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Ab dem 4. September 2003 nehmen die raumgreifenden Skulpturen des 1941 in Frankreich geborenen Bildhauers Bernar Venet den Innenraum und erstmals auch mit einer großen Arbeit, den Außenraum der Englischen Kirche in Bad Hom-burg v.d. Höhe ein. Die Ausstellung der Arbeiten Bernar Venets ist für Bad Hom-burg ein besonderes Ereignis insbesondere vor dem Hintergrund, dass Dank des großzügigen Geschenks der ALTANA AG an die Stadt Bad Homburg bereits eine Skulptur aus der ersten Ausstellung „Blickachsen“ im Kurpark verbleiben konnte.

In den Galerieräumen zeigt Christian Scheffel, in Ergänzung zu seiner kon-zentrierten Auswahl der Arbeiten für die Englische Kirche, ein erweitertes Spekt-rum des künstlerischen Schaffens von Bernar Venet. Hierzu gehören Zeichnungen und kleinformatige Skulpturen, die unterschiedliche gestalterische Ansätze und Aussagen erkennen lassen.

Bernar Venet gehört zu jenen Künstlern, deren Schaffensprozess ganz ent-schieden durch ein theoretisches Bewusstsein geprägt ist, dessen Vorgang bereits skulptural Prozesshaftes bezeichnet: Auf der Suche nach dem Wesentlichen wird in Etappen Unwesentliches weggetrennt und durch Reduktion zur essenziellen Aussage gefunden. Venets Kunstwerke erschließen den Raum über die verschie-denen Werkphasen sukzessive: vom Bild über das Wandobjekt und das Relief zum skulptural definierten Raum. 1963 findet Venet zunächst seinen Ausgangs-punkt bei der Verwendung von Materialien wie Teer oder Kohle. Direkt auf den Boden geschüttet wird der Kohlehaufen in den Raum integriert und nicht mittels eines Sockels isoliert. 1966 zeigt Venet in einer Ausstellung eine technische Ent-wurfszeichnung und konstatiert, dass die Informationen über das Objekt dem Ob-jekt selbst gleich sind. Dieser Ansatz markiert einen bedeutenden Wendepunkt in Venets Werk: die Verwirklichung radikaler Ansätze der Konzeptkunst. In logischer Konsequenz setzt er danach die Kunstproduktion aus und widmet sich der Theo-rie. In Paris lehrt er zwischen 1971 bis 1976 an der Sorbonne „Kunst und Kunst-theorie“ und schreibt. Mit der Wiederaufnahme seiner Kunstproduktion orientiert sich Venet an seinem konzeptuellen Ansatz der frühen Werkgruppen, wendet sich jetzt aber der greifbaren Materie zu. Kontinuierliche Reduktion ist Ergebnis seiner theoretischen und plastischen Auseinandersetzung mit der geometrischen Konfi-guration und materialisiert sich schließlich in der Linie. Der zunächst strengen ge-ometrischen Linie folgt dann bald durch „Kontextverschiebung“ die „unbestimmte Linie“, die, Höhepunkt seiner bisherigen Arbeit, als Vollplastik aus Stahl den In-nen- und Außenraum als materialisierte Bewegung durchdringt.

Pressetext

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Bernar Venet - Arcs, defined portions of curves
Galerie Scheffel; Englische Kirche