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Alexej Meschtschanows Skulpturen und Installationen sind das Ergebnis einer aneignenden Beobachtung gesellschaftlicher Lebensgewohnheiten und der damit verbundenen ästhetischen und psycho-sozialen Konventionen. Mit einem zwar analytischen, aber stets anteilnehmenden Blick greift Meschtschanow exemplarisches Material aus der Umgebung heraus. Das Studium des unmittelbaren Lebensumfeldes der Vororte und Seitengassen, der Konstellationen an der Kasse im Pennymarkt oder am Bahnsteig ist ihm ebenso wichtig wie die Auseinandersetzung mit den "schillernden Produkten der Hochkultur". Diese Eindrücke spiegeln sich in seinen Arbeiten wider. Charakteristisch für Meschtschanow sind seine sorgfältig ausgewählten Fund- oder Möbelstücke, die durch eigenwillige Stahlgestelle zusammengezwungen sind und dadurch eine erhöhte und stabilisierte Existenzform erreichen.

In der Ausstellung 'Come to Daddy' wird diesen Ansätzen Raum gegeben. Die in dem Titel angelegte Ambivalenz von Vertrautheit und familiär erzwungener Nähe liegt dem Ausstellungskonzept zu Grunde. Meschtschanow fügt hier biographisches Material in ein erfundenes, abstrakt-mechanische Formenvokabular ein. Das traditionelle Bild des Wohnzimmers mit der Präsenz von Sitzgruppe, Wandbild und Regal ist zwar angedeutet, dient aber eher als beklemmender Projektionsraum, denn als heimeliges Wohnensemble. Deformation, Überhöhung und drohende körperliche Gegenwärtigkeit stehen gegen erfahrene Geschichte, Erinnerung und fehlgeleitete Kommunikation. Die großzügige Geste der in den Raum geschobenen Stahlelemente vermengt sich mit ausdefinierten Stuhlskulpturen und Wandarbeiten. Jede Zwinge, Klammer, Schraube stellt ein soziales Ornament dar, dem nie vorbehaltlos zu trauen ist. Zerbrechlich bleibt die Balance von Humor und tatsächlichem Unbehagen.

Alexej Meschtschanow rückt verstärkt sein Augenmerk vom Spiel mit der ursprünglichen Funktion der Gegenstände auf die physiognomische Artikulation und psychische Aufladung seiner Objekte als autonome Skulpturen.

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Alexej Meschtschanow
Come to Daddy