Khanum, einer von Alexander dem Großen gegründeten Stadt, werden Zeugnisse der griechisch-hellenistischen Einflüsse am Rande der Steppe präsentiert. Die griechische Präsenz in Zentralasien war ein Grundstein der Entwicklung der Kunst und Geschichte im Süden des Hindukusch. Die Fundstücke zeigen die Reinheit der griechischen Tradition, aber auch die Symbiose, die mit den orientalischen Stilelementen eingegangen wurde.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die imposanten Goldfunde aus den 6 Gräbern in Tillya Tepe (1. Jh. n. Chr.) Der „Goldhügel“ trägt seinen Namen wohl zu Recht. Die Vielfalt und die außerordentliche Raffinesse des Schmuckes mit seinen gefassten Edelsteinen und den offensichtlich griechisch-römischen, indischen und sogar chinesischen Einflüssen liefert einen Beweis für den Kontakt mit den großen Kaiserreichen der sesshaften Welt.

Den Abschluss bilden die großartigen Funde von Begram, dem früheren „Alexandria des Kaukasus“. Der gezeigte Schatz stammt aus zwei vermauerten Kammern im ehemaligen Königspalast. Die kunstvoll gearbeiteten Elfenbeinobjekte (1. Jh. n. Chr.) zeugen vom indischen Einfluss in dieser Region. Zudem finden sich zahlreiche Glasgefäße, Bronzen und Stuckmedaillons, die die Bindung an Alexandria und die römischen Welt verdeutlichen.

Gerettete Schätze Der Afghanische Nationalschatz ist von unschätzbarem kunst- und kulturhistorischen Wert. Lange Zeit galten die in der Ausstellung gezeigten Objekte allgemein als gestohlen oder von den Taliban zerstört. Angesichts der instabilen Sicherheitslage zum Ende der russischen Besatzung Afghanistans versteckten mutige Mitarbeiter des Kabuler Nationalmuseums Ende der 80er Jahre die wichtigsten Objekte. Es folgten Jahrzehnte von Unruhen und bewaffneten Konflikten. Erst nach dem Ende der Taliban-Herrschaft 2004 konnte der Schatz nach der Öffnung der Tresore im Präsidentenpalast in Kabul der Öffentlichkeit erneut präsentiert werden.

230 der wertvollsten Stücke können nun in Bonn gezeigt werden. Der vertrauensvolle Dialog zwischen den Zivilisationen ist für die Welt von heute zu einer unabdingbaren Notwendigkeit geworden. Diese einzigartige Ausstellung soll ein weiterer Schritt auf dem Weg der Verständigung zwischen den Kulturen sein.

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Afghanistan. Gerettete Schätze
Die Sammlung des Nationalmuseums in Kabul
Kurator: Pierre Cambon