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Er ist der Titan der österreichischen Kunst der Gegenwart. Die Austellung im Künstlerhaus würdigt Alfred Hrdlicka als einen Universalkünstler mit hellem politischen sozialkritischen Sinn. Als Bildhauer, Maler, Zeichner und Grafiker hat er ein Œuvre geschaffen, das von einer außerordentlichen physischen und psychischen Exzessivität gekennzeichnet ist.

Erstmals sind im Künstlerhaus neben skulpturalen, graphischen und malerischen Werken Hrdlickas großformatigen Arbeiten für das Theater und die Oper zu sehen. Diese monumentalen Bühnenbilder, die für die Theater in Stuttgart und Bonn entstanden sind, werden in kompletter Größe präsentiert. Die Prospekte für Goethes "Faust" und Luigi Nonos Oper "Intolleranza 1960“ sind von immenser Wirkung ob der Kraft der figuralen Darstellung, die an die großen Freskenzyklen der Kunstgeschichte erinnert. In diesen riesigen, bis zu 9x15 Meter großen Bühnenbildern kommentiert der Künstler in figurenreichen Tableaux das dichterische Werk. Fern von Ausstattung und üblicher Bühnendekoration schafft Hrdlicka mit seinem Werk eine paralleles Schau-Spiel. Er erweitert den Anspruch der reinen schauspielerischen Wiedergabe des Werkes. Der Mensch – sein Körper, seine Existenz – dominiert das Werk Alfred Hrdlickas. In expressiver Darstellung setzt er den Brennpunkt seines gesamten Schaffens stets am menschlichen Erleiden, Erdulden und Entgegnen. Hrdlicka erfasst den Menschen in seinen verschiedenen Befindlichkeiten und Situationen und macht Leid, Tod, Krankheit, Schändung und Verzweiflung zu seinen wichtigsten Themen. Er fokussiert die brisanten politischen und sozialen Ereignisse der unmittelbaren Gegenwart und legt hier den Finger in offene Wunden. Er analysiert sowohl die Formen menschlicher Sexualität, die oft selbstbezogen, in drastischen und gewaltsamen, oft pornographischen Bildern Ausdruck findet. Hrdlicka positioniert sich mit seiner figuralen Kunst als Gegenpol zur abstrakten Kunst und provoziert durch seine realistische Darstellungsweise eine direkt wahrnehmbare künstlerische Tätigkeit, die ebenso in seinem gesellschaftlichen und politischen Engagement reflektiert wird. Von anhaltender öffentlicher diskursiver Wirkung sind Hrdlickas politische Arbeiten im öffentlichen Raum, wie z. B. in Wien das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Albertinaplatz. Eine zeitgleich zur Schau im Künstlerhaus stattfindende Ausstellung am Albertinaplatz präsentiert Hrdlickas bildhauerische Einzelwerke in Gegenüberstellung mit seiner Denkmalanlage. Neben den großen Bühnenbildern ist im Künstlerhaus der "Wiener Blut“ Zyklus zu sehen. 1973 wurde ein Wiener Buchhändler angeklagt und verurteilt, weil er indizierte freizügige Literatur angeboten hatte. Hrdlicka protestierte mit seinem grafischen Statement und mit einer Selbstanzeige gemeinsam mit Günther Nenning gegen das Urteil und setzte sich mit seinen ironisch pornographischen Blättern für die Freiheit der Künste ein. Auch das Selbstportrait des Künstlers ist immer wieder Mittel der Darstellung des Fremden, des Eigenen und dient der Sichtbarmachung der gesellschaftlichen Rolle des Menschen; musterhaft demonstriert in den ebenso präsentierten Arbeiten über die Nibelungen, in denen Alfred Hrdlicka die Rollen diverser Figuren übernimmt. Als Besonderheit sind sein im Original in Marmor geschaffener strassenwaschender Jude (Mahnmal gegen Krieg und Faschismus) und die monumentalen Kompositionen gegen das Naziregime aus der Universität Münster in der Ausstellung im Künstlerhaus präsent. Aus allen im Laufe von fünf Jahrzehnten entstandenen künstlerischen Zyklen bis zu jüngeren Werken werden Arbeiten in der Ausstellung im Künstlerhaus zu sehen sein.

Publikation Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Alfred Hrdlicka – Der Titan und die Bühne des Lebens“

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Alfred Hrdlicka
Der Titan und die Bühne des Lebens