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Eröffnung Freitag, den 7. März 2008 . 19 Uhr Bettina Rheims ist anwesend.

C/O Berlin, Forum For Visual Dialogues, präsentiert vom 8. März bis 11. Mai 2008 die Ausstellung Can You Find Happiness? der französischen Fotografin Bettina Rheims. Die Eröffnung findet am Freitag, den 7. März 2008, ab 19 Uhr bei C/O Berlin im Postfuhramt in Oranienburger Straße / Ecke Tucholskystraße statt.

Glatte Oberfläche, pure Attitüde, eingefrorene Posen, erstarrte Gesten – Bettina Rheims perfekt inszenierte Fotografien spielen mit dem Klischee der Verführung und der Illusion des Glamours. Offensiv stellt sie Intimität zur Schau. Nackte Frauen als Lustobjekt mit erigierten Brustwarzen, rasiertem Schamhaar, in obszönen Stellungen. Die Aufnahmen sind gewagt, jedoch nicht lüstern oder vulgär. Ohne Sentimentalität, ohne Nostalgie, jenseits gängiger Schönheitsideale. Aber mit einem besonderen weiblichen Blick, der nie voyeuristisch bloßstellt, sondern in einer unterkühlten Oberflächkeit den Respekt vor den porträtierten Frauen behält.

In ihren opulent farbigen Serien dekonstruiert Bettina Rheims die gängigen Vorstellungen von Schönheit und Glamour und macht so Wunden sichtbar. Die Frauen wirken unperfekt, gleichzeitg verletzlich und – das ist das Entscheidende – gerade in ihrer Verletzlichkeit souverän und selbstbewusst. Diese Spannung löst eine starke Faszination aus. Bettina Rheims inszeniert die Frauen vor der Kamera nicht allein, sondern die Porträtierten sich vielmehr selbst. So entsteht zwischen den künstlichen Posen und Parodien von Posen ein freier Spielraum, der trotz der Hochglanzästhetik zu einer Authentizität führt. Sie konstruiert ihre Bilder, indem sie die Stereotypen aus Malerei, Kino und Werbung orchestriert und pervertiert. Letztendlich geht es in ihren Fotografien um Wahrheit, die in der Inszenierung liegt, sowie dem Besitzverhältnis am menschlichen Körper im fotografischen Akt – wie mächtig ist die Fotografin, wie autonom das Ich?

„Die nackte Haut ist wie eine leere Seite, auf der noch niemand etwas geschrieben hat. Wenn Modells zu mir kommen, legen sie alles ab: Kleidung, Herkunft, Geschichte, ihren guten oder ihren schlechten Geschmack.” (Bettina Rheims) In den makellosen Kompositionen mit klassischem Aufbau, perfekten Linien und einer totalen Beherrschung des Sujets, entstehen so neue Geschichten, die oft die kunstgeschicht liche und kulturelle Ikonografie zitieren und in ihrer Farbsensibilität in der Tradition klassischer Maler wie Ingres, Rubens und Degas stehen.

Erstmals in Berlin präsentiert C/O Berlin 95 Bilder von Bettina Rheims aus insgesamt acht Serien – unter anderem aus „Chambre Close” und „Shanghai”. In dieser Ausstellung, die das Verhältnis zwischen künstlerischem und angewandtem, kommerziellen Werk der französischen Fotografin thematisiert, werden drei Serien weltweit zum ersten Mal gezeigt. Zur Ausstellung erscheint bei Schirmer/Mosel ein Katalog mit einem Essay des renommierten französischen Kunstkritikers Prof. Dr. Philippe Dagen.

Bettina Rheims, geboren 1952 in Neuilly-sur-Seine bei Paris, arbeitete in jungen Jahren als Mannequin. 1978 begann sie zu fotografieren - ihre ersten Modelle waren Pariser Stripperinnen. Das Thema des weiblichen Körpers in erotischen und voyeuristischen Situationen zieht sich seither durch ihr ganzes Werk. Sie arbeitete für Modemagazine, Plattenfirmen und Werbeagenturen und hat unter anderem Madonna, Claudia Schiffer und Milla Jovovitch porträtiert sowie Kate Moss entdeckt. 1987 drehte sie das Video zu „Voyage, Voyage" von Desireless. Neben Auftragsarbeiten geht Bettina Rheims freien, künstlerischen Projekten nach. Ihr erster Bildband „Female Trouble” erschien 1991. Internationale Bekanntheit erreichte sie 1992 mit der Publikation „Chambre Close”. 1995 erhielt Bettina Rheims den Auftrag, das offizielle Porträt des neu gewählten Präsidenten von Frankreich, Jacques Chirac, anzufertigen. In Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller Serge Bramly produzierte sie 1999 die Serie „I.N.R.I.”, in der Szenen aus dem Leben Christi in einer psychiatrischen Heilanstalt nachgestellt wurden. Weitere Veröffentlichungen sind „Shanghai” (2003) und „More Trouble” (2004).

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Bettina Rheims. Can You Find Happiness?
Fotografien