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Eröffnung am Sonntag, den 29. März 2009

Wie entstehen Identitäten, wie lassen sie sich verstehen oder gar verändern? Stefan Panhans und Eske Schlüters, Föderpreisträger Video 2008 der Arthur Boskamp-Stiftung, hinterfragen in ihren Arbeiten unterschiedliche Identitätsentwürfe und kreisen um deren Verflechtungen mit gesellschaftlichen Verhältnissen und psychischen Konstellationen, wie sie im Realen, im Symbolischen und im Imaginären hervortreten. Beide nutzen dafür den Akt des Zeigens und des Sprechens. Stefan Panhans interessiert sich in seinen Videos, Fotografien und Collagen für die widersprüchlichen Spannungen zwischen dem ichbezogenen Individualismus und der Hingabe an Glaubensysteme, wie sie der freie Markt entwirft. Mit abgründigem Humor persiflieren seine zwischen Traum- und Realwelt changierenden Figuren und Settings den Einfluss der Ökonomie auf Selbstentwürfe. Individualität wird bei ihm zur Ware. Die Minimierung der Kameraeinstellung und die stakkatohaften Monologe der Hauptdarsteller erzeugen eine große Suggestionskraft, die die unermüdliche Arbeit an den Rollen in der Gesellschaft bloßlegt. In seinem neuen Film „If a Store Clerk Gave Me Too Much Change“ heißt die Losung dann auch: „Du musst DICH finden, deine innere Kraftquelle.“

In der Montage ihrer Videoprojektionen experimentiert Eske Schlüters bevorzugt mit gefundenem Material aus Spiel- und Dokumentarfilmen. Das Re- wie es in Reinszenierungen, im Resampling und im Reenactment zum Ausdruck kommt, wird in ihren Arbeiten eindrucksvoll als Strategie, als Subversion und als Mittel zur Vergegenwärtigung in Szene gesetzt. „After the Rehearsal“ basiert auf einem Film über die Dreharbeiten zu Chantal Akermans Spielfilm „Jeanne Dielmann“. Die ausgewählten Making-Of-Szenen zeigen die Hauptdarstellerin beim Proben ihrer Rolle für die Kamera. Darüber hinaus befragt die Künstlerin in einer Installation aus zwanzig Aludibond-Plakaten, das Potenzial von Rolle, Inszenierung und Darstellung in verschiedenen Lebens- und Arbeitssituationen.

Parallel zu der von Petra Reichensperger kuratierten Ausstellung ist am 15. Mai das Filmprogramm „stage of desire“ auf einer großen Leinwand zu sehen. Gezeigt werden Filme von Guy Ben-Ner, Keren Cytter, Jeanne Faust / Jörn Zehe, Judith Hopf / Deborah Schamoni / Clemens Schönborn, Deborah Ligorio, Ho Tzu Nyen und Ming Wong. Das Programm bietet die Möglichkeit, Künstlervideos zu sehen, die jenseits narrativer Linearität die eigenen Möglichkeiten des Mediums und den Film als Wunsch-Maschine zum Thema machen.