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Information und Kommunikation beschreiben ein neues Verhältnis im Umgang mit Wissen. An den gesellschaftlichen Auftrag "Bildung" werden nach der Loslösung von normativen Erziehungsmodellen neue Anforderungen gestellt. Mit der zunehmenden Ökonomisierung von Wissen und seiner Distribution bleibt der Erwerb nicht auf den Rahmen der Ausbildung beschränkt. Wissenschaftliches Wissen und die ihm angeschlossenen Technologien ersetzen seit der Moderne die traditionellen Instanzen der Weltdeutung: Religionen, Kulte, Magien. Bildung war das Instrument säkulärer Gesellschaften, sich von ideologiebefrachtetem Ideengut zu befreien. Damit war Bildung von Anfang an Motor der Modernisierung. Bildung war in der Hauptsache die Hoffnung auf soziale Veränderung. Über gebildete Einsicht erhoffte sich der Connaisseur des 18. Jahrhunderts eine Selbstständigkeit gegenüber dem Adel, Bildung war die Utopie der Arbeiterklasse und wurde im 20. Jh. die Hoffnung des Kleinbürgers, aus seinen Lohn- und Kapitalgrenzen auszubrechen. Die Kunst, der immer eine Erkenntnisfunktion eingeschrieben ist, hat diese Ideale mitverfolgt und mitgeprägt. Sie hat dem Projekt der Moderne Ideen zugeliefert und zur Emanzipation durch Wissen beigetragen. Allerdings ist das humanististische Ideal vom allgemeinen Wissen durch die rasende Wissensvermehrung heute anachronistisch geworden. Evaluierungen beziehen sich nunmehr nicht auf das Wissen selbst, - es ist ohnedies tausendfach gespeichert-, sondern auf die Art der Vermittlung. In diesem Sinn ist es das Anliegen der Kunst, nicht Wissen zu schaffen, sondern die Vermittlung von Wissen zu prüfen.

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bildung.
Information, Kommunikation und Didaktik in der zeitgenössischen bildenden Kunst, steirischer herbst 99
Kuratoren: Eva Maria Stadler, Thomas D. Trummer

Künstler: John Bock, Alice Creischer, Christine und Irene Hohenbüchler, Jakob Kolding, Jonathan Monk, Silke Schatz, David Shrigley, Stephen Willats