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Bouchra Khalili. The Tempest Society / Twenty-Two Hours
24.08.2018 - 21.10.2018
Eröffnung: 23.08.2018 19:00 Uhr

Bouchra Khalili zeigt aktuelle Videoarbeiten im Museum Folkwang in Kooperation mit der Ruhrtriennale 2018

Essen, 22.8.2018 – In Kooperation mit der Ruhrtriennale zeigt das Museum Folkwang zwei Videoinstallationen der französisch-marokkanischen Künstlerin Bouchra Khalili (*1975, in Casablanca). Ihre Arbeiten widmen sich politischen Themen; sie porträtieren Mitglieder verschiedener politischer Minderheiten und deren Strategien von Widerstand. Khalili formuliert die Zusammenhänge von Subjektivität und kollektiver Geschichte immer wieder neu aus und untersucht die komplexen Beziehungen zwischen dem Einzelnen, seinen Pflichten als Bürger und der Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft. Khalili ruft eine (neue) kollektive Stimme der Akteure ins Leben.

In Twenty-Two Hours, 2018, eine Produktion für die Ruhrtriennale, widmet sich Bouchra Khalili Jean Genets Aufenthalt in den USA im Jahr 1970. Auf Einladung der Black Panther Party solidarisierte sich der französische Schriftsteller Genet mit der Bürgerrechtsbewegung und ihren willkürlich inhaftierten Anführern. In den zwei Monaten, die er in den Vereinigten Staaten verbrachte, durchquerte er das Land und plädierte unablässig für Solidarität. Heute, beinahe 50 Jahre später, untersuchen zwei junge Afroamerikanerinnen Genets Einsatz für die Black Panther Party. Die beiden Frauen, Filmemacherinnen und zugleich Erzählerinnen, kombinieren Bildfragmente, Tonaufnahmen, historische Fakten und Filmmaterial, um die Geschichte des Schriftstellers und der Black Panther Party zu erzählen – immer wieder unterbrochen von einem ehemaligen Mitglied der Partei und seinen persönlichen Erinnerungen an die Begebenheiten der Zeit. Twenty-Two Hours ist eine Reflektion über die Kraft von Partizipation und Solidarität. Die Videoarbeit zeigt die Relevanz des öffentlichen Sprechens sowohl im historischen Rückblick als auch in seinem zeitgenössischen Kontext und eröffnet einen Aktionsraum für politisches Engagement.

Parallel zu Twenty-Two Hours zeigt das Museum Folkwang den Film The Tempest Society, 2017, Bouchra Khalilis Beitrag zur documenta 14. The Tempest Society ist weder dokumentarisch noch fiktional, sondern vielmehr eine Hypothese: Im heutigen Athen gründen drei Individuen unterschiedlicher Herkunft eine Theatergruppe. Auf der Bühne, die zum Ort bürgerschaftlichen Engagements wird, untersuchen sie zusammen die gegenwärtige Situation in Griechenland, Europa und im Mittelmeerraum. Inspiriert von Al Assifa („Der Sturm“), einer aktivistischen Theatergruppe nordafrikanischer Einwanderer und französischer Studierender, nennen sich die jungen Athener The Tempest Society. In einer Theaterzeitung setzte sich Al Assifa im Frankreich der 1970er Jahre mit dem täglichen Kampf gegen Ungleichheit und Rassismus auseinander. 40 Jahre danach wird dieses vergessene Erbe in Griechenland wiederbelebt. Die Mitglieder der Tempest Society und ihre Gäste bringen auf der Bühne ihre individuellen Standpunkte zur Sprache und formulieren einen kollektiven Ruf nach Solidarität.