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Es wird böse enden... seit fast zehn Jahren arbeitet Christoph Draeger mit Video, Film und Fotografie, in Installationen und mit plastischen Mitteln an einer Phänomenologie der sozialen Katastrophenbewältigung, der Katastrophenlust, des Katastrophenkults. Erdbeben oder Vulkanausbrüche, Flugzeugabstürze oder Zugsunglücke, Lawinenniedergänge oder Tornados, Anschläge mit Feuer, Gas und Bomben, Überschwemmungen oder Chemieunfälle. Nicht die Zahl der Todesopfer, nicht die Summe des versicherungsrelevanten Schadens gibt hier bekanntlich das Mass des Schreckens vor; letztlich entscheiden Identifikationspotenzial und Gruselwert für das katastrophenkonsumierende Fernsehpublikum. Der landläufige Zynismus der Massenbildmedien im Umgang mit dem Unheil steht in einem Kontinuum der Ikonographie des Desaströsen; Fiktion, Prävention und Berichterstattung operieren mit der Plötzlichkeit des Unerhörten, die sich im Grunde weniger für das Ereignis selbst interessiert, vielmehr durch dieses die Bedrohlichkeit, die in der Behaglichkeit der Alltagsnormalität steckt, herauszukitzeln versucht. Die zusammen mit dem amerikanischen Filmemacher Reynold Reynolds erarbeitete Installation «Apocalypso Place» umspielt die Katastrophenobsession des westlichen Fernsehmassenpublikums am Ende des 20. Jahrhunderts. Wie in einem der zahllosen amerikanischen Sitcoms (z.dt. Seifenoper, wie z.B. Seinfeld, Friends u.a.) plaudern adrette junge Menschen in ihrem von einem Tornado zerstörten Wohnzimmer, ohne die Verwüstung im Geringsten zu beachten – ihre Sprache ist der Jargon der Werbespots, die durchs Zimmer flimmern und quäken; ihr Lieblingssender ist der MSNBC 24-Hour Disaster and Survival Newschannel und das Glück ist gross, als der Chefreporter dieser Station eintrifft, um die Katastrophenkonsumenten selbst in einer Live-Reportage zu befragen. Buch, Regie, Kamera, Schnitt, Ton, Casting, Setdesign & Licht: Reynold Reynolds und Christoph Draeger Digital Imaging und Animation: Gary Breslin/PanOptic Schauspieler: Guy Richard Smith, Lea Kelmann, Kim Bradley, Michael Albany, Jerry Amyzial, Franco Goette, Lisa Meier