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Arvid Boecker erzählt keine Geschichten. Seine Malerei ist „absolute“, „konkrete“ Malerei. In mancher Hinsicht auch asketisch, gerade was die Konzentration auf ein bestimmtes, nur in einem streng gezogenen Rahmen variables Kompositionsschema betrifft.

Allerdings erteilt der Künstler assoziativen Bezügen nicht von vornherein eine Absage, wie der Titel der Ausstellung andeutet: „Milch & Honig“ bezeichnen ganz konkret dominierende Weiß- und Gelbtöne, die bei den neuen, im Heidelberger Kunstverein gezeigten Arbeiten eine bestimmende Rolle spielen – nicht in illustrativer Hinsicht und auch nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, wohl aber als gemeinsame, gleichsam die „Tonart“ definierende Grundlage einer aus vielen Schichten in traditioneller Lasurtechnik aufgebauten Ölmalerei.

Die als „Edition M 15“ angelegte Reihe kleiner, fast quadratischer Bilder zeigt geradezu exemplarisch die Variationsbreite Boeckers Konzepts: In ihr beschränkt der Künstler sich nicht allein auf die Gleichartigkeit des Formates und seiner Teilung, sondern auch auf die polare Gegenüberstellung von lediglich zwei Farbtönen: links rotorange, rechts honiggelb – ein bernsteinfarbener, weicher, warmer Gesamtklang, an dessen Tonigkeit das im Ausstellungstitel erwähnte Milchweiß durchaus seinen Anteil hat. Bemerkenswert ist dabei die überaus differenzierte Unterschiedlichkeit des Pinselstrichs, der Farbverläufe, der Dichte der einzelnen aufgetragenen Farben, deren Vielzahl und Folge am Rand der Bilder häufig noch abgelesen werden kann. Wieder einmal erweist sich ein Prinzip der Moderne, das auch hier Anwendung gefunden hat: Weniger kann mehr sein. Oder, Erfahrungen aus anderen und viel älteren und umfassenderen Bereichen zitierend: Askese ist nicht Selbstzweck, nicht Kasteiung, nicht Verarmung. Sie kann den Blick öffnen für eine ungeahnte, sich im Detail offenbarende Schönheit und Vielfalt.

Die neuen Arbeiten – darunter erstmals auch wesentlich größere Formate als früher, die jedoch ihre Grenze finden im Bezug auf die Körpermaße und Reichweite des Künstlers – verwenden flüssigere Farben. Mitunter wird die Farbe gegossen, sodass sich Strukturen ergeben, die nicht in allen Details steuerbar sind und im Ergebnis den Arbeitsprozess ablesbar machen. Es ist somit nicht abwegig, in Boeckers Malerei eine – durchaus individuelle und unverwechselbare – Synthese aus konstruktiven und informellen Tendenzen zu sehen, zumal der Künstler selbst seine Arbeit als in der Tradition der Malerei stehend empfindet. Dies betrifft auch die Verwendung der auf Keilrahmen gespannten Leinwand als Bildträger. Leinwand, so Boecker, wird als Bildgrund nicht hinterfragt.

Thema bleibt so allein die Malerei, das Wechselspiel kalkulierter und spontaner Strukturen, konstruktiver und informeller Artikulation, das Auftreten von Farben, ihrer Schichtung und Abwandlung, ihrer Abgrenzung und Interaktion, die Spannung zwischen ihrer Absolutheit und dem Kontext mit ihnen verbundener Assoziationen. Boecker lässt solche zu, regt sie durch die Titelgebung seiner Ausstellung sogar an, möchte sie aber auch nicht allzu sehr in den Vordergrund gerückt wissen. Dies ist der Grund, weswegen er horizontale Farbfelder eher meidet: Sie legen zu vordergründig und einseitig den Betrachter auf die Assoziation „Landschaft“ fest.

Hans Gercke Pressetext

Zur Ausstellung hat der Künstler eine Edition von 20 zweiteiligen Originalen, Öl auf Leinwand, je 25x32 cm, erstellt.

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Arvid Boecker – Milch & Honig