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Üblicherweise werden in Ausstellungen „fertige“ Bilder als Produkte eines oft langen künstlerischen Entwicklungsprozesses gezeigt. Bei der aktuellen Ausstellung geht es darum, den künstlerischen Weg von der ersten Skizze bis zum fertigen Bild zu zeigen. Es ist also sozusagen ein Blick in das Atelier des Künstlers.

In der Ausstellung werden insgesamt 42 Gemälde präsentiert, denen einige hundert Entwurfsblätter in insgesamt 50 Rahmen gegenübergestellt sind. Die kleinformatigen Blätter sind häufig mit handschriftlichen Bemerkungen und mit genauen Angaben zu Maß und Farbgestaltung versehen. Erst nach intensiver gestalterischer Durchdringung übertrug Graeser die in Bleistift und Farbstift angelegten Skizzen in Malerei.

Camille Graeser zählt mit Max Bill, Richard Paul Lohse und Verena Loewensberg zum Kern der sogenannten Zürcher Konkreten, die seit Ende der 1930er Jahre wegweisend für die internationale Entwicklung der Konkreten Kunst wurden. Die hiesige „Sammlung Peter C. Ruppert – Konkrete Kunst in Europa nach 1945“ beherbergt herausragende Werke jener Künstlergruppe und im Besonderen auch zwei Gemälde von Camille Graeser. Damit gab sie den Anstoß für die Wechselausstellung, in welche auch diese beiden Werke integriert sind.

Geboren 1892 in Carouge bei Genf, zog Camille Graeser nach dem Tod des Vaters, eines Papierwarenfabrikanten, 1898 mit Mutter und Schwester nach Stuttgart. Nach einer Schreinerlehre studierte er von 1911 bis 1916 an der Königlichen Kunstgewerbeschule Stuttgart bei Bernhard Pankok Möbelbau und Innenarchitektur und eröffnete ein Jahr darauf ein eigenes Atelier für Innenarchitektur, Grafik und Produktgestaltung. Ein Jahr später trat er dem deutschen Werkbund bei, der 1907 gegründeten Vereinigung, die die Qualität kunstgewerblicher Produkte unter den Bedingungen industrieller Herstellung zu verbessern suchte.

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten veranlasste ihn 1933 zur Aufgabe des Stuttgarter Ateliers und Übersiedlung nach Zürich. Dort heiratete er 1936 Emmy Rauch. 1937/38 entwarf er erste „konkrete“ Bilder und Reliefs. Er schloss sich der konkret-konstruktiven Gruppe „Allianz“ an und stellte fortan mit dieser Gruppe bis zu deren Auflösung 1954 aus. In seiner Kunst entwickelte Camille Graeser systematisch sein Bildvokabular nach Prinzipien wie Rotation, Konstruktionen aus T-Elementen, Konstruktionen mit Balken oder Winkelelementen, Loxodromische (= schiefwinkeligen) Kompositionen.

Der Großteil der Werke der Ausstellung stammt aus der Camille Graeser-Stiftung, Zürich, deren Konservatorin, Vera Hausdorff M.A. das Konzept dieser Ausstellung entwarf. In abgewandelter Form wurde sie zuvor im Haus Konstruktiv in Zürich, im Museum Ritter in Waldenbruch und in der städtischen Galerie Wolfsburg gezeigt.   Ergänzt werden diese Bilder durch Leihgaben aus Museen und Privatbesitz, darunter das Kunsthaus Aarau, das Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund, das Kunstmuseum Stuttgart und das Haus Konstruktiv, Zürich.

Das Museum im Kulturspeicher freut sich besonders, diese Ausstellung auch im Rahmen der Feierlichkeiten seines 10jährigen Bestehens zu präsentieren. So gibt es insbesondere am Festwochenende vom 22. bis 26. Februar 2012 Veranstaltungen, deren thematischer Schwerpunkt um die Ausstellung kreist.

Zusätzlich wird die Ausstellung begleitet durch ein umfangreiches Programm mit Führungen, Workshops und Kreativtischen.

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Camille Graeser
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