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André Masson, geboren 1896 in Balagny und gestorben 1987 in Paris, wird den Malern des Surrealismus zugerechnet. Er musste sein Kunststudium in Paris unterbrechen, um als Soldat von 1914 bis 1917 in den Ersten Weltkrieg zu gehen. In den 1920er Jahren schloss er sich als junger Künstler der neuen Bewegung um André Bréton an, begeistert von den Bestrebungen, die psychischen Kräfte des Menschen von der Kontrolle zu befreien und unmittelbar in spontaner Gestik durch eine automatische Handschrift, die écriture automatique auf das Papier zu bringen. Masson interessierte sich für verschiedene Mythologien, für die Abgründe des menschlichen Fühlens und Handelns, für Labyrinthe und Experimente.

Zeitweise entfremdet und schließlich emanzipiert von den Dogmen der Surrealisten entfaltete Masson ein umfangreiches autonomes künstlerisches Werk, in dem seine graphischen Arbeiten einen besonderen Stellenwert einnehmen. Seine illustrierten Bücher, die er seit 1924 zu Gedichten von André Malraux, Léopold Sédar Senghor, Arthur Rimbaud und anderen bedeutenden Lyrikern seiner Zeit geschaffen hat, beweisen sein breites gestalterisches Interesse am Gegenstand genauso wie an den gewählten Medien Radierung, Aquatinta und Lithographie. Massons Anliegen ist es in diesen Illustrationen, die Tiefe des Gedankens aus der Poesie im Bild zu ergründen.

Zahlreiche Blätter in verhältnismäßig kleinen Formaten zeigen, wie eng Masson die Lyrik mit der Malerei, die Schrift mit dem Bild verknüpft. Sie werden in der Darstellung eins. Aus der fließenden Linie entwickeln sich zunächst Figuren, um sich im Ornament wieder aufzulösen. Locker und doch harmonisch geordnet bedecken die Schwünge das ganze Blatt. Masson bezieht das Papier als gestalterisches Element ins Bild ein. Die Strukturen unterschiedlicher, sorgfältig ausgewählter und teilweise colorierter Papiersorten zeigen, dass das Medium mehr als ein bloßer Bildträger ist. Dazu setzt Masson wie zum Beispiel in der Serie Une saison en enfer von 1961, gezielt ungewöhnlich kräftige Farben wie rot, pink und orange ein und lässt sie in stechenden Kontrasten konkurrieren, während sich in bisweilen ungestüm-kraftvollem Pinselstrich das Motiv aus dem Untergrund erhebt und sich gleichzeitig mit ihm verbindet.

In den Erophages von 1960 stehen sinnliche Bilder vor allem weiblicher Figuren in zarten Tönen neben skizzenhaft angelegten Blättern, die technischen Konstruktionszeichnungen ähneln.

Die Serie Les Conquérants von 1949 zeigt kalligraphische Strukturen mit dem deutlichen Charakter einer asiatischen bildlichen Schrift. Den Betrachter erwartet tatsächlich eine Lektüre der Bilder. In diesen und anderen Beispielen finden Massons Erfahrungen Ausdruck: insbesondere die Erschütterungen durch zwei Weltkriege, die Besetzung Frankreichs und die Jahre im amerikanischen Exil von 1942 bis 1945. Die Bilder wirken auch heute noch unmittelbar. Tod und Leben sind die Pole, zwischen denen sich in den Bildern teils bestürzend aktuell der Bogen in unsere Gegenwart spannt. Die Kunst steht für Masson nicht außerhalb des Lebens, sondern vielmehr mitten in ihm. Sie will das Denken erforschen und die Gegenwart fassen, beidem im Bild Raum und Ausdruck geben.

Drucktechnisch virtuos sind die Blätter der Folgen Toro und Voyage à Venise aus den Jahren 1951 und 1952 angelegt. Simultan wurden sämtliche Farben in einem einzigen Arbeitsgang gedruckt, was Picasso seinerzeit zu einem neidvollen Kommentar veranlasste.

Die Hachmeister Galerie zeigt 13 der wichtigsten illustrierten Bücher Massons zu Texten bedeutender Autoren. Die Ausstellung umfasst etwa 140 Einzelblätter. Sie wurde erstmals im vergangenen Jahr im Museum La Malmaison in Cannes gezeigt und ist nun vom 25. August bis zum 14. Oktober 2006 in Münster zu sehen. Dazu ist ein Katalog auf französisch mit Abbildungen sämtlicher Exponate erschienen.

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André Masson 1896-1987
Les Grands Livres Illustrés et Dessins