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In Familienwerkbänke, Asta Grötings erster Einzelausstellung bei carlier | gebauer bringt die Künstlerin Arbeitsplätze von vierzehn Künstler/inneneltern zueinander in Stellung. Diese vierzehn Werkbänke eröffnen die Familie wie auch das Werk zwischen Gegenwart und Vergangenheit als Handlungsräume. Gröting zeigt sie als Artefakte einer Vorgeschichte, deren Eigenheiten im Galerieraum gegenwärtig werden. Familienwerkbänke zeigt im Blick zurück eine neue Gegenwart – ein Verständnis des Werkes auch außerhalb der Kunst.

Gröting übersetzt in ihrer breit gefächerten künstlerischen Praxis seit Mitte der 1980er Jahre skulpturales Denken in unterschiedlichste Medien. Sie lässt Werke entstehen, die psychologische und körperliche Perspektiven auf die Verhältnisse der Menschen in Formen überführen, deren Klarheit die Komplexität dieser Verhältnisse greifbar machen. In Familienwerkbänke verfolgt Gröting das Skulpturale in sein alltägliches Gegenüber, das Werken.

Familienwerkbänke bringt vierzehn Arbeitsmöbel aus dreizehn Familien zusammen und produziert so einen ästhetischen Raum, in dem Bearbeitungsformen und Arbeitsmuster sichtbar gemacht werden, die, gesellschaftlich zwischen Hobby und Lohnarbeit identifiziert, kaum je als gestalterische oder ästhetische Praxis wahrgenommen werden. Zeichentische, Holzbänke, Nähmaschinen, Schraubstöcke und Küchentische erscheinen hier als gestaltende ebenso wie als gestaltete Medien. Die Werkbänke werden bei Gröting zum Ausdruck einer unbegrenzten künstlerischen Praxis, deren Ansatzpunkte in jeder gesellschaftlichen Arbeit auffindbar sind.

Und doch weist Asta Gröting in ihrem Aufbau die Kunst nicht einfach dem Handwerk zu, sondern erweitert die Wahrnehmungen der elterlichen Tätigkeiten durch den Blick, der die künstlerischen Profile ihrer Kinder prägte. So findet sich bei jeder Werkbank ihr Familienname, ebenso wie die Eckdaten ihrer Geschichte, aus der als Nachgeschichte die künstlerische Praxis der Kinder aufstieg. Handwerk selbst wird zur Frage nach der Sichtbarkeit dessen, was die Künstler/innen, die Gröting um die Familienwerkbänke bat, in den Beschäftigungen ihrer Eltern sahen. Viele der Objekte zeigen Werkflächen nicht länger existenter Arbeiten, mechanischer Produktionen, die nurmehr als Hobby überlebten. Und doch bleiben diese Möbel aktuell, da sie durch die individuelle Arbeit ihren Charakter veränderten. In ihnen überlebt der Gestaltungswille den die angesprochenen Künstler/innen beim Blick auf ihre Familie sahen und der in Grötings Arbeit in den Vordergrund tritt. Gleichzeitig setzt Grötings Aufstellung der vierzehn Werkbänke eine neue Familie zusammen, die Wahlfamilie der Künstlerin. Sie fragte diejenigen, die ihr persönlich oder künstlerisch nahe stehen. Bei dieser sozialen Suche nach der Vorgeschichte der eigenen Nähen öffnete sich das Kunstfeld zwischen dem Ikea Tisch der dichtenden Mutter, einer Fliessbandarbeiterin, und dem Arbeitstisch eines Luft- und Raumfahrtsphysikers, der hieran alte Schiffsmodelle rekonstruierte selbst als sozial differenziertes Feld, dass sich in Generationen, Klassen und Geschlechter hinweg zusammensetzt.

In Familienwerkbänke selbst zum Werk geworden, bekommen diese Tische, Bänke und Theken eine ungeahnte Präzision. Ihre Funktionen zeichnen sich ab, ihre Herkunft, ihre Generation, ihre Bearbeitung und ihre Rolle in der Geschlechtlichen und sozialen Zugehörigkeit ihrer Besitzer/innen. Grötings Familienwerkbänke zeigt eine soziale als eine ästhetische Ordnung und ergreift Partei für ein gestaltendes Verständnis jenseits der Disziplinierung der Medien. Ihr Arbeit Familienwerkbänke bringt die Aspekte der Kunst als Arbeit am Material und als Mitleben einer sozialen Erfahrung in eine gemeinsame Aufstellung, in der die Werkbänke selbst als Figuren antreten, als ästhetische Körper in Formation.

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Asta Gröting
Familienwerkbänke

Künstler: Rene Block, Björn Dahlem, Maria Eichhorn, Heiner Franzen, Asta Gröting, Adrian Lohmüller, Michaela Melian, Michael Sailstorfer, Hans Schabus, Klaus Staeck, Nasan Tur, Johannes Vogl, Anna Witt