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Eine Kunstausstellung unterscheidet sich von einem Theoriegelände der Ästhetik wie ein Chemielabor von einem Messestand für Kunststoffhausrat. Brock arbeitet mit den Künsten, anstatt sie bloß an die Wand zu nageln. Das Brocksche Kunstdenken eröffnet große Perspektiven. Theoreme wie "Gott und Müll" oder "Der verbotene Ernstfall" demonstrieren, wodurch man aus Beliebigkeit Verbindlichkeit schafft und aus Glaubenszweifel eine Ewigkeit baut. Die Kunst lehrt zu verehren, wovor wir uns fürchten; die Museen sind Tempel für kunstbekennende Atheisten. Brock gibt Anleitungen für Fininvests, also Investitionen ins Ende; er baut Rettungskompletts und widerruft das 20. Jahrhundert. Das sind Action Teachings der besonderen Art, deren Ziel es ist, eine bleibende Sammlung von Grabbeigaben für die 68er Generation mit Wiederauferstehungsanlage zu schaffen.

Rettungskomplett - Gorgonisiert Euch! Die Richtung weist der Sturm aus der Zukunft, den wir Alter nennen - also immer gegen den schärfsten Wind, das zeigt den Weg. Unsere Optionen: eingraben, panzern, rückwärts gehen mit verstärkter Körpermasse (Fettleibigkeit weist auf Lebensängste, man expandiert zum Hindernis). Das sind schöne Bilder von Rettungskompletts wie Notquartiere, technische Hilfswerke, Suchhundtrupps und blütenweiße Rot-Kreuz-Schwestern. Aber die stärkste Kraft des Widerstands ist das Ja-sagen - gerade zu den schwersten Herausforderungen Ja-sagen (meinte Friedrich). Den offensichtlichen Widerstand vereinnahmt das Regime mit Toleranzpathetik - aber totale Zustimmung überwältigt. "Dienst nach Vorschrift" ist der erfolgreichste Widerstand. Die grauenerregende Gorgo wird nur durch ihre eigene Zerstörungskraft bezwungen. Das nennt man negative Affirmation oder die Revolution des Ja. In historischer Sprache: der Charme der Österreicher ist purer Widerstand.

Pressetext

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Bazon Brock: Lustmarsch durch das Theoriegelände /
Pleasure March Through Theoretical Territory

www.bazonbrock.de
www.lustmarsch.de

Stationen:
03.03.06 - 14.03.06 ZKM, Karlsruhe,
„Kontrafakte - Karfreitagsphilosophie. Der Faschist als Demokrat“
25.03.06 - 05.04.06 Schirn Kunsthalle Frankfurt
„Fininvest - Gott und Müll“
26.04.06 - 06.05.06 Museum Ludwig Köln
„Musealisierung als Zivilisationsstrategie - Avantgarde. Arrièregarde – Retrograde“
14.05.06 - 25.05.06 Kestner Gesellschaft, Hannover
„Selbstfesselungskünstler gegen Selbstverwirklichungsboheme“
02.06.06 - 13.06.06 Von der Heydt Museum, Wuppertal
„Leben als Baustelle - Scheitern als Vollendung“
23.06.06 - 02.07.06 Neue Galerie, Graz
„Rettungskomplett - Gorgonisiert euch!“
15.07.06 - 26.07.06 Haus der Kunst, München
„Uchronie - Ewigkeitsmanagement“
31.08.06 - 10.09.06 Contemporary Fine Arts, Berlin
„Eine schwere Entdeutschung - Widerruf des 20. Jahrhunderts“
19.09.06 - 29.09.06 Museum der Bildenden Künste Leipzig
„Pathosinstitut AZ - Opferolympiaden“
07.10.–18.10.06 perforum, Pfäffikon / Schweiz
„Verbotener Ernstfall - Gottsucherbanden“
16.11.06 - 26.11.06 Phoenix Art / Sammlung Falckenberg, Hamburg
„Kunst als Evidenzkritik - Erkenntnisstiftung durch kognitive Fakes“