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Neumeister Bar-Am freut sich eine neue Reihe von Arbeiten des in Los Angeles lebenden Künstlers Bryan Morello (1988, San Francisco, CA) zu präsentieren. Es handelt sich um seine erste Einzelausstellung außerhalb der Vereinigten Staaten. Die Bildhauerei und Malerei umfassenden Objekte Morellos setzen sich mit dem Körper als eine durch physische Einschränkung ruhelos gewordene Entität auseinander. Bilder entstehen dabei als indexikalische Nebenprodukte der Herausforderungen unseres Daseins.

Die Gemälde sind wesentlicher Bestandteil von Morellos Auseinandersetzung mit Reibung und der physischen Bildübertragung seines Körpers zum einen und alltäglicher Materialien zum anderen. Sie entstehen, indem Ölkreide durch einen weichen synthetischen Stoff gerächt wird, der strukturierten Oberflächen aufliegt. So erscheinen geisterhafte Bilder von Gemäuern und Holz, mit Details aus Seil und Faden. In dieser Hinsicht fungiert der Körper als Scanner und erschafft eine photographische, xerokopieartige Bildsprache, die repetitive Arbeit erahnen lässt. Auf einen rechteckigen Rahmen gespannt zeigen die Bilder eine visuelle Präsenz, die zugleich fragmentarisch und affektvoll ist. Kleine Knoten aus farbigem Garn, die den Bildkörper durchstechen, verweisen auf die physische Beschaffenheit des Bildes und erforschen zugleich seinen Inhalt.

Morellos Skulpturen hängen wie Mobiles von der Decke. Sie ähneln womöglich: den Überbleibseln eines Angelhakens, nachdem man ihn durch eine Gasse geschleift hat, dem Zustand der Küche, wenn man einem Kleinkind uneingeschränkten Zugang zu den Schränken lässt, oder einer Rube Goldberg Maschine. Mit Schmutz und Staub geschmückte Apparate aus Metallstäben, Ketten, Kabeln, Bleigewichten und -barren, Miniaturholzteilen und Lehm sind durch Umhüllung, Verknotung und Verschnürung miteinander vernetzt. Von oben gehalten ist jeder Moment für die Stärke der Struktur von Bedeutung, gleichzeitig wird ein Gefühl von Zerbrechlichkeit und Gefahr vermittelt. An den Endpunkten der Armaturen werden die Materialverbindungen zur Bühne, die dem Betrachter den nächsten Schritt überlässt.

In Anlehnung an ältere Arbeiten des Künstlers, welche auf direktere Art und Weise eine Verbindung zwischen Sexualität und physischen Begegnungen der materiellen Umwelt aufzeigen, verfeinern seine neuen Werke diese Spannung und erzeugen so einen Dialog, der sich zwischen spielerischem Grauen und kontemplativen Vergnügen an Umweltkräften bewegt. Reibung und Schwerkraft werden in seinen Skulpturen zu Akteuren in einem Theater aus unbeabsichtigten Ereignissen und bekommen durch die Hand des Künstlers eine leitende Rolle zugeteilt. In den Gemälden wird das buchstäbliche Kratzen und Reiben der Materialien zur Besinnung über das indexikalische Wesen des Bildes. Zwischen diesen beiden erkennen wir die Entstehung einer Geschichte, die den semantischen Konflikt zwischen dem verkörperten Geist und den Kräften, die ihn bestimmen, herausarbeitet.

Matt Endler