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Eröffnung: 19. März 2009, 18.30 Uhr

Anna Artaker plakatiert die 41 Namen, die jedes Mal für einige Sekunden auf dem Bildschirm erscheinen, wenn das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop startet. Über die hierarchisch und nicht alphabetisch gereihten Namen – von Thomas Knoll, dem „Erfinder“ von Photoshop, bis Kevin Connor, Director of Product Management bei Adobe Systems – thematisiert die Künstlerin die wichtige Grundlage für das heute fast immer computergestützte Arbeiten mit Fotografie und Bildern. Die in der Photoshop Systemschrift „Myriad“ gesetzten Namen benennen also die Personen, die durch ihre Arbeit die uns umgebende Bilderflut wesentlich mitbestimmen: entweder, indem sie Anwendungen zur digitalen Bildbearbeitung programmieren, die in der Folge zum Beispiel in der kommerziellen Fotografie (Werbung, Mode etc.), aber eben auch in der bildenden Kunst zum Einsatz kommen. Oder, indem sie daran arbeiten, die für Adobe entwickelten Datenformate und Programme als internationale Standards durchzusetzen (neben Photoshop sind das u. a. führende Programme für die Gestaltung von Internetseiten, für Filmschnitt und special effects sowie für Layout). Es handelt sich also um die leitenden Entwickler und Programmierer des Bildbearbeitungsprogramms (CS2, Version 9.0) sowie Führungskräfte bei Adobe, die am Ausbau der weltmarktbeherrschenden Monopolstellung des internationalen Konzerns arbeiten. Die schwarz auf weiß gedruckten Namen (pro Plakat ein Name) können so auch als Anweisung gelesen werden, dieses Monopol – das nicht nur wirtschaftliche sondern auch politische Bedeutung hat – als gegenwärtige Voraussetzung für das Arbeiten mit Bildern wahrzunehmen. Neben der Aufforderung zur Wahrnehmung dieses Hintergrunds sind die Plakate gleichzeitig auch eine Art Wahrnehmungstest: Da Photoshop nicht nur als Industriestandard, sondern auch von Privaten verwendet wird, hatten viele der vorübergehenden Passanten die Namen schon oft vor Augen oder haben sie sogar täglich vor sich. Mit der Herauslösung der Personennamen aus ihrem Kontext und ihrer Versetzung vom Computerbildschirm in einen öffentlichen Durchgangsraum testet Anna Artaker die Aufnahmekapazität des Photoshop-Users jenseits der Programmbeherrschung, bzw. seine Fähigkeit, die sekundenlang aufscheinenden Namen, die allenfalls nebenbei und kaum bewusst gelesen werden, auch dann zu erkennen und zuzuordnen, wenn er in einem anderen Kontext damit konfrontiert wird. Die 41 Namen — Thomas Knoll, Seetharaman Narayanan, Andrew Coven, Julie Kmoch, Scott Byer, Russell Williams, Marc Pawliger, David Howe, Sau Tam, Julie Meridian, Joe Ault, Vinod Balakrishnan, Jeff Chien, Jon Clauson, Chris Cox, Alan Erickson, Paul Ferguson, Todor Georgiev, Jerry Harris, Edward Kandrot, Sarah Kong, Tai Luxon, John Penn II, John Peterson, Tom Pinkerton, Tom Ruark, Cris Rys, Geoff Scott, John Worthington, Tim Wright, Rick Wulff, Jackie Lincoln-Owyang, Yukie Takahashi, Kelly Davis, Sandra Alves, Karen Gauthier, John Nack, Yoko Nakagawa, Gwyn Weisberg, Maria Yap und Kevin Connor —, darunter zwölf Frauennamen (ein Drittel, allerdings vermehrt gegen Ende der hierarchisch geordneten Liste), lassen die US-amerikanische, indische, asiatische oder europäische Abstammung ihrer TrägerInnen erkennen und evozieren so auch Vorstellungen vom erfüllten amerikanischen Traum, zu dem auch die Erfolgsgeschichte des Paradeunternehmens Adobe Systems Incorporated mit der Firmenzentrale in San Jose / Silicon Valley gehört.

Anna Artaker hat in Wien und Paris Kunst und Philosophie studiert und lebt in Wien. Sie beschäftigt sich u. a. mit Bildproduktionen im Dienst von Geschichtsschreibung bzw. mit dem Verhältnis der Fotografie zu ihrem Gegenstand, d. h. zu der Realität, auf die jedes Foto verweist (und die es – je nachdem – abbildet, inszeniert, idealisiert, kritisiert …). Ausstellungen (Auswahl): 2009: 48 Köpfe aus dem Merkurov Museum, Salzburger Kunstverein (Einzelausstellung); Modernologies, MACBA, Barcelona, In-Between Documentary and Fiction, Bukarest (beide in Vorbereitung); 2008: Transformation of History or Parallel Histories, Gyumri Biennial, Gyumri, Armenien; Urban Signs, Fluc, Wien; Show me yours, I’ll show you mine, Kronika Gallery, Bytom und Mama’s Hostel, Krakau, Polen (mit Marlene Haring und GirlsOnHorses); 2007: !Revolution?, Mücsarnok, Budapest und Collegium Hungaricum, Berlin; Tension, Sex, Despair, Kunsthalle Exnergasse, Wien; 2004: Playlist, Palais de Tokyo, Paris; 2003: Did you ever dream of becoming barbarian?, Public>, Paris (Einzelausstellung, mit Meike Schmidt-Gleim).

only in german

Anna Artaker
Untitled (Some Of The Names Of Photoshop), 2009

Kuratorin: Ursula Maria Probst

Ort: künstlerhaus k/haus passagegalerie