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Eröffnung: 22.4., 19 Uhr

Zivilisation und jenseits unserer gesellschaftlicher Konventionen. Analog zur Betrachtung des Kinos als in sich geschlossener Erlebnisraum, an dem soziale Normen und Vorstellungen nur bedingt greifen, versteht Rivers seine filmischen Arbeiten als meditative Porträts abgeschiedener Orte und hermetischer Welten. Für seine Aufnahmen nutzt er 16-mm-Kameras, deren Filme er häufig selbst von Hand entwickelt. Diese Nähe zum Material und dessen fast greifbare physische Präsenz zeigen sich in seinen Arbeiten, die ihren eigenen handwerklichen Herstellungsprozess in die Narration mit einbringen. Darüber hinaus nimmt Rivers subtile Eingriffe in der Postproduktion vor und unterlegt das Filmmaterial mit poetischen Tonspuren, die einen Bruch mit der visuellen Kontemplation erzeugen. Auf diese Weise entrückt Rivers seine Filme immer wieder ihrer utopischen Fiktion und erdet sie in der Realität, deren Auswirkungen auch die abgeschiedenen Eilande und ihre Bewohner betreffen. Längst prägen Belastungen wie El Nino, die Verschmutzung der Meere und Auswirkungen der globalen Handelsrouten die Umwelt dieser vermeintlichen Paradiesen.

Die Ausstellung Islands besteht aus drei großformatigen Videoinstallationen, welche die narrative Dramaturgie der Arbeiten in den Ausstellungsraum übertragen und dem Publikum gleichsam einen Rückzugsort abseits des eigenen Alltags bieten. Alle drei Arbeiten nutzen den Blick in die räumliche und zeitliche Ferne für eine Reflexion über unser Hier und Jetzt. There Is A Happy Land Further Awaay (2015) verbindet Landschaftsaufnahmen aus dem südpazifischen Inselstaat Vanuatu mit Henri Michaux’ melancholischem Gedicht I Am Writing To You From A Far Off Country . Rivers’ Aufnahmen entstanden kurz bevor Vanuatu im März 2015 durch den Tropensturm Pam verheerend zerstört wurde. Der Film unterstreicht die fortwährende Veränderung unserer Umwelt und ihre globalen Konsequenzen. Auch The Creation As We Saw It (2012) entstand auf Vanuatu und illustriert drei mündlich überlieferte Legenden der Einwohner; eigenwillige Schöpfungsgeschichten über den Ursprung der Menschen, den Weg des Feuers und darüber, warum Schweine auf vier Beinen laufen. Slow Action (2010) verbindet semidokumentarisches Filmmaterial aus Polynesien, Japan und Rivers’ Geburtsort Somerset mit einer trocken vorgetragen Erzählung über eine mysteriöse Zivilisation der Zukunft. Der vom amerikanischen Science-Fiction-Autor Mark von Schlegell geschriebene Text entfaltet in Kombination mit Rivers’ Bildsprache eine ambivalente Stimmung zwischen surrealem Witz und nachhaltiger Beunruhigung.  

Ben Rivers (*1972, Somerset) lebt und arbeitet in in London. Er hat an der Falmouth School of Art zunächst Bildhauerei studiert, bevor er sich der Fotografie und dem Super8-Film zuwandte. Nach dem Studium begann er mit 16mm-Filmen zu arbeiten, in denen er entlang der feinen Trennlinie von Dokumentation und Fiktion arbeitet. Rivers ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden: FIPRESCI Internationaler Kritikerpreis des 68. Filmfestival in Venedig für seinen ersten Spielfilm Two Years At Sea; der Baloise Kunstpreis auf der 42. Art Basel, 2011 und den Paul Hamlyn Foundation Award for Artists, 2010. Er hat zuletzt ausgestellt: The Two Eyes Are Not Brothers , The Whitworth, Manchester, 2016, Einzelausstellung, Camden Arts Centre, London, 2015, The Two Eyes Are Not Brothers , Artangel Open Commission 2013, Television Centre, White City, London, 2015, Slow Action, Hepworth Wakefield, 2012; Sack Barrow, Hayward Gallery, London, 2011; Slow Action, Matt’s Gallery, London und Gallery TPW, Toronto, 2011; A World Rattled of Habit, A Foundation, Liverpool, 2009.  

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Triennale di Milano und dem Camden Arts Centre. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation bei Mousse Publishing. Mit freundlicher Unterstützung der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg und des British Council.