press release only in german

Bojan Sarcevic (* 1974) präsentiert unter dem Titel Replace the irreplaceable in den Bögen 51 und 52 neue skulpturale Arbeiten, die mit den gegensätzlichen Möglichkeiten von Objekthaftigkeit spielen. Während Replace the irreplaceable (2006), so der gleichnamige Titel der großen Skulptur im Bogen 52, als schwerer Körper im Raum steht, stoßen die Gebilde im Bogen 51 an die Grenzen äußerster Fragilität, erzeugen den Eindruck leichter, fast schwebender Anwesenheit. Gemeinsam ist allen gezeigten Arbeiten die Reflexion auf die Sprache des Modernismus, die Sarcevic rekonfiguriert, nicht jedoch abbildet oder als reines Zitat nutzt.

Seine Skulpturen sind vielmehr selbstreferentielle Gebilde, die als formale Wieder-Holungen europäische Utopien nocheinmal aufscheinen lassen und in der Reinszenierung erneut freilegen. Im repetitiven (Aneignungs-)Prozeß entsteht ein Verfremdungseffekt, der die Skulpturen zu Zeitspeichern werden lässt. In den Skulpturen sedimentiert sich nicht nur die Karriere des Modernismus vom sozialkritisch imprägnierten russischen Konstruktivismus bis zu Nachkriegswirtschaftswundern, sondern in ihrer nur vagen Anformulierung eines Ort- und Zeitbezugs bleiben Sarcevis Gebilde merkwürdig ortlos, damit aber potentiell zu allen Seiten hin offen. Vielmehr treten sie als Behältnisse in Erscheinung, in denen sich Orte und Zeiten überlagern, Vergangenes sich erneut materialisiert, Zukünftiges sich vorsichtig entwirft. Replace the irreplaceable (2006) ist trotz architektonischer Referenz kein Gebäude, sondern ein skulpturaler Ort, der zwischen Außen und Innen changiert, die Möglichkeit einer Behausung anzubieten scheint und gleichzeitig selbst organisch wirkt. Replace the irreplaceable besitzt damit eine anthropometrische Dimension. Genau das unterscheidet Sarcevis Wieder-Holung von anderen zeitgenössischen Aufbereitungsstrategien des Formalismus. Klare und wiedererkennbare Bezugnahmen auf im Kunstbetrieb Vorausgegangenes, als ironisch markierte unpräzise ästhetische Herstellungsverfahren gehören exakt nicht zu Bojan Sarcevics Durchquerung formaler Möglichkeiten. Replace the irreplaceable spürt dem imaginären Potential des Versetzens nach, dem symbolischen Effekt, Dinge und Erfahrungen anders/ woanders/ in einer anderen Zeit wieder auftauchen zu lassen. Formale Präzision und Hochwertigkeit des Materials (Kupfer, Birnbaumholz) sind dabei zwei Komponenten, die zur sinnlichen Qualität der Skulpturen beitragen.

Pressetext