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Die Ausstellung >Look at me I look at water< basiert auf das gleichnamige Buch von BorisMikhailov, dass 2004 bei Steidl veröffentlicht wurde.

Nachdem man im Nachlass von Heiner Müller Hinweise auf Arbeiten von Mikhailov fand, begannBoris Mikhailov 1999 auf Anregung der Heiner Müller Gesellschaft mit einem eher biografisch orientieren Projekt in Buchform. >Look at me I look at Water< ,das Resultat, erschien 2004 inDeutsch und Englisch und ist bereits vergriffen. Damit schloss er an >Unfinished Dissertation< von 1985 an. Damals entstand im Widerspruch zum Titel ein Werk in Form eines bebildertenTagebuches des Künstlers. Dort wurden erstmals Fotografien aus unterschiedlichen Werkgruppen neu zusammengeführt und von ihm in russischer Sprache mit handschriftlichen,teils poetischen teils sehr persönlichen Anmerkungen versehen.

In seinem Buch >Look at me I look at water< greift er diese Arbeitsweise wieder auf und schafftein vielschichtiges Werk voller Humor, Erotik, sozialem Engagement, Reflektionen über die Kunst und die eigene künstlerische Tätigkeit. Dabei rückt er Fotografien in das Blickfeld desBetrachters, die schockierend, beiläufig, ergreifend und von größter Schönheit sein können. Immer werden sie Teil einer eigenen Kosmologie, die in Verbindung mit den beigefügten Textendem Betrachter zugänglich gemacht wird.

Für die Ausstellung hat Boris Mikhailov ausgehend von der konzeptuellen Vorarbeit für das Buch>Look at me I look at water< 30 Arbeiten entwickelt, die hier nun erstmals gezeigt werden. Die einzelnen Werke sind häufig Bild-Text-Collagen unterschiedlichen Formats, die BorisMikhailov aus zwei oder mehr Fotografien zusammengesetzt und teilweise überarbeit hat(z.B. bei: >My horror is that my enemy has no face<.

Die meisten dieser Arbeiten sind mit handschriftlichen Anmerkungen in kyrillischer Sprache und anderen Texten versehen, eine maschinengeschriebene deutsche oder englische Übersetzungist auf dem Passepartout angebracht heraus und beeindrucken unmittelbar durch ihre souveräne bildnerische Präsenz.

Mikhailov wurde 1938 in Kharkov, ehemals UdSSR, geboren und hat dort bis heute seinen Wohnsitz.Seine Bilder zeigen in ihrer distanzierten Schonungslosigkeit, dass die Würde des Menschen keineswegs unantastbar ist. Andererseits findet man den Künstler auf nicht wenigen Fotografien unterschiedslos unter ihnen. Selten hat jemand in so ungeschönter Weise die Lebenswirklichkeit seiner Landsleute und Zeitgenossen fotografiert und die sich verändernden Verhältnisse deutlicherdokumentiert. Die Armen, die Ausgestoßenen, Junge und Alte, denen in Folge des politischen Umbruchs nur das Leben auf der Straße bleibt, aber auch neureiche Badeurlauber am SchwarzenMeer, hat er auf seinen vielen Reisen durch Russland, Rumänien, Deutschland – seit 1993 lebt er zeitweise in Berlin - und durch seine Heimat, die Ukraine, immer wieder fotografiert.

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