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Die Sonderausstellung „Begegnung Bauhaus. Kurt Schmidt und Künstler der Avantgarde von Kandinsky bis Vasarely“ rückt das Schaffen des Bauhauskünstlers Kurt Schmidt, der vier Jahrzehnte in Gera wirkte, im Kontext mit weiteren 58 Künstlern ins Blickfeld.

Die Schau, die am 24. März eröffnet wird, zeigt bis zum 28. Juni zirka 113 Werke, davon 39 von Kurt Schmidt. Insgesamt 23 Leihgeber aus namhaften Museen, Galerien und Privatsammlungen der Bundesrepublik stellten dafür Werke der Malerei, Arbeiten auf Papier und Objekte zur Verfügung. „Mit der Ausstellung wollen wir keinen Gesamtüberblick des Werkes von Kurt Schmidt zeigen, sondern wir konzentrieren uns vielmehr auf wichtige Arbeiten verschiedener Schaffensphasen, vom konstruktivistischen Beginn am Bauhaus bis zu den mehrschichtigen Glasbildern des Alterswerkes, in denen er sich nochmals intensiv mit der bildnerischen Dynamik abstrakter Formen- und Farbkompositionen beschäftigte“, so der Leiter der Kunstsammlung Holger Saupe.

Der 1901 im sächsischen Limbach geborenen und 1991 in Gera verstorbenen Bauhauskünstlers Kurt Schmidt lebte mit seiner Familie seit 1903 in Gera. 1919 besuchte er die Kunstgewerbeschule in Hamburg, ging ein Jahr später an das Bauhaus nach Weimar, wo er bis 1925 die entscheidenden Impulse für seine künstlerische Entwicklung erfuhr. Noch heute wird sein Name weltweit vor allem mit dem „Mechanischen Ballett“ identifiziert, das er 1923 für die Bauhaus-Festwoche kreierte. Diese "Bühnenorganisation mit einfachen Formen", wie es Kurt Schmidt wenig später präziser bezeichnete, zählt zu den revolutionären Bühnenexperimenten der 1920er Jahre. Nach seinem Weggang aus Weimar arbeitete Kurt Schmidt in den Jahren 1925 bis 1929 als Dekorationsmaler in Stuttgart, kehrte anschließend nach Gera zurück und musste sich in der Folgezeit in verschiedenen Notberufen durchschlagen. In vielen Jahren der persönlichen und künstlerischen Isolation vom Bauhaus, beschäftigte sich Kurt Schmidt erst ab 1968 wieder mit eigenen abstrakten Kompositionen. Die von 1976 bis 1988 in verschiedenen Arbeitsphasen entstandenen Glasbilder stellen einen herausragenden Komplex des Alterswerkes von Kurt Schmidt dar. Die ersten Anerkennungen für seine Bauhaus-Arbeiten erhielt er Anfang der 1960er Jahre in Westdeutschland. Ab 1975 erfährt er nach einer Ausstellung im Gothaer Museum, zumindest beim Fachpublikum im Osten Deutschlands, einen gewissen Grad an Aufmerksamkeit. 1991, noch zu Lebzeiten des Künstlers, veranstaltete die Kunstsammlung Gera eine umfangreiche Retrospektive seines Schaffens. In der Geraer Sammlung wird heute auch der Nachlass bewahrt.

Die Ausstellung ist thematisch in drei Teilen angelegten. Der Titel „Begegnung Bauhaus“ ist dabei durchaus im doppelten Sinne zu verstehen. Einerseits soll auf das Zusammentreffen einer Vielzahl unterschiedlicher Künstlerpersönlichkeiten und deren Einbindung in die neuartige Arbeits- und Lebensgemeinschaft an der berühmten Kunstschule verwiesen werden. Andererseits ist es das Ziel der Ausstellungskonzeption, den revolutionären Aufbruch der künstlerischen Avantgarde, die ästhetische Radikalität und innovative Energie des visionären Bauhausgeistes von damals auch für heutige Besucher nachvollziehbar werden zu lassen.

