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Alex Israel. Waves
20.03.2018 - 28.04.2018
Eröffnung am: 17.03.2018 11:00

Kuratorin:
Karin Pernegger

Mit SPF-18 (dt. Lichtschutzfaktor 18) veröffentlicht der aus L.A. stam-mende Künstler Alex Israel (*1982) auf Netflix und iTunes seinen ersten abendfüllenden Spielfilm. Die Handlung erzählt als romantisches Coming-of-age-Drama von surfenden Kids am Strand von Malibu. Im Strandhaus von Keanu Reeves treffen sich vier Teenager, die über ihr Aufwachsen, ihre Sehnsüchte und Wünsche erzählen. „Jahrelang lief die 18-jährige Penny Cooper ihrem Schwarm Johnny Sanders Jr. hinterher. Als aber ein mysteriöser Musiker am Strand auftaucht, ist sie hin- und hergerissen.“ (Auszug Netflix) Der Handlung entsprechend sagt die von Goldie Hawn gesprochene Erzählstimme sehr treffend: „Wenn du in L.A. aufwächst, können das reale Leben und der Film schon mal durcheinandergeraten.“

Die populär-kulturelle Inszenierung der in L.A. heimischen Film- und Me-dienszene Hollywoods ist zentraler Ausgangspunkt der künstlerischen Praxis von Alex Israel. In seinen Arbeiten spiegelt er den Hollywoodkult mit seinen Prominenten und deren Filmindustrie als Abziehfolie des Ame-rican Dream und verwendet in diesem Sinne auch deren Instrumente, wie selbst gestaltete Talkshows, den Kulissenbau von TV-Sets und -Requisiten und jetzt auch eine komplette Filmproduktion. Im Kunstraum Innsbruck zeigt er hierzu seine neue Bilderserie Waves und den in die-sem Zusammenhang entstandenen Film SPF-18, der seine österreichi-sche Kinopremiere am Samstag, den 16. 3., um 11 Uhr, im Leokino 1 hat, gefolgt von einem Künstlergespräch und der Eröffnung, ab 13 Uhr, im Kunstraum Innsbruck.

„In Los Angeles lebend und arbeitend, beschäftigt sich Israel mit der spe-ziellen Kultur der lokalen Film- und Medienindustrie. Die Nahrungskette des Show Business auslotend, erkundet und hinterfragt er die feine Trennlinie zwischen Talent und Rohmaterial, während er Fertigware neu rahmt und neu präsentiert, deren formale und auratische Eigenschaften oft übersehen werden. Der amerikanische Traum, so wie er im Mythos Los Angeles verkörpert ist, ist für Israel nach wie vor lebendig und wirk-mächtig. Indem er die Celebrity-Kultur sowie die polierten Oberflächen und Aspirationen der Entertainment-Hauptstadt kanalisiert, nähert sich Israel seiner Heimatstadt mit einer unheimlichen Mischung aus naher Ver-trautheit und anthropologischer Neugier. Seine Arbeit bezieht sich sowohl auf California Cool als auch auf kalkulierte Markenschöpfung und macht sich Klischees und Stile zu eigen, die den besonderen hygienischen Op-timismus der örtlichen Szene ausstrahlen.“ (aus einer Pressemitteilung der Gagosian Gallery)

Alex Israel hat sich mit diesem Film zum Ziel gemacht, Schülern ihre Mög-lichkeiten aufzuzeigen, kreativ zu sein. „Der Film baut auf die Idee, dass Kreativität dir helfen kann, deine Stimme zu finden. (...) Jeder der Charak-tere folgt einem kreativen Pfad, der ihm bei der Entwicklung hilft und beim Übergang von der Jugend zum Erwachsensein“, sagt der Künstler hierzu. Vor Veröffentlichung des Films reiste Israel an über zwölf landes-weite High Schools, um den Film vorzuführen und ins Gespräch mit den Schülern zu kommen.

Israel führte selbst Regie und schrieb das Drehbuch gemeinsam mit kei-nem Geringeren als Michael Berk, der schon 1989 Baywatch und dessen Remake 2017 produzierte und schrieb. Der Cast besteht aus jungen Schauspieltalenten wie Carson Meyer, Noah Centineo oder Bianca A. Santos und aus Schauspielikonen der 80er und 90er Jahre, wie z. B. Pa-mela Anderson, Keanu Reeves (u. a. bekannt aus dem Surf-Gangster-Film Point Break, dt. Gefährliche Brandung, 1991), Molly Ringwald (u. a. The Breakfast Club, 1985) oder Rosanna Arquette, um den Film bewusst in das Genre der Malibu-Strand- und Surf-Teenie-Serien wie Baywatch, Beverly Hills 90210 oder O.C. California bzw. John-Hudges-Filmen (u. a. Ferris Bueller’s Day Off, dt. Ferris macht blau, 1986) einzuschreiben. Gedreht wurde der Film in Harry Gesners ikonischem Wave House am Strand von Malibu (gebaut 1957), dessen eigenwillige Wellenform später auch den Bau der Oper in Sydney beeinflusste (gebaut 1959 bis1973 von Jørn Utzon). Die Musik lieferte u. a. die Band Duran Duran, für die Alex israel im Austausch 2015 das Cover für ihr 14. Studioalbum Paper Gods gestaltete. Auch der Soundtrack zollt den 80ern Tribut. So finden sich auf der Play List „Hungry Like The Wolf“ von Duran Duran, „Video Killed The Radio Star“ von The Buggles, „True“ von Spandau Ballet, „Everywhere“ von Fleetwood Mac oder „Iceblink Hide“ von Cocteau Twins.

