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Vom 22. März bis 30. April 2005 zeigt die Galerie Max Hetzler Arbeiten des Malers Albert Oehlen. Oehlen gilt als international anerkannter Protagonist des Mediums Malerei, das er kontinuierlich auch gegen alle anderen Strömungen in der zeitgenössischen Kunst verfolgt. Mit ständiger Hinterfragung des Genres und einer daraus resultierenden Neudefinition des Tafelbildes führt er die jahrhunderte alte Tradition fort. Seine „postungegenständliche" Malerei setzt sich mit dem klassischen Bildbegriff in der Kunstgeschichte wie auch mit der bürgerlichen Weltanschauung und mit staatlichen Ideologien teils kritisch, teils spöttisch auseinander. Immer wieder überrascht er den Betrachter mit subtilen und unerwarteten Bedeutungsverschiebungen. Albert Oehlen, Jahrgang 1954, ist seit 1981 eng mit der Galerie Hetzler verbunden. Die nun gezeigten Bilder geben einen Überblick über ein Thema, das sich seit langem durch das Werk des Künstler zieht: Spiegelbilder. So entstanden seit 1982 zahlreiche Werke, die sich mit der Darstellung von Räumen und der Steigerung des Raumeffektes mittels eingefügter Spiegel auseinandersetzen.

„Die subtilsten Formulierungen von Scheußlichkeiten, die je gedacht wurden, finden sich im nun folgenden Kapitel: in der so genannten Motivspiegelung. Darstellungen von Spiegeln gab es schon immer. Besonders auf Wänden, Altären, Miniaturen und Verschlussschnallen von kurzen Gürteln aus Leder und Schweiß im Hochmittelalter. Der Vogel möchte diese Vorstellungen von einem ewigen Rückwurfmartyrium gern überwinden, behält aber die einzelnen Bildelemente bei, um sie sich in neuer Reihenfolge und nie gehabter Intensität als elegante Satire exakt gemalt vor die Augen zu halten und sich so als Titankatze oder Surrealist zu definieren und das goldene T-Shirt nach Hause zu tragen." Albert Oehlen, Inhaltsangabe, 2000

Die zwischen 1982 und 1985 entstandenen großformatigen Werke beschäftigen sich mit der traditionellen Auseinandersetzung der Darstellung eines Bildraumes. Oehlen demonstriert eindrucksvoll die Beherrschung des Raumes und malerischer Tiefen. Nicht persönliche Erfahrungen werden dargestellt, sondern exemplarische, abstrahierte Räume werden dem Betrachter vorgeführt. Ein Treppenhaus oder eine Atelierszene werden nicht wirklich in Einzelheiten gemalt sondern verschmelzen mit allen anderen Aspekten des Bildes, so dass dieses über die Gegenstände organisiert wird. Meist sind die Räume menschenleer, selten tauchen Figuren wie in der 1982 entstanden Arbeit „Als hätte man mir die Muschel herausgedreht II" auf. Aber auch hier handelt es sich mehr um eine Andeutung, lediglich die Arme des Harfe spielenden Musikers sind am linken Bildrand erkennbar. Ähnlich verhält es sich mit Einrichtungsgegenständen - vorwiegend leere Räume werden dargestellt. Immer wieder stößt der Betrachter auf Mauern („Untitled", 1984 und „Atelier II", 1985), die wie eine Sperre wirken.

In der Regel operieren diese Bildräume mit drei Ebenen: die perspektivische Darstellung des Innenraums, die eingefügten Spiegel und die darüber gezogenen Linien. Der Raumeffekt wird stark durch die eingefügten Spiegel gesteigert. Wenn sich der Betrachter vor diesen Werken bewegt, wird nicht nur er selbst in das Bild gezogen, sondern auch der Raum, der ihn umgibt. Lichtreflexion richtet sich je nach Standpunkt neu aus und irritiert den Blick. Gleichzeitig werden die Spiegel Teil der Komposition und ordnen sich der gesamten Bildstruktur unter wie z. B. in „Treppenhaus alt", 1982. Hier werden die Spiegel regelrecht durch Übermalungen, die eine Fortführung des Motivs darstellen, in das Bild einbezogen. Der Griff zu perspektivischen Linien, die wie Spinnennetze das ganze Bild umfangen und verbinden, unterstreichen diese Wirkung, zugleich verschließen sie das Gemälde. Besonders deutlich kann man diese Technik in „Kotzimmer", 1982, beobachten, wo Linien die sechs eingefügten Spiegel einrahmen und verbinden, gleichzeitig allerdings eine eigene Struktur darstellen. Allen Arbeiten gemein ist eine relativ reduzierte, gedeckte Farbpalette, die von grau über olivgrün bis ocker und gelegentlich gelb reicht.

Albert Oehlen, 1954 in Krefeld geboren, lebt und arbeitet in der Schweiz und Spanien. Seit seiner ersten Einzelausstellung 1981 in der Galerie Max Hetzler, wird er von der Galerie vertreten. Oehlen stellte in vielen Institutionen und Museen weltweit aus, darunter Secession, Wien (2004), Musée Cantonnal de Lausanne (2004), Musée d'Art Contemporain, Strasbourg (2002), Kestner-Gesellschaft, Hannover (2001), Kunsthalle Basel (1997) und IVAM Valencia (1996). Das Miami Museum of Contemporary Art wird Albert Oehlen im Dezember 2005 eine Einzelausstellung widmen.

Pressetext

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Albert Oehlen - Spiegelbilder 1982-1985
Zimmerstrasse 90/91