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still:moving lautet der Titel der ersten musealen Einzelausstellung der jungen österreichischen Künstlerin Anja Manfredi (geb. 1978). Das MdM RUPERTINUM zeigt rund 40 Arbeiten, in denen sie mit Hilfe der Fotografie einen eigenen Mikro-Kosmos schafft, der von zahlreichen Figuren bevölkert wird. Als Collagen aus „cut outs“ oder gefundenem Archivmaterial, das in einer weiteren medialen Übertragung auf Fotopapier gebannt wird, treten sie wie Akteure auf einer Bühne auf. Die einzelnen Werke übergreifend werden sie dialogisch in Beziehung zueinander und zum Betrachter gesetzt. Das Thema, das eine Figur zur nächsten weiterzureichen scheint, lässt sich mit einer Aussage von Anja Manfredi umreißen: „Unsere Körper erzählen von konstruierten normativen Vorstellungen und Verhaltensmustern.“ Dies wird zum Leitfaden der Ausstellung, der bereits im Titel anklingt, still:moving: Stillstand und Bewegung. „still“ und „moving“, durch den Doppelpunkt in eine Vice-versa-Relation gesetzt, kann jedoch auch als Standbild (still frame), Film oder Laufbildaufnahme (moving picture) oder – im emotionalen Sinn – als still und bewegend gelesen werden.

Anja Manfredi begreift in diesem Zusammenhang den menschlichen Körper und seine Bewegung als System, das mit Vorstellungen gesellschaftlicher Normen verwoben ist. Pose und Ausdruck fallen somit, ähnlich wie der Kleidung, zeichenhafte Funktionen zu, die Anpassung oder Widerstand ausdrücken können. Die Künstlerin fragt, was ein normierter Körper ist und inwiefern er dem Wandel wechselnder Ideale unterworfen ist. Wo entsprechen wir mit unserem Körper den gesellschaftlichen Vorstellungen und wo begehren wir dagegen auf? In umfangreichen Recherchen sammelt Manfredi in Bibliotheken und Archiven altes und aktuelles Text- und Bildmaterial zum Thema Körper und Bewegung, das sie zu einer "Entwicklungsgeschichte der Geste" ordnet und strukturiert. Sie dokumentiert, wie Haltung und Bewegung gesellschaftlich codiert sind und sich ständig in einem Wechselspiel zwischen Ideal und Individualität bewegen. Diesem "Archiv der Bewegung" stellt sie in Collagen ihre eigenen fotokünstlerischen Arbeiten gegenüber, in denen sie formal die historisch überlieferten Bewegungs- und Haltungsmuster aufgreift. In diesem künstlerischen Aneignungsprozess des Zitierens und Gegenüberstellens vermag sie den Fokus des Betrachters auf eine gesellschaftlich bedingte Erstarrung und Pathologisierung des Körpers zu richten und unreflektierte Vorstellungen aufzubrechen.

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Anja Manfredi
still:moving
Kuratorinnen: Katja Mittendorfer-Oppolzer, Christina Penetsdorfer