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Alan Charlton (geboren 1948 in Sheffield) zählt zu den bedeutendsten Vertretern einer minimalistischen und konzeptuellen Kunst in England. Seit 1970 besteht sein Oeuvre ausschließlich aus monochrom grauen Bildern und hat sich in einzigartiger Konsequenz und Strenge entwickelt. Bedeutende Museen und Galerien weltweit haben es in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gewürdigt. Die Ausstellung des Museum Kurhaus Kleve ist Alan Charltons erste große Einzelpräsentation in einem deutschen Museum seit über zehn Jahren. Nach eingehender Auseinandersetzung mit der Museumsarchitektur konzipierte der Künstler sie als eine spannungsvolle Folge von Sälen unterschiedlichen Charakters und zugleich als facettenreiche Bilanz seines Schaffens der letzten knapp vierzig Jahre.

„I am an artist who makes a grey painting.“ Mit diesen Worten umschreibt Alan Charlton selbst seine Arbeit, deren hervorstechendes Kennzeichen es ist, höchste Komplexität aus größtmöglicher Vereinfachung zu entwickeln. Charltons monochrome Bilder zeugen von einer unprätentiösen, aber handwerklich kompromisslosen Auffassung des Malaktes. Sie weisen die unterschiedlichsten Abschattungen von Grau auf und existieren in beinahe allen erdenklichen Formaten, treten sowohl als einzelne Tafeln wie auch als Elemente vielteiliger Ensembles auf. Stets jedoch folgen sie klaren Maßverhältnissen, für die ein Quadrat mit der Kantenlänge von 4,5 cm als Modul dient. Es regelt sowohl die Formate einzelner Leinwände wie auch deren Beziehung untereinander.

Das Geheimnis der Wirkung von Charltons Arbeiten liegt in ihrer Interaktion mit den Sälen, in denen sie gezeigt werden. Tatsächlich sind sie der Intention des Künstlers zufolge erst im Moment ihrer Installation im eigentlichen Sinn vollendet. Der Raum, in dem sie ausgestellt werden, ist gleichsam der Rahmen, auf den hin sie immer schon entworfen waren. Er bringt sie zur Geltung und verleiht ihnen Bedeutung. Umgekehrt wirken die Werke auf den Raum zurück und lassen ihn neu erfahrbar werden. Tatsächlich – und das ist kennzeichnend für die experimentelle Seite von Charltons Schaffen – regen bestimmte Installationen wiederum neue Werke oder Werkgruppen an. Der offene Dialog zwischen Charltons Arbeiten und einer gegebenen Architektur stimuliert weit reichende Reflexionen über die Möglichkeiten von Malerei überhaupt. Er wirft fundamentale Fragen auf zu den besonderen Eigenschaften von Bildern, zu ihren malerischen und skulpturalen Qualitäten, zum Verhältnis zwischen Bild und Raum sowie zwischen Bild und Betrachter.

Der Künstler über seine Arbeit

Grau „Ich bin ein Künstler, der ein graues Gemälde macht.“ „Ich denke, Grau hat diese Qualität einer obsessiven Isolierung; es ist eben keine konstruktivistische Farbe, sondern ich habe sie gewählt als die emotionalste Farbe, die es gibt. Es ist die Farbe der Nützlichkeit und der Langeweile, der Melancholie, der Depression.“ (1990) „Ich habe … verschiedene Grautöne verwendet. Das hängt von den Formen ab; wenn die Formen genug Variabilität haben, dann bleibt das Grau gleich; wenn die Formen ähnlich sind, kann das Grau variieren.“ (1990)

Die Wahl der Materialien „Statt Keilrahmenleisten zu verwenden, ging ich zum Bauhof und wählte ein Nutzholz in einer Standardgröße, wie es im Allgemeinen für Tischlerarbeiten verwendet wird … Die Farbe wählte ich aus einer ähnlichen Haltung heraus. Statt Farbe im Künstlerfachhandel zu kaufen, ging ich in einen Laden für Eisenwaren.” (1998)

Die Arbeit im Atelier „Ich arbeite in meinem Atelier von neun bis fünf, sechs Tage die Woche. Wissen Sie, es ist, als wenn man einem gewöhnlichen Beruf nachginge. Ich glaube, dass die Kunst mein Beruf ist, sie ist eine alltägliche Verrichtung.” (1988)

Zur Beziehung zwischen Gemälde und Raum „Meine Malerei ist eigentlich immer eine Installation.“ (1990) „… ich sehe nicht das Bild innerhalb seines Rahmens, sondern was mich interessiert liegt außerhalb. Dasselbe Bild wird in einem anderen Raum zu einem völlig anderen Bild. Ich arbeite mit Räumen. Das meine ich nicht architektonisch, sondern auf einer grundsätzlichen, phänomenalen Ebene.“ (1990) „Die Gemälde sind nicht komponiert innerhalb des traditionellen rechtwinkligen Bildrahmens, sondern innerhalb des Raumes, in dem sie ausgestellt sind.“ (1998) „Es handelt sich nicht um eine Installation, die speziell für diesen Raum gemacht wurde; vielmehr wird der Raum zum Bestandteil des Werks.“ (1988)

Die Zielrichtung der Arbeit „Ich will eine Kunst machen, die auf eine sehr unkomplizierte, redliche Weise von Kunst handelt und von nichts anderem. Ich arbeite weder über Farbe noch über Formen noch über die Leinwand noch überhaupt über Malerei, sondern ganz allein über die Erfahrung zwischen einem selbst und dem Bild. Je weniger ich mache, desto besser, denn umso weniger spielt dann eine Manipulation hinein.“ (1990) „Eine der wichtigsten Eigenschaften, oder vielleicht die wichtigste Eigenschaft überhaupt, die die Arbeit immer bewahren muss, ist eine bestimmte Form von Redlichkeit – Redlichkeit gegenüber dem Raum, in dem sie existiert; Redlichkeit gegenüber der Art und Weise, wie sie geschaffen wurde; und Redlichkeit gegenüber den Intentionen, mit denen man sie betrachtet.“ (1990) „Meine Gemälde sollen sein: abstrakt, unmittelbar, urban, grundsätzlich, bescheiden, rein, einfach, still, redlich, absolut.“

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Alan Charlton