In der Ausstellung sind unterschiedliche Farbvarianten einer stilisierten Welle zu sehen, die aus Neoprenstoffen genäht und auf Leinwand auf-gespannt sind. Ergänzt wird dieses Set von zwei „Wet Suit Portraits“, zwei nach den Körpermaßen des Künstlers aus Aluminium hergestellten Ganz-körper-Skulpturen in Form eines Neoprenanzugs. Im Film spielen selbst gestaltete Neoprenanzüge ebenfalls eine Rolle, wie auch die Frage eines jungen Musikers, ob man sich im Musikmachen vom marktorientierten Mainstream eines Musiklabels beeinflussen lassen darf. Die Welle erin-nert an den japanischen Holzschnitt „Die große Welle vor Kanagawa“ von Katsushika Hokusai aus dem 19. Jahrhundert, nimmt aber auch bewusst Bezüge auf die Pop Art auf.

In seinen Arbeiten nimmt Alex Israel bewusst Bezug auf die Hochglanz-Traumwelt der Hollywood-Filmstudios. Wie schon in seiner TV-Talkshow As it Lays (benannt nach dem 1970 erschienen Roman Play it as it lays von Joan Didion über den konsumorientierten Aufstieg Kaliforniens), die er 2012 auf YouTube veröffentlichte, interviewte er Hollywoodgrößen, wie z. B. den Filmproduzenten Jon Peters (u. a. Batman, 1989), den Fernsehregisseur, Fernsehproduzenten und Drehbuchautor Darren Star (u. a. Melrose Place, 1992 bis 1999, oder Sex in the City, 1998 bis 2004), den Schriftsteller Bret Easton Ellis (u. a. American Psycho, 1991), Reality-TV-Darstellerin, Modedesignerin und Model Whitney Port oder den briti-schen Star-Friseur Vidal Sassoon, u. a. um mit trockenem Humor und ironischen Fragen eine Persiflage auf die Hollywood-Filmindustrie zu entwerfen. So fragte er den Verleger Larry Flint, wo er seine Kleidung kaufe, die Schauspielerin Rosanna Arquette, ob sie skype, Steven Dorff, ob er Links- oder Rechtshänder sei, Christina Ricci, was sie von Online-Shopping halte oder ob sie an den zehn Geboten etwas ändern würde, oder er fragt den Musiker Marylin Manson, welchen Drink er sich in der Bar bestelle. Im Zuge des Projekts begann er auch, das TV-Set im Stil Frühstücks-Fernseh-Shows der 80er Jahre in einem rosa-orangen Farb-verlauf à la Ed Rusha zu gestalten und weitere künstlerische Arbeiten von den Werkstätten der Warner-Brothers-Filmstudios herstellen zu lassen.

Seine Selbstporträt-Serie, mit Airbrush auf Fiberglas-Paneele gemalt, er-schien unmittelbar danach, da sein Konterfei schon den aufwendigen Video-Vorspann von As it Lays geziert hatte. Dieses Vorgehen macht deutlich, dass Israels künstlerische Praxis eng verwoben ist mit der Film-kultur des Hollywood-Kinos und er die Grenzen zwischen Realität und Fiktion konstant verschwimmen lässt.

Alex Israel wurde 1982 in Los Angeles, Kalifornien, geboren. Er studierte an der Yale University, Connecticut (B.A. 2003), und an der University of Southern California, Roski School of Fine Arts, Los Angeles (M.F.A. 2010). Seine Arbeiten sind in folgenden öffentlichen Sammlungen vertre-ten: Los Angeles County Museum of Art; Moderna Museet, Stockholm; Whitney Museum of American Art, New York; Museum of Modern Art, New York; Centre Georges Pompidou, Paris; Museum Boijmans Van Be-uningen, Rotterdam; Museum of Contemporary Art, Los Angeles; and Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Ausgewählte Einzelausstel-lungen: Utah Museum of Contemporary Art, Salt Lake City (2012); Alex Israel: Lens, LA><ART, Los Angeles (2013); Le Consortium, Dijon (2013); Alex Israel at The Huntington, The Huntington Library, Art Collection, and Botanical Garden, California (2015); Sightings: Alex Israel, Nasher Sculp-ture Center, Dallas (2015–16); #AlexIsrael, Astrup Fearnley Museet, Oslo (2016); and Using Walls, Floors, and Ceilings, Jewish Museum, New York (2016–17).

Mit freundlicher Unterstützung von Gagosian Gallery und Peres Projects, Berlin.