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American Beauty ist spätestens 1999 durch den gleichnamigen Film von Sam Mendes zu einer Metapher für Monotonie, Langeweile und Alltägliches US-amerikanischer Vor- und Kleinstädte jenseits medientransportierten Metropolenglamours geworden. Die gleichnamige Gruppenausstellung in der galerie baer eint acht künstlerische Positionen, die diesem Phänomen US-amerikanischer Gesellschaft von verschiedenen Seiten begegnen.

Inga Paas weilte 2002 als Stipendiatin in Columbus, Ohio. Dort begegnete man der Künstlerin nicht wie erwartet mit dem vermeintlich typischen überschwänglichen Entgegenkommen, sondern eher nüchtern und reserviert. Die Stadt offenbarte sich als zum Teil verwaiste, bedrohlich stille und abgewirtschaftete Metropole.

Mit der gewichtigen Frage »Do you think not getting caught in a lie is the same thing as saying the truth?« beginnt für den Betrachter von David Buobs Video »Welcome to the weak world« ein phantastischer Trip durch die Skyline von New York. Anpassung an und Ausbruch aus der gewohnheitsmäßigen Geschlechterrollenspezifik werden thematisiert.

In Gabriele Nagels Video »These are difficult times« lebt der sinnbildlich letzte Amerikaner in einer lynchesken Holzhütte. Diese ist mit zahlreichen mit dem US-amerikanischen Fahnenmotiv versehenen Gebrauchsgegenständen ausstaffiert. Langeweile, Überdruss und Einsamkeit gepaart mit einem patriotischen Nationalgefühl.

In Anlehnung an den eben im Stadtmuseum Dresden gezeigten »ausgestellten Speicher« untersucht die in Cleveland, Ohio geborene und seit 1999 in Dresden lebende Janet Grau die Stützen des Erinnerns. Die Arbeit »downsizing« (Gesundschrumpfung) dokumentiert einerseits »the survivors«, aus dem Elternhaus mit nach Deutschland genommene Sachen, und andererseits »the sacrificeds«, entsorgte und verlorene Dinge.

Fotografische Aufnahmen von Filmkulissen, Kitschobjekten, Wachsfigurenkabinetten u.a. verschmelzen zu künstlichen Welten, die nach und nach Besitz von der Realität ergreifen. Jenny Rosemeyer spielt mit Symbolen und unseren Vorstellungen. Die Arbeit »Gammelfleisch und Ungeziefer« ist eine Reminiszenz an die bunte Welt von Disney.

Laura Bruce porträtiert und dokumentiert in ihren großformatigen Graphitzeichnungen US-amerikanische Haus- und Landbesitzer. Schleichend entlarven radikaler Realismus und Inszenierung die vermeintliche Harmonie aus Mensch und Natur. Während die Nüchternheit des Graphits sowie die Unruhe der Linien für eine dezente Distanzierung sorgen, schieben tief schwarze Flächen und brennende Häuser die Szenerie an den Rand der Surrealität.

Mit ästhetischen Mitteln aus Film und Fotografie übersetzt Stefanie Busch eigene Fotos in einen klassifizierten Erinnerungsduktus. Das Reduzieren auf Schwarz und Weiß sowie das Hinterleuchten der Motive verstärken den Eindruck einer »eingebrannten« Erinnerung. Die Motive sind zerlegt und collagiert, amerikanische Großstadt und Randgebiete nur als Fragmente erkennbar.

Die Verbindung zwischen moderner Architektur und Zivilisation bildet die Grundlage der Arbeiten von Roland Boden. Das hier präsentierte Modell zeigt die typische Fassade eines US-amerikanischen Einfamilienhauses, Carportidylle pur. Durch die Nähe zu den Porträts von Serienmördern erhält das Heim eine bedrohliche Nuance, da unklar ist, was sich hinter der Fassade wirklich abspielt.

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American Beauty

Künstler: Roland Boden, Laura Bruce, David Buob, Stefanie Busch, Janet Grau ...