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Art et Liberté: Umbruch, Krieg und Surrealismus in Ägypten (1938-1948)
15.07.2017 – 15.10.2017
K20 Grabbeplatz

Eröffnung der Ausstellung: Freitag, 14. Juli 2017, 19.00 Uhr
Eintritt frei.
Begrüßung/Einführung: Anette Kruszynski, Künstlerische Direktorin (kommissarisch) der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Im Anschluss: Gespräch über die Entstehung der Ausstellung mit den Kuratoren Sam Bardaouil und Till Fellrath, moderiert von Doris Krystof

Mit mehr als 200 Leihgaben aus rund 50 Sammlungen in zwölf Ländern, darunter Gemälde und Grafiken, Fotografien, Filme, Bücher und Dokumente, wird zum ersten Mal überhaupt die Geschichte der heute fast vergessenen ägyptischen Künstlergruppe Art et Liberté ("Kunst und Freiheit", "jama’at al-fann wa al-hurriyyah") präsentiert. Das surrealistische Kollektiv aus Schriftstellern und bildenden Künstlern formierte sich kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im vom britischen Empire kontrollierten Königreich Ägypten im Kampf gegen Faschismus, Nationalismus und Kolonialismus.

Beteiligte Künstler und Künstlerinnen wie Hassan El-Telmisani, Inji Efflatoun, Fouad Kamel, Amy Nimr, Samir Rafi oder Ramses Younane bringen in ihren Werken das politische, ästhetische und soziale Engagement der Gruppe zum Ausdruck. Deren treibende Kraft war der in Kairo lebende Dichter und Literaturkritiker Georges Henein, Diplomatensohn und Kosmopolit, der bereits ab 1933 engen Anschluss an die Pariser Surrealisten um André Breton hatte. Der oft provokative, immer poetische, subversive und anarchische Surrealismus mit seiner engen Verschmelzung von Dichtung und Malerei trat auch von Kairo aus gegen politische Unterdrückung und für ein freiheitliches Menschenbild ein.

Zur Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen hat die Ausstellung einen direkten Bezug, denn das ägyptische Künstlerkollektiv hat sich ausdrücklich mit vielen heute in der Sammlung zu sehenden Künstlern der Klassischen Moderne, die von Hitler, Mussolini oder Franco verfolgt worden sind, solidarisiert. Mit Blick auf die diffamierende NS-Propagandaschau überschrieb die Art et Liberté-Gruppe ihr Gründungsmanifest vom Dezember 1938 mit "Es lebe die entartete Kunst!" und forderte: "Lasst uns gemeinsam das Mittelalter besiegen, das im Herzen des Okzidents entsteht."

Der Blick auf die vielfältigen Aktivitäten der Gruppe Art et Liberté ist der Prolog zu der für den Herbst 2018 im K20 geplanten umfangreichen Präsentation Die exzentrische Moderne, die im Rahmen des Forschungsprojekts "museum global" (2015–2018) Erscheinungsformen nicht-westlicher moderner Kunst auf verschiedenen Kontinenten untersucht. Als erste Kunstströmung der Moderne hat der Surrealismus eine internationale Wirkung entfaltet. Mit einer neuen Definition von Surrealismus etablierte Art et Liberté in Kairo eine zeitgenössische Bildsprache, die gleichermaßen im Globalen wie im Lokalen wurzelte.

Kuratoren: Sam Bardaouil und Till Fellrath (Art Reoriented, München und New York) in Zusammenarbeit mit Doris Krystof (Ausstellung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen)

Katalog
Art et Liberté. Umbruch, Krieg und Surrealismus in Ägypten (1938-1948), Editions Skira, Paris 2016, 224 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen.

Die Ausstellung war zuvor im Centre Pompidou / Paris sowie im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía / Madrid zu sehen. Sie wird nach Düsseldorf in der Tate Liverpool (17.11.17 – 18.03.18) und anschließend im Moderna Museet in Stockholm (21.04. – 19.08.18) gezeigt.