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Vom 09. April bis 28. Mai zeigt die Galerie Schmela Arbeiten der jungen Karlsruher Künstlerinnen Benita Liebel und Yasmin Müller. Obwohl beide unterschiedliche Materialien bevorzugen, liegt eine Gemeinsamkeit ihrer Arbeiten darin, eine kühle Distanziertheit zu vermitteln. Dabei bedienen sich sowohl Yasmin Müllers gegenständlich motivierte Hard-Edge Bilder als auch die sperrigen Modellbauten von Benita Liebel im Warenhaus der Moderne – vorzugsweise der amerikanischen Pop- und Minimal-Art. Sie antworten damit auf die Polarisierung von Erhabenheit und Banalität mit eigenen Überlegungen zur Komplexität heutiger Lebens-zusammenhänge.

Benita Liebel (*1965) konstruiert Objekte, deren Anmutung zwischen Architekturmodell, Denkmal und Gebrauchsgegenstand liegt. Ihre tatsächliche funktionale Bestimmung geben die „Guillotine“, das „Mausoleum“ oder der „Tresor“ aber nicht verbindlich preis. Die Titel bilden assoziative Brückenschläge zwischen formaler Charakterisierung, Narration und möglicher Verwendbarkeit. Ihr Material bezieht die Künstlerin aus dem Baumarkt und der Industrie: Neonröhren, Sand, Lehm, Latex, MDF- und Glasplatten werden im handelsüblichen Maß verarbeitet. Die DIN bestimmt Dimension und Form. Doch dem Rationalismus der Methode steht eine animierend sinnliche Poesie gegenüber, die die Künstlerin mit der eigenwilligen Zusammensetzung und Kombination der Materialien erzielt. Als Ganzes betrachtet, ähnelt das plastische Werk von Benita Liebel einer Großbaustelle, auf der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Koordinaten eines selbstgeschaffenen Bezugssystems bilden. Der Betrachter stößt auf eine labyrinthische Genealogie, die ihren Ursprung in archäologischen Ausgrabungsstätten zu haben scheint, Boullées Revolutionsarchitektur tangiert und ebenso von der Architecture Brut oder vom Dekonstruktivismus einer Zarah Hadid inspiriert sein könnte. Ob an der Wand, am Boden oder auf Sockeln präsentiert, Benita Liebels Installationen lassen sich auch als melancholische Bühnen interpretieren, als menschenleere Inszenierungen, die psychologische Prozesse und Zustände modellhaft spiegeln.

Yasmin Müller (*1977) setzt mit ihrer disziplinierten, reduzierten Malerei einen Kontrapunkt zum Trend romantischer Gesten, die das breite Feld junger Kunst aktuell beherrschen. Befindlichkeit, könnte man in Anbetracht ihrer Acrylbilder schlussfolgern, ist nicht Ausdruck subjektiver Emotionen, sondern ein Massenartikel heutiger Lifestyle-Kultur. Man kann ihn kaufen, kopieren, imitieren und in beliebigen Kontexten wiederverwenden. Ob trendbewusste Street-Wear-Fashion, Burberry-Optik oder das Icon einer Hip-Hop-Band wie Outkast, Modelabels und Marken sind Statussymbole und nonverbale Kommunikationsmittel. Der Tatsache, dass im Kampf um Individualismus und Selbstinszenierung leere Slogans für komplizierte Gefühle dankbare Abnehmer finden, begegnet Yasmin Müller mit Ironie. Sind doch ihre eigenen, auf Hartfaserplatten gespannten Leinwände, bemalten Holzkästen oder Dachlattenkonstruktionen weniger gemalte Tafelbilder als vielmehr Objekte der Begierde. Sie ziehen den Betrachter durch eine glatte undurchdringliche Oberflächenästhetik und verführerische Farbigkeit an, um ihn mit einer überdimensionierten und überzeichneten Gegenständlichkeit zu konfrontieren. Die Hermetik des einzelnen Bildes öffnet sich in der Kombination mehrerer Motive. Im Nebeneinander von Croquetschläger und mintgrüner Hausfas-sade können sich Assoziationen einstellen, die nicht nur die gewollten Attitüden eines bad taste zitieren, sondern an die perfektionierte Scheinwelt mittelständischer Vorstadtidyllen denken lassen.

Jessyka Müller Pressetext

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Benita Liebel und Yasmin Müller - Skulpturen und Objekte