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Sprüth Magers Berlin freut sich, im Frühjahr 2009 Andrea Zittels Kunstprojekt „Smockshop“ (Smock, englisch für Kleid, Kittel) in ihren Berliner Galerieräumen präsentieren zu dürfen. Zwei Schneiderinnen, sogenannte „Smocker“, werden direkt vor Ort von Andrea Zittel entworfene Kleider nähen, die einzeln betrachtet Werke unterschiedlichster Ästhetik darstellen, zusammengenommen aber eine umfassende und funktionelle Werkgruppe bilden. Als Fortsetzung von Zittels langjährigem Interesse an Formen und Funktionsweisen unseres Alltagslebens, führen die Smocks eine modernistische Tradition von Design und Kunsthandwerk fort, die bis in die Russische Avantgarde zurückreicht. Lag die Betonung damals ausschließlich auf dem Nutzwert und der Wirtschaftlichkeit, so spannt Zittel den Bogen heute über alternative Bekleidungsformen hin zu aktuellen Diskursen in der Modewelt.

Obwohl alle Kittelkleider dieselbe grundlegende Form und Gestaltung haben, gibt es eine weitreichende Palette an Farben, Stoffen und Mustern; ihre Herstellungsmethode beruht auf Zittels Prinzip, dass „Regeln uns kreativer machen“. Seit der Gründung von „Smockshop“ im Jahr 2007 hat das Kollektiv beinahe 300 Kittel angefertigt. Der Herstellungsprozess ist Gemeinschaftsarbeit, da jeder „Smocker“ Zittels Entwürfe nach seinen eigenen Vorlieben und Fähigkeiten interpretieren und überarbeiten darf. Die Bandbreite der Kleider reicht von monochromer Einfachheit bis zu schriller Exaltiertheit, von formeller Eleganz bis zu skulpturalem Erfindungsreichtum. Obwohl alle Kleider einzigartig sind, verbindet sie der Sinn für universelle Funktionalität, mit dem sie entworfen und angefertigt werden. Ein Grundmodell kann allen Kleidergrößen und Körperformen angepasst werden und bietet eine gesellschaftlich angemessene Bekleidung sowohl für legere als auch für förmliche Anlässe. Der Kittel ist als Kleidungsstück für „jedefrau“ (und vielleicht auch einmal für jedermann) zu jeder Zeit gedacht.

Der „Smockshop“ ist Teil von Andrea Zittels fortlaufendem künstlerischen Projekt, in dessen Rahmen sie Werke schafft, die in der täglichen Routine und der funktionellen Erfahrung des alltäglichen Lebens verwurzelt sind. An Unterkunft, Einrichtungsgegenständen, Kleidung und Nahrung ließ sich seit jeher erforschen, wie ein modernes Leben geführt wird und wie wir unsere Wünsche und Bedürfnisse definieren, gestalten und zwischen ihnen unterscheiden. Ab 1994 war „A-Z East“, ein kleines dreistöckiges Gebäude in Brooklyn, New York sechs Jahre lang Versuchsgelände und Schaukasten für Zittels experimentelle Forschungen über die Ess-, Schlaf-, Bekleidungs- und Waschgewohnheiten der Menschen und darüber, wie sie leben. 1999 bezog sie mit ihrem Unternehmen „A-Z West“ ein 10 Hektar großes Areal in der kalifornischen Wüste, wo sich seitdem ihr Zuhause, ihr Atelier und ihre Forschungs- und Entwicklungseinrichtung „Experiments in Living“ befinden.

Andrea Zittel (geboren 1965) studierte an der San Diego State University und der Rhode Island School of Design. Einzelausstellungen der Künstlerin wurden zuletzt in der IKON Gallery in Birmingham (2001), dem Museum of Contemporary Art in Los Angeles (2005), dem Whitney Museum of American Art (Altria Branch) in New York (2006) und dem Schaulager in Basel (2008) gezeigt. Der „Smockshop“ tourte bereits durch die USA und gibt nun bei Sprüth Magers Berlin sein Debüt in Europa.

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Andrea Zittel