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Als sich der Bildhauer Lothar Fischer und die Maler Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer 1957 zur Gruppe SPUR zusammenschlossen, war das Münchner Stadtbild immer noch stark vom Krieg gekennzeichnet und auch die Wunden der zwölfjährigen Kulturfinsternis waren nicht verheilt. Helmut Sturm erinnert sich: „Man muss sich die zurückgebliebene kulturelle Situation damals in Deutschland vergegenwärtigen. Wir waren so ‚unterernährt’, dass überhaupt abstrakt oder kubistisch malen bereits als ein Zeichen von Rebellion galt.“

Auch in anderen Ländern hatten Kulturschaffende mit Formen von Isolation zu kämpfen, die eine medialisierte Gesellschaft in dieser Form heute nicht mehr kennt. Umso mehr Bedeutung kam deshalb dem direkten Kontakt der Künstler untereinander zu. In München entwickelte sich um 1960 – durch zufällige Begegnungen und aufgrund treibender Persönlichkeiten wie Asger Jorn – ein Klima des lebendigen Austauschs, das für jeden der daran teilhabenden Künstler eine einzigartige Bereicherung darstellte.

Im Umfeld der Galerie van de Loo lernten sich in diesen Jahren Pinot Gallizio, Asger Jorn, Hans Platschek, Antonio Saura, Maurice Wyckaert und die Gruppe SPUR näher kennen. Man diskutierte über die verschiedenen eigenen künstlerischen und kulturpolitischen Positionen, aber auch über die aktuelle Arbeit anderer Künstler in Europa und Amerika.

Der Maler und Schriftsteller Hans Platschek war es beispielsweise, der die jungen Spuristen mit der Kunst ihrer Zeit und deren Vorläufer – auch auf internationaler Ebene – bekannt machte. In zahlreichen Diskussionen mit dem weit gereisten Intellektuellen schärfte sich das Bewusstsein der jungen Künstler soweit, dass man sich schon bald über die eigenen Voraussetzungen hinwegzusetzen begann. So heisst es im ersten SPUR-Manifest von 1958: „Die abstrakte Malerei ist ein HUNDERTFACH ABGELUTSCHTER KAUGUMMI, der unter der Tischkante klebt.“ Unterschrieben ist das Flugblatt auch von Asger Jorn, der 1957/58 nach München gekommen war, um sich – wie er in einem Brief an seinen Galeristen Otto van de Loo schreibt – „von die Münchenatmosphere [zu] inspirierer“ und „junge deutsche künstler in ihrem heimat [zu] treffen […] und ihre problemen [zu] verstehen […].“ Seinerseits wurde er zum wichtigen Inspirator, als er selbst immer wieder für längere Zeit unter dem Dach der Familie van de Loo arbeitete und Künstler wie Gallizio oder Wyckaert nach München brachte.

Die Folgen derartiger Berührungspunkte für die Arbeiten der einzelnen Künstler werden in der Ausstellung Auf der SPUR sichtbar. Die Galerieausstellung gewährt anhand ausgewählter Werke Einblick in einen kurzen und spannenden Zeitraum Münchner Kulturgeschichte und verfolgt dabei die verschiedenen Fäden, die hier damals zusammenliefen.

Ab dem 13. Juli wird im Museum Villa Stuck eine groß angelegte Retrospektive das Schaffen der Gruppe SPUR umfassend dokumentieren.

Pressetext

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AUF DER SPUR
Pinot Gallizio, Asger Jorn, Hans Platschek, Antonio Saura, Maurice Wyckaert
und die Gruppe SPUR