press release only in german

Eine andauernde Forschungsreise zu den Road Kills auf der NY Route 385 und deren tragische bis tragisch komische visuelle Überführung in die Ausstellung “Extinct Topographies”.

Die NY Route 385 verläuft im US-Staat New York kurvenreich durch jene berühmte Landschaft entlang des Hudson Rivers, die im 19. Jahrhundert von Künstlern und Literaten zum Ideal einer nordamerikanischen romantischen Landschaft erhoben worden war. In den letzten Jahren widmete sich Bob Braine diesem State Highway als Landschaftselement, das radikale Veränderungen im lokalen Ökosystem hervorgerufen hat. Als zu untersuchende Größe wählte der New Yorker Künstler einen vermeintlichen Nebenschauplatz: die “Road Kills”, d.h. die Tiere, die auf der Straße durch Verkehrsunfälle verendet sind und geläufig als ´Kollateralschäden` gelten. Sie sind Fundstücke und gleichermaßen Symptome seiner “Extinct Topographies”.

Die Fotografien, die Bob Braine jetzt in der gleichnamigen Ausstellung zeigt, bewegen sich zwischen Tierportraits und Stillleben: Eine erhobene mit der Innenfläche dem Betrachter zugewandte Maulwurftatze ist mit “Stop” betitelt, der Hinterlauf eines Waschbären wird zur Zwischenlandebahn eines Schmetterlings, ein Kojote am Straßenrand wird zwischen Unfallversehrung und körperlicher Zersetzung gezeigt. Es sind raue Aufnahmen, oftmals in einer tragisch komischen Weise inszeniert. Hier setzt Bob Braine seine Erzählung fort und es entstehen neue Landschaftsbilder, die mit Elementen aus Dokumentation, Roadmovie und Cartoon Fragen nach Vielfalt von Lebensräumen, nach Ressourcen und Nachhaltigkeit aufwerfen.

Für seine Ausstellung in der GFLK wird Bob Braine “Road Kills” ganz konkret als Material oder vielmehr Rohstoffe in einen neuen Zusammenhang überführen: den “NY Route 385 Coat”.

Bob Braines künstlerische Praxis besteht aus weltweiten Expeditionen in städtische und landschaftliche Areale, bei denen er mal mit der Waghalsigkeit eines Pioniers in einer großen erzählenden Geste, mal in Stille und mit der Akribie eines im Detail versunkenen Archäologen oder Tier- und Pflanzenforschers vorgeht. Gegenstand seiner Forschungsreisen sind dabei stets die ständig im Wandel befindlichen Kräfteverhältnisse zwischen industriellen und naturhaften Variablen in gegenwärtigen Ökosystemen. Sein Projekt “Two Waters” führte ihn bereits 1998 nach Hamburg. Mit einem selbstgebauten Boot, dem “Elbe River Unit 1/ Personal Research Vessel” mit eingelassenen Glasfenstern im Boden, befuhr er die städtischen Gewässer und erstellte Unterwasseraufnahmen.