Im ersten Ausstellungsteil ist der Künstlerkreis deshalb erweitert und zeigt die Kunst von Kurt Schmidt in ihrem Entstehungszusammenhang gemeinsam mit Werken von Lehrern, Schülern und Zeitgenossen des Bauhauses. So vereinen sich beispielsweise ausgewählte Arbeiten solch wichtiger Lehrerpersönlichkeiten wie Johannes Itten, Lothar Schreyer, Lyonel Feininger, László Moholy-Nagy, Paul Klee und Wassily Kandinsky, die den jungen Studierenden am Bauhaus nachhaltige Anregungen vermittelten, mit Werken von Schülern wie Farkas Molnár, Karl Peter Röhl, Rudolf Bauer, Franz Frahm-Hessler, Xanti Schawinski und Werner Graeff, die gleichzeitig mit Kurt Schmidt am Weimarer Bauhaus waren. Ebenso gilt das Augenmerk der Schau Zeitgenossen wie Johannes Molzahn und Walter Dexel, die in ihrer Haltung und künstlerischen Sprache mit dem Bauhaus verbunden waren.

Im zweiten Teil der Ausstellung richtet sich der Blick auf das verheißungsvolle Potential abstrakter Malerei in Thüringen nach 1945, das in den dogmatischen Formalismus-Realismus-Kämpfen zerrieben, in der Folge größtenteils aus Thüringen vertrieben oder in die stilleren Gefilde subversiver Selbstorganisation verdrängt wurde. Hier sind insbesondere Werke von Hermann Kirchberger, Rolf Dieß und Otto Hofmann, aber auch von Harry Schmidt-Schaller und Herbert Enke zu sehen. Sie studierten mitunter überhaupt nicht am Bauhaus. In deren Werk wird aber eine Auseinandersetzung mit dem Konstruktivismus oder der bildnerischen Dynamik abstrakter Formen- und Farbkompositionen deutlich. Mit Künstlern wie Richard Paul Lohse, Günter Fruhtrunk, Raimund Girke, Rupprecht Geiger und Bridget Riley werden wichtige internationale Positionen der Konkreten Kunst vorgestellt, die in der Nachfolge der Experimente des Bauhauses gesehen werden können. Damit soll zugleich die zunächst abgebrochene oder verlangsamte Entwicklung abstrakter Malerei in Thüringen parallel weitergezeichnet werden. Als Verbindungsglied zur internationalen Moderne fungiert der einstige Bauhaus-Schüler und -Lehrer Josef Albers, der zu den entscheidenden Vermittlern zwischen Bauhaus und Avantgarde-Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg gehört. Von ihm aus spannt sich der Bogen bis zu der maßgeblich auf optischen Effekten beruhenden Bildauffassung eines Victor Vasarely.

Im dritten Teil der Ausstellung wollen die Ausstellungsmacher den kunsthistorischen Blick wenden und auf das Heute richten. Besonders spannend erweist sich dabei die Tatsache, dass jenseits des aktuellen Booms der gegenständlich-figurativen Malerei gerade auch im zeitgenössischen Kunstschaffen junge aktuelle Positionen auszumachen sind, die der klassischen Formensprache der Moderne verwandt scheinen. Oder, wie es Elke Buhr formuliert, die „den Gedanken einer Verbindlichkeit von Ästhetik“ wieder zulassen. Das betrifft beispielsweise Werke von Künstlern der jüngeren Generation wie Martin Borowski, der seinen gegenständlichen Gebäudebildern ein sehr abstraktes Farb- und Kompositionsschema zu Grunde legt, oder Arbeiten des britischen Künstlers Matthew Houlding, der sich in seinen dreidimensionalen Modellobjekten mit den Architekturutopien der Avantgarde des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Das zeigen die farbintensiven Streifenbilder des niederländischen Malers Ronald de Bloeme, der die formale Strenge der „De Stijl“-Kunst scheinbar in die Gegenwart transformiert hat, und in dessen gesampelten Tableaus aber vielmehr gegenständliche Einflüsse der Waren- und Werbewelt verarbeitet und verfremdet sind. Und es verdeutlichen auch die großformatigen Gemälde des 1976 in Jena geborenen Stefan Lenke, der mit einfachen geometrischen Grundelementen operiert und dessen Bilder auf den ersten Blick als Wiederaufnahme der flächig-konstruktiven Malerei des Bauhauses erscheinen. In ihnen geht es aber vielmehr um die ästhetische Wahrnehmung der bildräumlichen Dimension von mehrfach geschichteten Farbfeldern.

