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Ausstellungseröffnung: Sonntag, 26. März, 12 Uhr

»STRETCH« ist eine umfassende Werkschau der Künstlerin Alexandra Bircken, die sowohl frühe als auch neue ortsspezifische Arbeiten zeigt. Das Experiment mit dem Material sowie der Körper als Ausgangspunkt sind grundlegende Parameter ihrer skulpturalen Arbeit. Die Haut als Bekleidung, als Organ und zellulare Struktur, aber auch als Grenze zwischen Innen und Außen bildet den Initiator für die Entwicklung der vielschichtig konstruierten Werke der Künstlerin. Materiell sind ihre Objekte geprägt von unterschiedlicher, oftmals kontrastierender Beschaffenheit. Gipsmodellagen, Wachse, Fragmente von Schaufensterpuppen und Kleidungsstücke, die als Körperteile zum Einsatz kommen, sowie mit Wolle verdichtete Strukturen werden als Versatzstücke genutzt und miteinander verwoben.

Die Arbeiten von Bircken (*1967, lebt in Köln) bestechen einerseits durch eine auratisch geladene Materialpräsenz und erinnern andererseits an den menschlichen Körper und dessen Schutzhüllen – sei es in stofflicher oder auch architektonischer Art und Weise. So erinnert beispielsweise das Walking House (2016) an ein archaisches Baumhaus oder – wie im Titel angelegt – an ein modulares, vermeintlich bewegliches Domizil. Demgegenüber stehen weiche, fließende Formen, wie etwa jüngst ein grobmaschiges Wollgewebe bzw. Ornament mit dem Titel Cocoon Club (2016).

Rund sechzig Arbeiten werden im Museum Abteiberg zu sehen sein, verteilt im großen Wechselausstellungsraum und dem offenen Ausstellungsbereich in der Straßenebene. Über den Parcours verteilt tauchen diverse an menschliche Figuren erinnernde Skulpturen auf, die auf Treppen drapiert, stehend oder liegend dem Besucher gegenübertreten. Diese figurativen Arbeiten werden in Bezug gesetzt zur Maschine, als vom Menschen erschaffene Apparatur oder Machtinstrument. Die Dominanz- und Schutzbehauptung von Motorradkleidung und -rädern oder von Waffen wird durch Verletzungsspuren – etwa in den aus Motorradbekleidungen gefertigten Figuren – thematisiert. Maschinen, Waffen sowie zwei Motorräder werden durch Schnitte dekontextualisiert.

Erstmalig sind in dieser Ausstellung, die gemeinsam mit dem Kunstverein in Hannover realisiert wurde (dort zuvor 30.09. – 27.11.2016), frühe Objekte und Skizzen zu sehen, die an der Schnittstelle von Mode und Kunst entstanden. Mit dem Shop »Alex« (Köln) begann 2003 die künstlerische Arbeit Birckens, die zuvor eine Ausbildung zur Modedesignerin am St. Martins College in London absolviert hatte, wo sie lange lehrte und sich u. a. mit ihrem eigenen Label »Faridi« einen Namen machte. Bereits ihre frühen Accessoires lassen ein künstlerisches Interesse an Objekthaftem und Räumlichem erkennen. Alexandra Bircken entwickelte große ortsspezifische Interventionen, die das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie Figur oder Roboter im Raum beleuchten. Der Ausstellungsparcours als eine räumliche Welt aus Protagonisten und Formwandlungen lässt das Publikum sich selbst und die eigene Relation zu Welt und Zeit thematisieren.

Alexandra Birckens Werke wurden in jüngeren Museumsausstellungen etwa im Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam (2014) oder in The Hepworth Wakefield (2014) gezeigt. Zuvor stellte sie beispielsweise im Kunstverein in Hamburg (2012) sowie im Studio Voltaire in London (2011) und im Kölnischen Kunstverein (2010) aus. Die Ausstellung »STRETCH« wurde in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Hannover realisiert und erzeugt an beiden Orten unterschiedliche räumliche Situationen. Im Rahmen der Ausstellungstournee erscheint eine neue Publikation zum Werk von Alexandra Bircken.

Die Ausstellung im Museum Abteiberg und die Künstlerpublikation werden realisiert mit großzügiger Förderung durch die Stiftung für Kunst, Kultur und Soziales der Sparda Bank West und endet mit einem Finissage-Konzert, das Alexandra Bircken für das multimediale Mönchengladbacher ENSEMBLIA Festival vorschlägt.