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„Die Einbildungskraft lauert als der mächtigste Feind, sie hat von Natur einen unwiderstehlichen Trieb zum Absurden, der selbst im gebildeten Menschen mächtig wird und gegen alle Kultur die angestammte Rohheit Fratzen liebender Wilden mitten in der anständigen Welt wieder zum Vorschein bringt.“ (Goethe)

Treffender kann man die Arbeiten von Antonius Höckelmann kaum beschreiben. Obwohl er nicht zu den bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten gehört, gilt er dennoch als einer der wichtigsten und außergewöhnlichsten deutschen Künstler seiner Generation. In der Ausstellung im Lehmbruck Museum werden nun ausgewählte Plastiken und Gemälde präsentiert, die die Spannbreite seines Werkes aufzeigen. Charakteristisch dabei ist die Verbindung beider Kunstgattungen, Malerei und Plastik, indem er mit der Linie als Hauptgestaltungselement spannungsreiche Arbeiten schafft, deren Wirkung durch den Einsatz expressiver Farbigkeit noch gesteigert wird.

Sein Handwerk erlernte Höckelmann im westfälischen Oelde. Dort absolvierte er eine Holzbildhauerlehre, ehe er von 1975 bis 1961 an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin bei Karl Hartung studierte. Prägend für sein weiteres Schaffen war insbesondere ein Aufenthalt in Neapel zu Beginn der 1960er Jahre, bei dem er die Gestaltungsmittel des barocken Illusionstheater kennenlernte. Von nun an zeigte sich eine verblüffende Dynamik in seinen Werken. Schon bald wurde die Kunstwelt auf ihn aufmerksam und so wundert es nicht, dass er 1977 an der Documenta 6 und fünf Jahre später an der Documenta 7 teilnahm. Dort zeigte er 1982 seine Arbeiten in der legendären Ausstellung „Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf“.

Im Zentrum der Ausstellung im Lehmbruck Museum steht nun eine umfangreiche Schenkung aus dem Jahr 2012 von Elke und Werner Zimmer (Düsseldorf). Erstmals wird dabei diese Sammlung zusammen mit dem berühmten, großformatigen Documenta-Bild „Pergamon“ gezeigt, das 1982 einer der zentralen Beiträge der Ausstellung in Kassel war. Es entstand im Jahr 1981 in der Galerie Zimmer, wo Höckelmann während der Öffnungszeiten an dem Bild arbeitete, so dass Besucher durch ein Schaufenster zusehen konnten. Aus Tusche, wasserlöslichen Farbstiften, Collage, Kreiden und Kohle bildete sich ein vielschichtiges Bild, das sich durch ausfahrende Schraffuren, den bewegten Duktus und die düstere Farbigkeit auszeichnet und dem Geist der Neuen Wilden verhaftet ist.