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Die Guardini Galerie zeigt vom 28. März bis zum 11. Mai 2007 die Ausstellung m.y.a. von Anja Billing. Die 1967 geborene Künstlerin lebt in Berlin. In koloristisch durchdrungenen Bildern befasst sie sich mit einer Art Archäologie moderner Mythen. Dabei steht sie mit im Zentrum der Wiederkehr des Malerischen, die von ihrer Generation vorangebracht wurde. Das Besondere ist, dass sie die Wiederkehr der künstlerischen Bilder und ihrer Sinnlichkeit zum eigenen Thema gemacht hat: die Erinnerung, ihr zyklisches Verschwinden und Erscheinen, die Nähe und die Ferne von Zeit und Leben. Sie malt Bilder aus der Distanz, Bilder in Bildern, Bilder von Bildern, die wir unauslöschlich in uns bewahren, höchst subtile Archaismen, Häuser, Hütten, Höhlen, in sich versunkene Figuren, Feuer, Tänze, Prozessionen, Landschaften, Gewächse, Meere und Himmel. Sie überbrücken die Zeit, kommen von weither und sind ganz gegenwärtig.

Mya – million years ago – die Maßeinheit der Erdzeitalter, ist in ihrer Unermesslichkeit eine relative Größe. Das bricht die offenbare Ironie des Ausstellungstitels. Denn dieses Maß bestimmt sich an der Gegenwart, ist eine Zeitmessung, die nichts Absolutes hat, sondern von heute aus gültig ist, von jedem Heute - auch wenn der einzelne Tag in den Äonen scheinbar nicht zählt. Doch die Bilder sprechen eine andere Sprache, sie sind da, sie sind im Jetzt. Die ersten Häuser können die letzten sein, die Landschaften zeigen aus der Zeit gefallene Zonen, die Philosophen sind Homunkuli des Wissens in fremder Natur. Sie haben die Welt verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu bewohnen.

Anja Billings Bilder gewinnen ihre Kraft aus ihrer koloristischen Unbedingtheit. Sie malt in den Spätzeitfarben symbolistischer Ästhetik die säkulare Endlichkeit. Und das mit äußerster Finesse. Zuweilen alchimistisch aufeinander reagierend, organisch verschlungen, zeichenhaft, komplementär kontrastiert, dann wieder auf großen, vibrierenden Flächen das Motiv zum Vorschein bringend in fast schon ornamentaler Struktur. Zuletzt ist die Erzählung dieser Bilder allein ein Werk der Farben. Ganz und gar Malerei, in der das Auge den Gedanken zeugt.