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Wien - Dem wichtigen österreichischen Maler Carl Unger (1915 - 1995) widmet die Österreichische Galerie Belvedere eine umfassende Ausstellung im Oberen Belvedere. Ab 22. Februar sind unter dem Titel "Variationen" 120 Werke des Schülers und Schwiegersohn von Herbert Boeckl zu sehen. Die von Franz Smola kuratierte Ausstellung im Belvedere ist die umfassendste Retrospektive seit dem Tod des Künstlers. Zusammengefasst in Werkgruppen zeigt der Kurator die spannende Entwicklung des Künstlers, internationale Einflüsse und die Variation einzelner Themen (Landschaften, Don Quijote, Bethsabe etc.) in verschiedenen Techniken, vom Aquarell zum Ölgemälde.

Carl Unger wurde 1915 in der Nähe von Znaim geboren und war von 1935 bis 1939 Schüler in der Meisterklasse von Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Unmittelbar nach Abschluss der Akademie musste Unger während des gesamten Kriegs Militärdienst leisten. Unger zählt somit zur Generation von Künstlern, bei welchen der Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der darauf folgenden Aufbruchstimmung zusammen fällt. Er gehört zweifellos zu den wichtigen Vertretern der österreichischen Malerei, die sich von Anfang an intensiv mit der Internationalen Moderne auseinander setzten. Unger war Mitbegründer und langjähriges Vorstandsmitglied des progressiven Art Club in Wien. Durch seine frühe Teilnahme an den Biennalen von Venedig und seine Funktion als Kommissar für die Biennale in São Paulo hatte er sehr früh intensive Kontakte mit Künstlerkollegen aus dem internationalen Umfeld. In mehreren Phasen rezipierte Unger den Kubismus und die gegenstandslose geometrische Abstraktion. In seinem reifen Werk entwickelte Unger schließlich eine farbintensive, gestische, von der informellen Kunst beeinflusste Gestaltungsweise.

Seit 1949 ist Carl Ungers Wirken eng mit der heutigen Universität für angewandte Kunst in Wien verknüpft, wo er zunächst das Fach Künstlerisches Grundstudium leitete. 1963 übernahm er die Leitung einer Meisterklasse für Malerei, Graphik und Glasmalerei, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1985 innehatte. Von 1971 bis 1975 stand Carl Unger der Universität als Rektor vor. Mit dem von ihm gegründeten Institut für Kunst am Bau betonte Carl Unger stets auch die Notwendigkeit der Konfrontation der bildenden Kunst mit Kunstgewerbe und Architektur. Auch selber schuf Unger auf diesem Gebiet gelungene Beispiele, wie etwa das heute nicht mehr vorhandene große Wasserbecken vor der Wiener Stadthalle und die Decken- und Wandgestaltung des Großen Saals des Neuen Festspielhauses in Salzburg.

Die Auseinandersetzung mit und unmittelbar vor der Natur hatte für Ungers Werk stets zentrale Bedeutung. Sehr oft bilden bestimmte topografische, aber auch figürliche Themen eigene Werkgruppen, innerhalb welcher eine Neigung zur Variation spürbar wird. "Es ist wie ein Kaleidoskop, ich schaue durch und die Landschaft wird für mich zu einer abstrakten Landschaft", sagt der Künstler über sein Werk. Ungers malerisches Schaffen birgt eine unerschöpfliche Fülle von kaleidoskopartigen Variationen. Die Ausstellung trägt dieser spezifischen Neigung des Künstlers Rechnung und präsentiert das Werk des Künstlers in Form einzelner, voneinander klar getrennter Werkgruppen, die jeweils ein bestimmtes Thema variieren.

Zur Ausstellung ist ein von Franz Smola verfasster Katalog mit Werksverzeichnis und einem Vorwort von Gerbert Frodl im Eigenverlag der Österreichischen Galerie Belvedere erschienen. Der Katalog umfasst 147 Seiten und zahlreiche - großteils farbige - Abbildungen. Die Publikation wurde von der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Hans Dichand, hs art service austria GMBH, Kunsttrans, Finter Bank Zürich und Atelier Neumann unterstützt.

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Carl Unger. Variationen
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Oberes Belvedere