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Vom 13. November 2009 bis 28. Februar 2010 zeigt das Museum die erste gattungsübergreifende Ausstellung zu Sandro Botticelli (um 1445–1510) in Deutschland. Die äußerst komplexen und langjährigen Leihverhandlungen sind mittlerweile abgeschlossen, maßgebliche Leihgaben, wie die „Minerva mit dem Kentauren“ aus den Uffizien, die „Madonna Guidi“ aus dem Louvre, das Porträt des Giuliano de’ Medici aus der National Gallery in Washington oder die einzigartige „Maria mit Kind“ aus der National Gallery of Scotland, konnten für die Ausstellung gesichert werden. Allein für die berühmte „Minerva“ – ein Schlüsselwerk der Uffizien ? standen Direktor Max Hollein und Kurator Dr. Andreas Schumacher, maßgeblich unterstützt durch den italienischen Botschafter Antonio Puri Purini, seit über zwei Jahren mit den Kollegen aus Florenz in Kontakt. Erstmals seit ihrer ursprünglichen Aufstellung werden im Städel Museum auch die vier großformatigen Zenobiustafeln Botticellis durch Leihgaben aus dem Metropolitan Museum New York, der National Gallery London sowie der Dresdner Gemäldegalerie wieder zusammengeführt. Insgesamt wird die Ausstellung über 80 Werke Botticellis, seiner Werkstatt und Zeitgenossen ? darunter Filippino Lippi oder Andrea del Verrocchio ? zeigen können. Die bedeutendsten Gemäldesammlungen Europas und der USA unterstützen die Schau mit zentralen Werken des Florentiner Renaissancekünstlers. Die Sonderausstellung widmet sich kostbaren Schöpfungen aus allen Schaffensphasen Botticellis, konfrontiert diese mit thematisch verwandten Werken seiner Künstlerkollegen und beleuchtet sie im historischen Kontext ihrer Entstehung. In drei Teile gegliedert stellt sie die verschiedenen Aufgaben und Themenkreise vor, denen Botticellis malerisches OEuvre verpflichtet ist. An erster Stelle führen Porträts sowie allegorische Bildnisse vor Augen, wie differenziert der Maler diese hoch entwickelte Gattung zu nutzen und durch neue Impulse zu bereichern verstand. Im Mittelpunkt des zweiten Teils stehen Botticellis berühmte mythologische Darstellungen weiblicher Gottheiten und Tugendheldinnen, das dritte Kapitel der Ausstellung widmet sich schließlich dem reichen Bestand seiner religiösen Malerei. Die Ausstellung wird von der Commerzbank-Stiftung gefördert. Zusätzliche Unterstützung erfährt sie durch die Alnatura Produktions- und Handels GmbH.

Die Malerei des Sandro Botticelli ist zu einem Markenzeichen der italienischen Renaissance geworden, sein monumentales „Weibliches Idealbildnis“ (um 1480) gehört zu den Hauptwerken der Sammlung des Städel Museums. Die ideale Schönheit seiner mythologischen Gestalten und die elegante Anmut seiner Madonnenfiguren machen Botticellis Schöpfungen zum Inbegriff der Florentiner Kunst im Zeitalter der Medici-Herrschaft unter Lorenzo dem Prächtigen. Der viel gepriesene Zauber seiner Bildsprache liegt dabei nicht vorrangig in der meisterhaften Umsetzung von Renaissance-Idealen, sondern in der einzigarti-gen Ausdruckskraft seiner Figurenschöpfungen begründet, die ihre klassisch graziöse Schönheit feierlich und vielfach mit melancholischer Note in Szene setzen. Der zunächst zum Goldschmied und dann in der Werkstatt des Fra Filippo Lippi ausgebildete Sandro Botticelli zählt neben Verrocchio, Ghirlandaio und den Brüdern Pollaiuolo zu den erfolgreichsten Malern im Florenz der zweiten Hälfte des Quattrocento. Seit dem Jahr 1470 sicherte er sich prestigeträchtige öffentliche Aufträge und etablierte sich als Maler großer Altarbilder. Zeitlebens stand Botticelli in der Gunst der regierenden Medici und ihrer Gefolgsleute. Bei der Umsetzung ihrer Wünsche nach innovativem Bildschmuck konnte sich der Meister nicht nur auf seine Kenntnis der Florentiner Bildtraditionen und der antiken Kunst, sondern auch auf konkrete Anregungen und Konzepte aus dem Kreis der um Lorenzo de’ Medici versammelten Humanisten stützen. Als Tafel- und Freskenmaler gleichermaßen geschätzt, genoss Botticelli höchstes Ansehen über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus und zählte deshalb zum Kreis der Maler, die Papst Sixtus IV. 1481 zur Ausstattung der Sixtinischen Kapelle nach Rom bestellte. Vor allem sein viel diskutiertes Spätwerk bringt die charakteristischen Merkmale seines eigenwilligen Stils zu extremer Entfaltung. Von der Zeichenkunst geleitet, folgt Botticelli der Vorliebe, seine Figurendarstellungen scharf konturiert, stark bewegt und gestenreich in Szene zu setzen und dabei mehr in Linien- und Flächengefügen denn in Raum und Volumen zu komponieren. Seine Malerei hebt sich auf diese Weise schon seit seinen frühen Jahren deutlich von der Konkurrenz und den aktuellen theoretischen Forderungen ab. Das ist einer der Gründe, weshalb die kunsthistorische Forschung, die Botticelli seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl großer Monographien und zahllose Werkstudien gewidmet hat, dem Künstler auch 500 Jahre nach seinem Todestag (17. Mai 1510) stets eine Sonderposition zuweist.

Kurator: Dr. Andreas Schumacher (Städel Museum) Wissenschaftliche Mitarbeit: Gabriel Dette M. A. und Dr. Bastian Eclercy (Städel Museum)

Katalog: Zur Ausstellung erscheint im Hatje Cantz Verlag ein umfangreicher, von Andreas Schumacher herausgegebener Katalog mit Texten von Cristina Acidini, Gabriel Dette, Bastian Eclercy, Hans Körner, Lorenza Melli, Ulrich Rehm, Volker Reinhardt, Anna Rühl und Andreas Schumacher.

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Botticelli - Bildnis, Mythos, Andacht
Sandro Botticelli
Kurator: Andreas Schumacher

Künstler: Sandro Botticelli, Filippino Lippi, Andrea del Verrocchio, Francesco Botticini, Raffaellino del Garbo, Antonio del Pollaiuolo, Angelo Bronzino, Donatello , Lorenzo Ghiberti, Bertoldo di Giovanni, Giovanni Antonio de Rossi, Niccolo Fiorentino, Baccio Baldini, Giovanni Angelo Missaglia, Lucas Cranach der Ältere, Giuliano Giamberti da Sangallo, Antonio Rossellino