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Mit der Ausgabe 2017 wird die als Fotofestival Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg international bekannt gewordene Ausstellung zur Biennale für aktuelle Fotografie umgewidmet.

Laufzeit: 09.09. – 05.11.2017, Eröffnung: 08.09.2017

Die erste Biennale für aktuelle Fotografie, die ab dem 9. September 2017 in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg zu sehen sein wird, verabschiedet sich von der Fotografie, wie sie bisher bekannt ist. Unter dem Titel Farewell Photography beleuchtet ein sechsköpfiges Kuratorenteam einen sich radikal verändernden Umgang mit Bildern im digitalen Zeitalter und präsentiert einen anderen Blick auf die Geschichte der Fotografie. In sieben Kapiteln, in sieben Häusern der Region, zeigt die Biennale Arbeiten von mehr als 60 internationalen Fotografinnen und Fotografen, Künstlerinnen und Künstlern.

Das Kuratorenteam um Florian Ebner und Christin Müller, Fabian Knierim, Boaz Levin, Kerstin Meincke und Kathrin Schönegg stellt heute in Mannheim das Konzept der ersten Biennale für aktuelle Fotografie vor, die vom 9. September bis 5. November 2017 in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg stattfinden wird. In sieben beteiligten Institutionen werden junge zeitgenössische Arbeiten, die unsere digitale Bildkultur reflektieren, historischen fotografischen Positionen gegenübergestellt. Mehr als sechzig internationale Künstlerinnen und Künstler zeigen zum Teil eigens für die Biennale entwickelte Arbeiten. Der Stadtraum wird mit künstlerischen Interventionen und performativen Formaten bespielt. Eine umfangreiche Website soll die Debatten und Ergebnisse um die Biennaleausstellung öffentlich zugänglich machen.

Mit ihren unterschiedlichen Perspektiven fragen die sechs Kuratorinnen und Kuratoren in sieben Themenfeldern nach der Materialität und den Gebrauchsweisen, ebenso wie nach dem gesellschaftspolitischen Potenzial der Fotografie. Hierfür spiegeln sich zeitgenössische Positionen in historischen Bildern und Bildersammlungen, ebenso wie in regionalen Fotoarchiven. Auftragsarbeiten werden für die Biennale an Künstlerinnen und Künstler vergeben, die auf die lokalen gesellschaftspolitischen Bedingungen und Milieus reagieren. In den Ausstellungen treffen historische Glasplatten auf digitale Bilder, fotografische Alben von Migrantenfamilien auf Arbeiten internationaler Akteure, künstlerische Positionen auf journalistisches Bildmaterial, Installationen im Museumsraum auf Interventionen im Stadtraum. Zugleich werden neue Formate der Partizipation eine wichtige Rolle spielen – über Exponate, die Publikumsinterventionen einschließen, den Einbezug lokaler Gesellschaftsgruppen in die künstlerische Produktion oder offene Vermittlungs- und Veranstaltungsformate.

Farewell Photography besteht aus sieben Ausstellungskapiteln: im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen stehen die Bruchstellen im Übergang von analoger zu digitaler Fotografie zur Diskussion. In einer zweiten Schau am selben Ort liegt der Fokus auf dem performativen Potenzial der neuen Bilder, abseits des klassischen Papierabzugs. Die Ausstellung in der Sammlung Prinzhorn in Heidelberg kreist um den Moment des Fotografiertwerdens und den damit verbundenen Dialog zwischen Fotograf und Bildprotagonist. Ausgangspunkt sind ein kleines Konvolut von Patientenfotografien aus der Sammlung und Lehrbücher der Psychologie aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Im Heidelberger Kunstverein wird der Zusammenhang zwischen Globalität, Ökonomie und Fotografie thematisiert. Die Begriffe Arbeit und Migration bestimmen die gezeigten Fotografien aus privaten und öffentlichen Archiven neben weiteren Positionen von zeitgenössischen Künstlern. Im Kunstverein Ludwigshafen findet eine Auseinandersetzung mit der Rolle des fotografischen Bildes in politischen Prozessen statt. Das gesellschaftliche Potenzial von Fotografie, Aufruhr und Revolte zu initiieren, steht der Lähmung von Entwicklungen durch Bilder gegenüber. Was eine Fotografie über die Haltung der Autoren hinter der Kamera verrät, wird im Zephyr in Mannheim zur Diskussion gestellt. Bilder mit unterschiedlicher Funktion von gleichen Ereignissen – Nachrichtenbilder, Polizeiaufnahmen, private Bilder – werden einander gegenüber gestellt. Der private Umgang mit Bildern ist Thema im Port25 in Mannheim. Aufgrund ihrer leichten Verfügbarkeit war die Fotografie stets populäres Medium sozialen Austauschs – die Ausstellung fragt nach heutigen Verbreitungswegen der Bilder und was überhaupt in Umlauf gebracht wird und mit welcher Motivation.

Der fotografische Bestand der Kunsthalle Mannheim ist darüber hinaus Ausgangspunkt für eine neue Arbeit von Arno Gisinger. Das über 7000 Bilder umfassende Glasplatten-Archiv – in erster Linie Kunstreproduktionen, Ausstellungsdokumentationen und Architekturfotografie von der Museumsgründung 1907 bis in die frühen 1960er Jahre – ist das bisher für Besucher unzugängliche visuelle Gedächtnis der Institution. Es bildet die von politischen Umbrüchen gezeichnete Ausstellungspolitik ebenso wie die außergewöhnliche Geschichte des Museums ab, die Arno Gisinger in den öffentlichen Raum und so in einen zeitgenössischen Wahrnehmungskontext übertragen wird.

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Rosa Barba, Natalie Bookchin, Kilian Breier, Harun Farocki, Arno Gisinger, Simon Gush, Alfredo Jaar, Sven Johne, Katia Kameli, Eva und Franco Mattes, Arwed Messmer, Peter Miller, Naeem Mohaiemen, Pétrel I Roumagnac (duo), Willem de Rooij, Belit Sağ, Andrzej Steinbach und Wolfgang Tillmans u.a.

Teilnehmende Institutionen 2017 sind: Zephyr – Raum für Fotografie, Port25 – Raum für Gegenwartskunst, Kunsthalle Mannheim (Außenraum) (Mannheim), Wilhelm-Hack-Museum, Kunstverein Ludwigshafen (Ludwigshafen); Sammlung Prinzhorn, Heidelberger Kunstverein (Heidelberg).

Zur Geschichte: Seit seiner ersten Ausgabe 2005 hat sich das Fotofestival Mannheim – Ludwigshafen – Heidelberg zu einem der wichtigsten kuratierten Fotoereignisse mit internationaler Strahlkraft in Deutschland etabliert. Die Biennale für aktuelle Fotografie wird sich künftig weiterhin durch die Konzepte der zweijährig wechselnden Gastkuratoren auszeichnen, die immer wieder neue Aspekte der zeitgenössischen Fotografie behandeln, im Dialog mit den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern, der Metropolregion, den drei Veranstaltungsstädten und den lokalen, nationalen und internationalen Besuchern. Beteiligt sind die bedeutendsten Ausstellungshäuser der drei Städte, deren spezifisches Profil jeweils in die Ausstellungskonzeption einbezogen wird. Zuletzt zählte das Festival mehr als 35.000 Besucher. Für die Realisierung der Biennale arbeiten Kulturveranstalter und -förderer der ganzen Metropolregion eng zusammen. Die Biennale verbindet die drei Städte und ihre Kulturinstitutionen in einem städteübergreifenden Dialog miteinander und hat für diese Zusammenarbeit bundesweit Modellcharakter erlangt.