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Wildtiere und Nutztiere waren lange Zeit Teil des Lebens der Menschen. Erst mit der Entwicklung der Städte bildeten sich Orte, aus denen sie ausgegrenzt waren. Das Bedürfnis des Menschen nach dem Tier blieb, so dass spezielle, domestizierbare Arten dort einen Platz fanden. Andere, wie diverse Insekten zogen als Nutznießer des geballten menschlichen Lebens nach. Heute haben sich diese Grenzen immer mehr aufgelöst, Stadt und Land sind unklar voneinander getrennt und entsprechen nicht mehr den bisherigen Definitionen.

In deutschen Städten kann man auf Füchse, Wildschweine und Waschbären treffen, in Indien und Kanada sind die Müllhalden von Bären und Pavianen bewohnt. Nach der Landflucht des Menschen findet seit geraumer Zeit auch die der Tiere statt. Verstörenderweise ist auch für sie die Stadt die Rettung vor Nahrungsmangel. Eine für sie bisher als unnatürlich geltende Umgebung wird zum neuen Lebensraum. Die Tiere passen sich den Gegebenheiten an und nutzen die neuen Umstände zum sicheren Fortbestand ihrer Spezies. Das Land hält Einzug in der Stadt, die Definition vom sog. „natürlichen Lebensraum“ scheint damit völlig unmöglich geworden zu sein. Der Mensch ist bisher nur bedingt angetan von den neuen Mitbewohnern, bemüht er sich zwar sonst um regelmäßigen Kontakt zur Natur und schwelgt in Sehnsüchten zu einem zukünftigen Leben auf dem Land, so ist es noch ungewohnt, dass dieses nun zu ihm kommt.

Bisher bot ausschließlich das Haustier ein wenig die Erfüllung dieser Sehnsucht. Das spezielle (Abhängigkeits-) Verhältnis zwischen z. B. Mensch und Hund hat sehr viele Facetten, da die Verbindung für vielerlei Bedürfnisse Platz bietet. Häufig stellen die Hunde und Katzen einen wichtigen Ersatz für fehlende Menschen dar, z. B. als Begleitung für ältere aber auch als zusätzliches Mitglied der immer kleiner werdenden Familien, die rudimentär noch die sichere große Sippe bilden wollen. Nicht immer jedoch leben diese Tiere in dieser kontrollierten Verbindung zum Menschen. Vielerorts führen auch sie eine wildes Leben, in welchem sie zwar von den Menschen profitieren jedoch eigentlich unabhängig von ihnen existieren.

Auch die Rolle der Zootiere hat sich verändert. Ursprünglich wegen der Neugier auf ihr Fremdsein und als koloniale Errungenschaften eingebürgert, leben sie nun zum Zweck der Arterhaltung in der Stadt. Die Tatsache, dass sie bereits seit Generationen in Zoos beheimat sind, hinterlässt nur noch wenig Eindruck vom wilden Tier. Die Medien berichten täglich über einzelne Tiere, aktuelle Geburten und sonstige Geschehnisse im Zoo, Stadtbewohner werden aufgefordert Namen vorzuschlagen oder Paten zu werden. Der Zoo ist zum Stall der Stadt geworden.

Nicht zu vergessen sind auch die Insekten, mit denen der Mensch meist unfreiwillig zumindest kurzzeitig Räume der Stadt, meist sogar das eigene Heim teilt. Ob Kakerlaken und Silberfischchen im Haus oder Mücken im Park. Für sie bietet die Stadt vor allem durch den Bewohner Mensch einen reizvollen Lebensort.

Animalcity möchte dieser beschriebenen Entwicklung anhand von zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten nachgehen und bestehende, mögliche und gewünschte Lebensformen vom Tier in der Stadt aufzeigen Damit ist der Fokus auf einen Aspekt des Gesamtthemas „Tiere in der Kunst“ gerichtet, der zur derzeitigen Aktualität maßgeblich beigetragen hat. In der Gruppenausstellung werden sowohl ältere als auch eigens dafür gefertigte Arbeiten aus den verschiedensten Medien zu sehen sein. Die Ausstellung wird durch ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm begleitet. Zur Ausstellung entsteht ein Katalog, der neben einer Einführung der Kuratorin und zwei Texten zum Tier als Ausstellungsobjekt und zum Tier in der Stadt, zahlreiche Abbildungen der in der Ausstellung gezeigten Kunst beinhalten wird und damit eine wertvolle Publikation zu einem Thema darstellt, dessen Beleuchtung sich noch in den Anfängen befindet.

Künstler: Tue Greenfort (DK/D), Friederike Kersten, Nikolai Makarov (USA/D), Melanie Manchot (GB/D), Michaela Metzger, Andreas Seltzer/ Heike Vogler, Corinna Schnitt, Hartmut Stockter (DK), Rosemarie Trockel/ Carsten Höller (B), Sonja Wegener, Christina Zück

Die Ausstellung wurde gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

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Animalcity - Tiere in der Stadt
Kurator: Anne Kersten

Künstler: Tue Greenfort, Friederike Kersten, Nikolai Makarov, Melanie Manchot, Michaela Metzger, Andreas Seltzer / Heike Vogler, Corinna Schnitt, Hartmut Stockter, Rosemarie Trockel / Carsten Höller, Sonja Wegener, Christina Zück