press release only in german

Mit der Ausstellung „camera cameleon“ präsentiert das museum kunst palast das künstlerische Werk von Bernd Jansen (*1945), der bereits Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre mit hintersinnig inszenierten Porträts aus der Düsseldorfer Künstlerszene für breite Aufmerksamkeit sorgte.

Eine kleine Auswahl von Jansens über die Jahre hinweg, konsequent in Schwarz-Weiß-Aufnahmen fortgesetzten Künstlerporträts – u.a. Joseph Beuys (1970), Marcel Broodthaers (1972), Dieter Krieg (1995) Sigmar Polke (1973), Gerhard Richter (1968), Thomas Schütte (1987), Günther Uecker (1978) – gehören ebenso zu dem hier gebotenen Werküberblick wie Objekte, Material-Assemblagen, großformatige Skulpturen, Rauminstallationen und Videos aus verschiedenen Schaffensperioden. Alle diese Arbeiten geben Zeugnis von der seit mehr als 30 Jahren andauernden künstlerischen Auseinandersetzung Bernd Jansens mit den Dimensionen des Themas Fotografie, Optik und Wahrnehmung.

Jansens Begriff von Fotografie wie auch sein unkonventioneller Umgang mit der Kamera als Foto-Apparat schafft ein Gegengewicht zu manchen aktuellen Tendenzen heutiger Fotokunst und besticht durch die Art und Weise wie das Medium Fotografie einerseits beherrscht, andererseits immer wieder in Frage gestellt wird.

Jean-Hubert Martin verweist in der Einleitung zum Ausstellungskatalog darauf, dass Bernd Jansen den eigentlichen Akt des Fotografierens gerne ad absurdum führt: „Retuschen sind keine Feinkorrekturen, sondern bildfüllend, so dass das Resultat eher schon als action painting denn als Fotografie zu bezeichnen ist. Im Lochbilderbuch verstärkt das zentral ausgeschnittene Loch noch einmal das fokussierte Motiv. Zu solch fotografisch-dadaistischen Exkursen lädt uns Bernd Jansen auch in ‚Blitz über Kleve’ ein.“

Die vierteilige Ausstellungs-Installation „Blitz über Kleve“ (1998/2004) verbindet Autobiographisches des 1945 in Bedburg-Hau bei Kleve geborenen und in Düsseldorf aufgewachsenen Künstlers mit Apparaturen, die z.B. Solarmodule mit Elementen zusammenbringt, welche an die Pionierzeit der Fotografie denken lassen. Mit der Bündelung unterschiedlichster Stationen entfaltet sich vor dem Betrachter ein begehbares Selbstportrait.

Autobiographische Reflektion, Selbstreferenz und Spuren seiner selbst in den Fotografien wie auch die seit Ende der 1980er Jahre einsetzende skulpturale und performative Erweiterung der Fotografien zu raumgreifenden Mixed-Media Installationen gehören zu den wesentlichen Kennzeichen der künstlerischen Arbeit von Bernd Jansen.

Wie aus einer Fotografie eine Skulptur erwächst, die wiederum zu einer Aktion und einem Videofilm führt, zeigt beispielhaft die Installation „Le Diner du Cycliste“ (1999/2004). Jansen hat das Foto eines Fahrradfahrers transparent im Maß 150 x 210 cm groß ziehen lassen, auf eine Stahlplatte gelegt und 359 mal spiralförmig von der Mitte nach außen durchbohrt. Durch diese Bohrlöcher hat er Fahrradschläuche geführt, diese dann aufgepumpt und die nun auf den Fahrradschläuchen ruhende Platte zu einem Tisch umfunktioniert. Ergänzt durch sechs, ebenfalls mit weiteren Fahrradschläuchen bestückte Bistrostühle ergab sich eine Raumsituation, die schließlich zu einer Performance führte, bei der 5 kg gekochte Spaghettis direkt auf dem mit Schläuchen durchwachsenen Foto-Tisch serviert wurden. Die nun in Düsseldorf präsentierte Installation wird begleitet von zwei Videoloops, der „Leicapfanne“ 2000/01 und der „Leicapumpe“ (2003/04).

Im Zentrum der Jansen-Ausstellung steht jedoch ein 6 x 6 m großer Erlebnis-Raum als ein Raum im Raum in Form einer Kam(m)era, bestückt mit einer Vielzahl von Skulpturen und Bildern, die als Werkzeuge der Wahrnehmung und als Bedingungen des Bildermachens angesehen werden können. Hierzu gehören u. a. die erst in diesem Jahr entstandene „Klick-Clack“ Kiste, der „“Leica-Dschungel“ (2002) mit durch die Kamera wachsenden Yucca-Pflanzen, die „Paprikakanone“ (1996) sowie die mit 1056 grünen, leeren Weinflaschen versehene, über 7 m lange Skulptur „Optik“ (1997).

Sowie bereits in den frühesten Arbeiten, den Künstlerporträts, zeigen auch die jüngsten Arbeiten von Bernd Jansen ein intensives, mal ironisch, mal humorig gebrochenes Spiel zwischen ihm als Photograph und dem Motiv, dem Subjekt oder auch dem plastischen Objekt. Ein Spiel zwischen einem Regisseur und einer Wirklichkeit, die ihm Anlass zu essentiellen Überlegungen gibt und zugleich vielfältiges Material zur künstlerischen Bearbeitung liefert.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Pressetext

only in german

Bernd Jansen - Camera cameleon
Kurator: Stephan von Wiese