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„Die Malerei ist mein Lebensinhalt und mein Lebenselixier. Ich freue mich, jeden Tag vor die Staffelei zu gehen und malen zu können, was auch immer dabei herauskommt. Malerei macht mich nicht müde, sie hält mich wach. Ich wünschte, noch lange zu leben, damit ich meine noch ziemlich vielen Bilder, die ich im Kopf trage, malen darf.“ (Bernard Schultze 2002)

Das Ende des II. Weltkrieges bedeutete für den 1915 in Schneidemühl (heute Polen) geborenen Künstler Bernard Schultze einen radikalen Neuanfang, war doch sein bis dahin entstandenes Werk durch einen Luftangriff auf Berlin komplett zerstört worden und er gerade vom Dienst an der Front zurückgekehrt. Er löste sich vom Gegenstand, von der an der Hochschule für Kunsterziehung in Berlin und an der Kunstakademie in Düsseldorf erlernten traditionellen Darstellungsweise von Portraits, Stillleben und Landschaften, von der Wiedergabe der ihn umgebenden Realität, um abstrakt zu arbeiten. Er entwickelte innerhalb weniger Jahre – zuerst in Anlehnung an seinen Malerkollegen Wols (Otto Wolfgang Schulze), später immer selbständiger – den für ihn so typischen, eigenen, sehr persönlichen Stil, der in Malerei, Zeichnung, Graphik und Plastik zur Anwendung kam und der ihn zu einem der grossen Künstler des deutschen Informel werden liess.

„Rücken an Rücken“ arbeitete er zuerst in Frankfurt, später in dem gemeinsamen Atelier in Köln mit seiner Frau Ursula Schultze-Bluhm, mit der er ab 1955 – bis zu ihrem Tod 1999 - verheiratet war und die, unter dem Künstlernamen Ursula, ebenfalls wunderbare Bilder schuf. Die farbfrohen, detailreichen, oftmals sich ins dreidimensionale erstreckenden Traumwelten Schultzes entwickelten sich aus einer Mischung von unbewusstem und bewusstem Zusammensetzen, Komponieren, Aneinanderfügen von Farbe und Form. Diese erstreckten sich meist völlig ohne Ecken und Kanten frei auf der Fläche und im Raum. Es entstand so ein Mikrokosmos der totalen Abstraktion, dem sich ein vegetabil-animalischer und selten auch menschlicher Makrokosmos entgegensetzte, da sich in der Gesamtansicht dem Betrachter Assoziationen von Bäumen, Wurzeln, Blättern, Wolkenformationen, ja sogar Selbstportraits boten.

Eher als dem Informel sollten diese Werke der Lyrischen Abstraktion zugeschrieben werden, denn sie sind geradezu eine Hommage an die Form und an die vom Künstler entwickelten Regeln, wie die Form sich in der Fläche und im Raum zu erstrecken habe. Der aus der französischen „art informel“ stammende Begriff bedeutet zwar auch „mitteilend“ und das trifft auf die Kunstwerke von Schultze allemal zu, aber er wird doch all zu leicht als „ohne Form“ missverstanden. „Ohne Regel“ also nicht-geometrisch und gegenstandslos wäre die korrekte Bedeutung, ist aber bei genauerer Betrachtung von Schultzes Werk weniger angebracht. Seine Werke, seine Collagen, seine Environments, seine „Migofs“ – wie er sie auf Anregung von Ursula hin nannte und die uns an Kurt Schwitters „Merzkunst“ denken lassen - erzählen Geschichten.

Bernard Schultzes Wunsch, viele Werke noch vollenden zu können, sollte in Erfüllung gehen. Bis zuletzt schuf er - seinem Stil immer treu bleibend und unterstützt von seiner zweiten Frau Doris Berger-Schultze – ein herausragendes Spätwerk.

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Bernard Schultze
Werke aus den Jahren 1955-2000