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„Immer ist der Künstler derjenige, der etwas Tiefeigenes, Einsames, etwas, was er mit niemandem teilt, sagen will, sagen muss und immer versucht er das mit dem Fremdesten, Fernsten, das er noch überschauen kann, zu sagen.“ (Rainer Maria Rilke)

Pressemitteilung

Björn Dahlem: Strahlen 2. März – 14. April 2012 Eröffnung: Freitag, 2. April 19-22 Uhr

In seiner ersten Einzelausstellung bei Sies + Höke zeigt Björn Dahlem (*1974) neue raumgreifende Installationen und Skulpturen.

Björn Dahlems kompliziert-filigrane, harmonisch austarierte Assemblagen aus Holzlatten, Alltagsfundstücken, Flohmarktleuchten oder Neonröhren beziehen sich auf physikalische Phänomene und Wissenschaftsmodelle. Inszeniert und zusammengestellt aus bewusst einfachen Materialien, visualisieren sie – ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit – die Vorstellungsbilder komplexer Theorien und Modelle aus Kosmologie, Astronomie, Teilchenphysik oder Quantenmechanik; Themen jedenfalls, die den Menschen an die Grenzen der eigenen Vorstellungskraft stoßen lassen. Dahlem, der als Sohn eines Physikers schon früh in Kontakt kam mit hochgradig abstrakten Gedankenkonstrukten, interessiert sich allerdings nicht für die bloße Nachbildung wissenschaftlicher Modelle, sondern vor Allem für die inneren Widersprüche und Fragen, die sie aufwerfen: nach gescheiterten Utopien, nach Spiritualität, nach der menschlichen Existenz als solcher. Mit charmanten Details und viel Genauigkeit in der Umsetzung skizziert der Künstler fast spielerisch existenzielle Fragen.

Für diese Ausstellung realisiert Dahlem zwei neue großformatige Installationen. Im vorderen Galerieraum ist die Magellansche Wolke (2012) zu sehen, eine mit Neonlampen bestückte Stabkonstruktion, die als durchlässiges Volumen in wolkenhafter Form durch den Raum mäandert. Die Magellansche Wolke ist eine Nachbargalaxie der Milchstraße, die Ferdinand Magellan 1519 während der ersten Weltumseglung entdeckte. Dahlem deutet hier auf die Paradoxie hin, dass erlangtes Wissen immer neue Fragestellungen nach sich zieht: Kaum ist die Erde erstmals umrundet, eröffnet der Blick in den Weltraum weitere zu erforschende Felder. Der diffuse Nebel der Magellanschen Wolke steht so für immer neue Fragen und Entdeckungslust.

Ganz anders ist die zweite Installation gestaltet, die Dahlem im unteren Ausstellungsraum zeigt. Sonne (2012) ist ein chaotisches Ausbund an Energie, ein explodierender Ball aus Licht und Strahlung. Dahlem sieht dies als Metapher für das energetische Moment eines Künstlers, dessen fruchtbares und kreatives Potenzial eine feine Balance zwischen Chaos und Ordnung erfordert.

Die Serie Partikel (2012), zu sehen auf der Empore, befasst sich im Gegensatz zu den oben dargestellten Himmelskörpern bzw. Galaxien mit den kleinsten Elementen unseres Universums: Teilchen. So klein wie die Partikel, die hier dargestellt werden, sind auch die Skulpturen samt Vitrinen. Dahlem deutet hier den „Verlust der Anschaulichkeit“ an, eines der größten Probleme der Teilchenphysik, deren unvorstellbar kleine Objekte mathematisch konstruiert sind und nur indirekt durch Messdaten nachgewiesen werden können. Die Grenze zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit ist hier aufgehoben, die Partikel sind abstrakte Gegenstände.

Björn Dahlem wurde 1974 in München geboren und lebt in Berlin. Für 2012 ist eine Einzelausstellung im Oldenburger Kunstverein geplant; zu seinen bisherigen Einzelausstellungen zählen: Die Therorie des Himmels II – Die Milchstraße, KIT – Kunst im Tunnel, Quadriennale 2010, Düsseldorf (2010); The Magic Mountain, Kunstraum Innsbruck (2010); The Theory of Heaven I – Bright Matter, La Conververa Murcia, Spanien (2009); Helle Materie, Magazin4 – Bregenzer Kunstverein (2007); Solaris, UCLA Hammer Museum, Los Angeles (2004); Utopia Planitia II, Hamburger Bahnhof, Berlin (2004). Zu seinen jüngsten Gruppenausstellungen zählen: Wunder, Deichtorhallen Hamburg (2011); Triennale 2011, Yokohama (2011); The Shape of Things To Come: New Sculpture, Saatchi Gallery, London (2011); Weltraum. Die Kunst und ein Traum, Kunsthalle Wien (2011).

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Björn Dahlem
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