Das Ausstellungsprojekt wurde finanziell vom Freistaat Thüringen, Thüringer Kultusministerium, der Sparkasse Gera-Greiz als Premiumsponsor, der GDF SUEZ Energie Deutschland AG, der Jurke GmbH & Co. KG in Gera sowie dem Medienpartner Zeitungsgruppe Thüringen unterstützt. Die Ausstellung ist Dienstag 13 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 10 bis 17 Uhr und Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11 bis18 Uhr zu in der Kunstsammlung Gera – Orangerie zu sehen.

Beteiligte Künstler: Max Ackermann, Josef Albers, Horst Bartnig, Rudolf Bauer, Willi Baumeister, Ronald de Bloeme, Hartmut Böhm, Erich Borchert, Martin Borowski, Hans Joachim Breustedt, Heinrich Maria Davringhausen, Walter Dexel, Rolf Dieß, Herbert Enke, Alois Erbach, Lyonel Feininger, Franz Frahm-Hessler, Rudolf Franke, Achim Freyer, Günter Fruhtrunk, Rupprecht Geiger, Raimund Girke, Hermann Glöckner, Roland Goeschel, Werner Graeff, Gregor Hildebrandt, Otto Hofmann, Matthew Houlding, Johannes Itten, Alexej von Jawlensky, Utz Kampmann, Wassily Kandinsky, Ingo Kirchner, Hermann Kirchberger, Paul Klee, Peter Krauskopf, Stefan Lenke, Richard Paul Lohse, Adolf Luther, Christian Lüttich, Thilo Maatsch, László Moholy-Nagy, Farkas Molnár, Johannes Molzahn, Enrico Prampolini, Bridget Riley, Karl Peter Röhl, Edwin Paul Scharff, Xanti Schawinsky, Kurt Schmidt, Harry Schmidt-Schaller, Lothar Schreyer, Kurt Schwitters, Helmut Senf, Eberhard Steneberg, Kurt W. Streubel, Victor Vasarely, Walter Wahlstedt, Ludwig Wilding.

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Begegnung Bauhaus.
Kurt Schmidt und Künstler der Avantgarde - von Kandinsky bis Vasarely
Malerei, Arbeiten auf Papier, Objekte

Künstler: Max Ackermann, Josef Albers, Horst Bartnig, Rudolf Bauer, Willi Baumeister, Ronald de Bloeme, Hartmut Böhm, Erich Borchert, Martin Borowski, Hans Joachim Breustedt, Heinrich Maria Davringhausen, Walter Dexel, Rolf Dieß, Herbert Enke, Alois Erbach, Lyonel Feininger, Franz Frahm-Hessler, Rudolf Franke, Achim Freyer, Günter Fruhtrunk, Rupprecht Geiger, Raimund Girke, Hermann Glöckner, Roland Goeschel, Werner Graeff, Gregor Hildebrandt, Otto Hofmann, Matthew Houlding, Johannes Itten, Alexej von Jawlensky, Utz Kampmann, Wassily Kandinsky, Ingo Kirchner, Hermann Kirchberger, Paul Klee, Peter Krauskopf, Stefan Lenke, Richard Paul Lohse, Adolf Luther, Christian Lüttich, Thilo Maatsch, László Moholy-Nagy, Farkas Molnar, Johannes Molzahn, Enrico Prampolini, Bridget Riley, Karl Peter Röhl, Edwin Paul Scharff, Xanti Schawinsky, Kurt Schmidt, Harry Schmidt-Schaller, Lothar Schreyer, Kurt Schwitters, Helmut Senf, Eberhard Steneberg, Kurt W. Streubel, Victor Vasarely, Walter Wahlstedt, Ludwig Wilding.