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Ein scheinbar mumifizierter Frauenkörper, bedrohliche Sensen, Modelle des Elternhauses der Künstlerin, deformierte Betonbunker, aufblasbare Textilfäuste oder anthropomorphe Obelisken – das Werk der 1979 im rumänischen Salonta geborenen und in New York lebenden Künstlerin Andra Ursuta, das insbesondere Skulpturen und Installationen umfasst, entfaltet durch seine düstere, bisweilen morbide oder martialische Symbolik sowie Anspielungen auf vergangene oder gegenwärtige Systeme der Macht und Gewalt eine irritierende und eindringliche Wirkung.

Ausgangspunkt der Werke Ursuta`s sind zumeist persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, die mit ihren osteuropäischen Wurzeln, den kulturellen Codes Rumäniens und ihrer Familiengeschichte verbunden sind. Diese werden von der Künstlerin mit Eindrücken der Gegenwart sowie mit aktuellen Themen verknüpft. Bilder und Vorstellungen, die sich im kollektiven oder in ihrem individuellen Bewusstsein eingeschrieben haben, finden in den Arbeiten eine neue, für den Betrachter befremdliche und zum Teil verstörende Existenz. Dabei sind ihre Werke keinesfalls als Provokation angelegt; vielmehr sind sie gespickt mit kunst- und kulturhistorischen Referenzen. Eine scheinbar entwurzelte, durch rautenartige Elemente strukturierte und mit einer stachelähnlichen, tödlichen Spitze versehene Holzsäule weckt nicht nur Erinnerungen an Constantin Brâncușis La colonne sans fin (Unendliche Säule), 1918-1938, sondern ebenso an die Gräueltaten des brutalen rumänischen Herrschers Vlad III. Drăculea, der Mitte des 15. Jahrhunderts im Widerstandskampf gegen das Osmanische Reich seine Vorliebe für die Hinrichtung durch Pfählung auslebte. Durch die Ummantelung des Ass to Mouth betitelten Objektes mit schwarzem Gummi erhält die Arbeit zudem sexuelle Konnotationen, so dass sie zwischen sehr unterschiedlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten oszilliert.

Die Auseinandersetzung mit der Psychologie des Menschen, mit dessen Emotionen, Sehnsüchten und Obsessionen wie auch Ängsten und Albträumen findet in den Arbeiten von Ursuta ebenso unmittelbaren Widerhall wie ihre eigene Biografie, soziale Rollenmodelle und kulturelle Konventionen.

Mit Scytheseeing präsentiert der Kölnische Kunstverein nicht nur die erste institutionelle Einzelausstellung von Andra Ursuta in Deutschland, sondern zugleich auch die bis dato umfassendste Werkschau der Künstlerin in Europa. Denn zusätzlich zu einer Gruppe eigens für die Ausstellung produzierter Arbeiten zeigt Ursuta eine Auswahl an Werken, anhand derer sich die Entwicklungen ihres künstlerischen Schaffens der letzten Jahre nachvollziehen lässt.

In der jüngeren Vergangenheit machte Ursuta bereits durch ihre Teilnahme an der 55. Biennale von Venedig (2013) sowie an Gruppenausstellungen im MoMA PS1 (2013) und im New Museum (2011) in New York sowie durch Einzelausstellungen bei Peep-Hole in Mailand (2014) und im Hammer Museum in Los Angeles (2014) international auf sich aufmerksam.