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Bernd Mechlers Bilder sind Jongleure der menschlichen Wahrnehmung. Wie Julia Hagenberg anlässlich einer Ausstellung des Künstlers im Kunstraum Düsseldorf Anfang des Jahres erkennt, pendeln die Sujets seiner Werke zwischen der bloßen Spur der Malhandlung und der illusionistischen Darstellung konkreter Objekte. "Charakteristisch ist ein bestimmtes Motiv, das man sowohl abstrakt als Farbspur, als auch gegenständlich als Faden, Fadenknäuel oder Schleife lesen kann." So begegnen dem Betrachter Arbeiten, die die Blicke durch ein Gewirr von Schlaufen im doppelten Wortsinne an sich binden, wobei sich schnell Fragen einstellen und Besonderheiten bemerkbar machen. Beispielsweise macht es keinen Sinn, nach einem Anfang einzelner Fäden oder Schleifen zu suchen, da er entweder so geschickt verborgen ist, oder im Sinne einer Endlosschlaufe in einen geschlossenen Kreislauf übergeht. Mehrere so angelegte Schlaufen führen letztlich zu einer Vielzahl von Überlagerungen, die einen klaren Durchblick zunehmend vereiteln. Auch die vereinzelt am Bildrand scheinbar abbrechenden Fäden markieren nicht wirk-lich Anfang und Ende einer Schlaufe, sondern sind vielmehr als Verweis auf die Begrenztheit der Leinwand zu verstehen, die somit durch ihr Format als bewusst gewählter Malgrund an Bedeutung gewinnt.

Eine weitere Besonderheit von Mechlers Bildern liegt in ihrer Maltechnik, die suggestiv menschliche Empfindungen lenkt. So finden sich die in Ölfarben gemalten Schlaufen in einem ausgeklügelten System von Schichtungen, das zurückhaltend mit dem Thema Raum und Fläche spielt. Der Wechsel von hellen und dunkleren Farben erzeugt unweigerlich die Illusion von Tiefe, die allerdings durch Verwischungen gezielt an Eindeutigkeit verliert. Vielmehr vermitteln die in zahlreichen Arbeitsgängen so entstandenen Bilder den Eindruck einer membrangleichen Oberfläche, die nur noch vereinzelt das wirkliche Raumempfinden erlaubt. Die unterschiedlichen Schichten der Bilder scheinen von gleicher Wertigkeit, die zusammen eine Art "Haut" ergibt. Die Bildoberfläche an sich erfährt damit einen vergleichbaren Stellenwert, wie das bereits angesprochene Leinwandformat.

Mehr und mehr wird die besagte Gratwanderung, das Pendeln der Wahr-nehmung nachvollziehbar, um sich zusehends als übergreifendes Thema der Arbeiten zu erkennen zu geben. Bernd Mechler betreibt eine vom Bild ausgehende Studie menschlicher Wahrnehmung, wie sie in dieser Form sehr ungewöhnlich ist. Vergleichbar seiner in den Arbeiten anzutreffenden Schlaufen, begleitet der Künstler den Betrachter auf einen Wechselkurs der Erfahrungen, der in einer endlosen Schleife vom Bild über den Eindruck zurück zur Materialität des Bildes führt.

Dr. Christian Krausch

Pressetext

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Bernd Mechler - Bilder