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Im Herbst 2009 fand sich für mich durch einen mehrmonatigen Aufenthalt in New York die Gelegenheit Künstler vor Ort kennen zu lernen und mich mit ihnen auszutauschen. Die Notwendigkeit sich in der künstlerischen Produktion mit dem fotografischen Bild auseinander zu setzen, schien mir direkt und unverkrampft mit Identitätsfragen in den Vereinigten Staaten und der dortigen visuellen Kultur verbunden.

Der aus diesem Selbstverständnis geführte Diskurs über das Medium erschien mir in einem unbedingten Bedürfnis begründet, das fotografische Bild in seiner Gegenwart zu verstehen. So ist das fotografische Bild heute nicht mehr mit dem bloßen Abbild zu fassen, sondern fächert sich mehr und mehr durch aus dem Medium selbst generierte Techniken auf. Aus dieser Beobachtung heraus sind die Arbeiten für diese Ausstellung zusammengestellt.

Als ein exemplarisches Projekt möchte ich „Words without Pictures“ erwähnen. Organisiert durch das Los Angeles County Museum of Art, fand von November 2007 bis Februar 2009 ein Diskurs über zeitgenössische Fotografie statt, der viele Protagonisten der US-Szene integrierte. Die Diskussionen, jeweils über eine Website fortgeführt, wurden im gleichnamigen Buch zusammengefasst und veröffentlicht. Ich freue mich dass eine der Organisatorinnen von „Words without Pictures“, Alex Klein, mit zwei Arbeiten an der Gruppenausstellung teilnimmt.

„Curious Yellow“ und „In Search of the Miraculous Possibilities at Sea“ setzen fotografisches Material wie ein Titelbild oder Diapositive aus Dokumentationsbeständen in einen neuen, der Logik des Bildmaterials folgenden Kontext. Matt Keegans Arbeiten umkreisen die konzeptionelle Fotografie. „March 17, 2009“ zeigt ihn beim lesen der New York Times. Auf der Titelseite findet sich ein Artikel über die Einstellung der gedruckten Zeitung The Seattle Times, die fortan nur noch online erscheinen wird. Aus Ester Partegàs umfangreicher Serie „We the People“ sind zwei Beispiele zu sehen. Sie setzt dem traditionellen Thema der schwarz-weißen Streetphotography mit digitalen Eingriffen zu. Vom Bildverarbeitungsprogramm erzeugte Kleckse, oftmals in leuchtenden Farbtönen, und Textfragmente überlagern dabei die Identität der fotografierten Konsumenten. Buck Ellison verwendet Stockphotography aus Prospekten von Unternehmen wie Deutsche Bank oder Deutsche Post und collagiert sie in einem kindhaften Gestus mit leichten und schweren Papieren. Er hat die Collagen wiederum fotografiert und um ein vielfaches vergrößert geprintet.

Amy Lien, Kain Picken, Michael Sanchez und Rob McKenzie haben als Kollektiv Collagen mit Bildern, Texten und Anzeigen aus Design- und Sex-Magazinen aus den 1980er Jahren erstellt. Die Gruppe stellt die Frage nach Identität in Verbindung mit Designobjekten.

(Text: Heinz Peter Knes)

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American Spirit
Kurator: Heinz Peter Knes

Künstler: Amy Lien, Alex Klein, Matt Keegan, Buck Ellison, Ester Partegas, Rob McKenzie, Michael Sanchez, Kain Picken