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Mikhailovs Optik ist „liebevoll aber dennoch negativ und phobisch“. Viktor Tupitsyn

Boris Mikhailov wurde 1938 in Charkow, in der Ukraine geboren. Diese ukrainische Kleinstadt war jahrzehntelang sein Wohnort und gleichzeitig seine Inspirationsquelle. Seit einigen Jahren lebt er in Berlin und Charkow. Charkow ist Symbol für das riesige vergessene Kernland der Sowjetunion. Mikhailov besitzt die Fähigkeit Ungewöhnliches an Orten zu entdecken, an denen andere gar nichts sehen. Unzähmbare Phantasie, Hartnäckigkeit, Scharfblick und Mut kennzeichnen sein fotografisches Werk.

Die Kombination der unterschiedlichen Verwendungsweisen der Fotografie können als konzeptuelles Projekt gewertet werden. So ist Mikhailovs Arbeit sowohl konzeptuell als auch dokumentarisch.

Seine Fotografien gelten als historisches Dokument, als Mittel, um Kunstwerke zu schaffen, als Selbstportrait und als politischer Kommentar. Zu seiner Experimentierfreude bemerkt Mikhailov: „Ich brauche die Summe der Bilder, Sequenzen und Serien, damit ich die Richtigkeit einer Wahrnehmungsweise in Zweifel ziehen kann!“

Mikhailov arbeitete als Ingenieur in einer Fabrik in Charkow. 1966 erhielt er den Auftrag, einen Kurzfilm über diese Fabrik zu drehen. Der KGB entdeckte bei Mikhailov private Aktfotos, die er von seiner Frau gemacht hatte. Diese wurden beschlagnahmt und daraufhin verlor er seine Arbeitsstelle.

Der Künstler und Intellektuelle hat 30 Jahre staatliche Überwachung überstanden, ohne im Gefängnis zu landen - oder zu verzweifeln. Sein Werk kann auch als historische Dokumentation über den Wandel der Sowjetunion von 1969 bis 2000 gewertet werden.

Zu den zahlreichen Auszeichungen, die Mikhailov erhielt zählen: Albert Renger-Patzsch Buchpreis; Award of Coutts Contemporary Art Foundation; Auszeichnung der Hasselblad-Stiftung, Schweden; Citibank Fotografie-Preis; Foto-Buchpreis der Krazna-Krausz-Stiftung, London (Kraszna-Krausz Book Award)

In der Ausstellung werden rund 40 Arbeiten in der Technik der Überlagerung, so auch der Titel einer Vielzahl von frühen Arbeiten Mikahailovs aus den 60er und 70er Jahren, gezeigt. Zwei überlagert projizierte Diapositive stellen für den Künstler die ideale Technik dar, um klare Aussagen mit freier Assoziation zu verbinden. Nackte Körper werden von Text überlagert, verschiedenste Gegenstände werden zusammengeführt und lösen neue Leseansätze aus. Auf obenstehendem Foto liegt ein weiblicher Akt (in der Sowjetunion ein verbotenes Sujet) auf einem Teppich - vielleicht ein Zauberteppich, auf dem sich davonfligen lässt? Es entsteht eine Gegenüberstellung von potentiell pornografischen Bildinhalten und hoher literarischer Tradition.

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Boris Mikhailov
Fotografie
Kurator: Valerio Deho