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Carlos Amorlaes Nuevos Ricos (in collaboration with Julian Léde)

Die Ausstellung Nuevos Ricos präsentiert erstmalig das gleichnamige Kunstprojekt und Plattenlabel des mexikanischen Künstlers Carlos Amorales in seiner gesamten Produktvielfalt und Reichweite. Die Kunsthalle Fridericianum bietet nicht nur einen Überblick über die Geschichte und die gesellschaftliche Positionierung des Projekts, sondern spiegelt vor allem das breite künstlerische Spektrum wider: Der abstrakte Grundriss einer Konzerthalle wird zur Plattform für Performances und Konzerte ebenso wie für Diskussionen über Themen wie Copyright und Piraterie.

Carlos Amorales (geboren in Mexico City, 1970) ist einer der bedeutendsten mexikanischen Künstler. Seine Medien reichen von Malerei, Zeichnungen und Installationen bis zu Videoanimationen und Performances. 2003 rief Amorales gemeinsam mit dem Musiker Julian Léde das Label Nuevos Ricos ins Leben. Das Projekt, das sich mittlerweile auch in den Bereichen bildende Kunst, Performance und Design vernetzt hat, wird in der Kunsthalle Fridericianum durch eine große Sammlung von Bildern, Postern und Texten, aber auch Tonträgern dokumentiert. In einem Franchise-Shop werden typische Merchandising-Artikel angeboten, während der provokativ gegenübergestellte kolumbianische „Pirate-Franchise-Shop“ Fragen nach Original und Kopie aufwirft und damit sowohl die Musikindustrie als auch den Kunstmarkt berührt. In beiden Bereichen bezieht Nuevos Ricos eine Position, die eine reale Alternative zum reinen Kommerz darstellt. Moderne Mittel wie die digitale Kopie oder der Download im Internet werden nicht als Bedrohung verstanden, sondern als Chance.

Ergänzend zeigt Carlos Amorales einen Ausschnitt seines Liquid Archive: ein digitales Bildarchiv, das zum Fundus einer individuellen Ikonographie geworden ist. Formal reduziert und betont monochrom, vor allem in den Farben Rot und Schwarz, besteht diese grafische Sammlung aus Motiven, die durch immer neue Kombinationen surreale, oft düstere Fantasiewelten entstehen lassen, die sowohl an klassische Mythologie als auch an moderne Horrorfilme – die Parallelwelten des Alltäglichen – erinnern. In der Kunsthalle Fridericianum dient dieses Archiv als Basis für sowohl eine große Wandarbeit in der Rotunde als eine „interaktive Installation“, in der mit auf Postern gedruckten Buchstaben, immer neue Statements zusammengesetzt werden können.

Nuevos Ricos Live in Concert Elementarer Bestandteil der Ausstellung ist die temporäre Konzerthalle, die Carlos Amorales und Julian Léde am 4. Dezember mit einer Live-Performance eröffnen. Ab 23:30 Uhr findet in der Galerie Loyal die Aftershow-Party mit Silverio (Nuevos Ricos) statt. Es folgen Felix Kubin mit seiner einmaligen Mischung aus Sci-Fi Pop, Noise, Animation Films, Radio Plays and Experimental Broadcasting am 15. Januar 2010, 22 Uhr und der „godfather of digital cumbia“ Dick El Demasiado am 12. Februar 2010, 22 Uhr.

Navid Nuur THE VALUE OF VOID

THE VALUE OF VOID ist die erste große Einzelausstellung von Navid Nuur (geboren in Teheran, 1976) in Deutschland. Sein Werk ist geprägt von der Auseinandersetzung mit den sich freisetzenden Prozessen, wenn sich eine Idee zum Kunstwerk manifestiert. Alltagsmaterial wird für Nuur zum künstlerischen Medium und die hintersinnigen Titel der Arbeiten erforschen die Idee, die dahinter steckt. Der Besucher betrachtet nicht das finite Ergebnis, sondern erfährt das Kunstwerk mitsamt seiner Entwicklung.

Für seine Einzelausstellung in der Kunsthalle Fridericianum stellt Navid Nuur ein umfangreiches Ensemble seiner "Intermodule" vor, das in seiner Vielfalt die Besucher einlädt, in seine künstlerische Gedankenwelt einzutauchen. Mit "Modul" nimmt der Künstler Bezug auf die Denkweise sowie auf die tatsächliche Konzeptualisierung, während er mit dem Begriff "Interim" auf den Raum und das Zeitweilige verweist und damit im Besonderen den prozessualen Charakter seiner Arbeiten hervorhebt.

Für die Räume des Fridericianums hat Nuur die Arbeit Let us meet inside you (2008) neu entwickelt und als Mauer aus 7000 Wasserflaschen in Kisten konzipiert. Auf jeder Flasche ist die Aufforderung des Titels zu lesen und der Prozess rückt in den Mittelpunkt, indem die Flaschen direkt im Fridericianum mit Wasser befüllt werden. Dieser Mauer steht eine zwanzig Meter lange Wand aus Steckschwämmen für Blumengestecke gegenüber, an deren Außenrändern der Künstler mit seinen Fingern Druckstellen hinterlässt, so dass der Eindruck des Auflösens und Verschwindens entsteht. Den Vorgang beschreibt er selbst als "leaving more and more emotional marks on the rational block". Zudem werden die Arbeiten Citysoil, die Leuchtkasten-Arbeit Vibes, eine neue Polaroid-Serie sowie die Neon-Arbeit Tentacle Thought Nr. 5 gezeigt. Die Form der Einbindung dieser Arbeit in das Kasseler Konzept stellt die Frage nach neuen Licht- und Materialverhältnissen; so erklärt Navid Nuur: „Mit dieser Arbeit wird Licht als komplexe Ganzheit betrachtet und nicht nur als Beleuchtung, die ein Kunstwerk hervorhebt.“